# taz.de -- It's Panda-Day in Berlin: Politik der Tiere | |
> Nach vierjährigen diplomatischen Bemühungen um die Pandas eröffnet der | |
> Panda Garden im Berliner Zoo. Mit Angela Merkel, Polizeibussen und Aperol | |
> Spritz. | |
Bild: Ist das Meng Meng oder Jiao Quin? Egal, der Bambus schmeckt jedenfalls | |
Es ist Pandawetter an diesem P-Day, dem Tag aller Tage, dem Ziel eines der | |
kompliziertesten diplomatischen Projekte zwischen China und Deutschland, | |
das es in letzter Zeit gegeben hat. Der Panda Garden im Berliner Zoo wird | |
eröffnet, die vor gut zehn Tagen aus China eingetroffenen Pandabären Meng | |
Meng und Jiao Qing werden begrüßt – und die Sonne scheint. | |
Die Schlange der Journalisten am Elefantentor des Berliner Zoos ist lang, | |
einige unterhalten sich auf Chinesisch, überall Polizeibusse, nur ganz weit | |
hinten, heißt es in der Schlange, wurden zwei Tibetaktivisten mit Plakaten | |
entdeckt, die allerdings nun nicht mehr zu sehen sind. Angeblich durften | |
kritische G20-Kundgebungen am heutigen Mittwochnachmittag nirgendwo in der | |
Stadt angemeldet werden, wo die chinesische Delegation vorbei kommt. | |
Das erste, was nach den strengen und langwierigen Taschenkontrollen am | |
Eingang auffällt: Alles ziemlich rot hier neuerdings. Gleich hinter dem | |
Brunnen mit den Robben gibt es einen neuen chinesischen Pavillon, der noch | |
nach Lack riecht, viele rote chinesische Lampions, die Bierbänke sind rot | |
überzogen und es gibt sogar annähernd rote Drinks, nämlich Aperol Spritz | |
für alle. | |
Die Feier geht los mit traditioneller chinesischer Musik vom | |
Volksmusikensemble Chendgu, der Heimat der beiden Pandas. Zoodirektor | |
Andreas Knieriem sieht ebenso glücklich wie erschöpft aus, als er seine | |
Begrüßungsworte spricht, Bürgermeister Michael Müller erinnert noch einmal | |
mit schelmischem Grinsen an den Pandabären Bao Bao, der – natürlich wegen | |
der guten Pflege – im Jahr 2012 im für Pandabären biblischen Alter von 34 | |
Jahren starb. | |
Aber im Grunde warten alle nur auf Kanzlerin Merkel und den chinesischen | |
Staatspräsidenten Jin Xinping, der sowieso wegen des G20-Gipfels in diesen | |
Breitengraden weilt. | |
## Merkel schäkert ein bisschen | |
Ja, Merkel kommt wirklich – und es hätte nur noch gefehlt, dass sie nicht | |
das türkisene, sondern ein blutrotes Kostüm getragen hätte. Sie schäkert | |
ein bisschen, spricht vom „besonderen Verhältnis der Berliner zu Bären“, | |
aber außer einer freundlichen Ermunterung, in Sachen Naturschutz noch einen | |
drauf zu legen, fällt nicht das leiseste kritisches Wort Richtung China. | |
Man ist sich einig: Die Pandabären sind ein Symbol für die enger werdende | |
Freundschaft zwischen China und Deutschland. Oder, in den Worten von | |
Staatspräsident Jin Xinping: „Die Pandas haben ein schönes neues Zuhause | |
bekommen.“ | |
Die vierjährigen Bemühungen um die Pandas von deutscher Seite: Sie scheinen | |
einfach zu kräftezehrend gewesen zu sein. Denn seit den 1980er Jahren | |
verschenkt China seine Pandas nicht mehr. Das Land gönnt sie ausgewählten | |
Ländern, als teure Leihgabe von Gnaden der Volksrepublik. Wer von China | |
einen Panda geliehen bekommen will, der muss sich in großer diplomatischer | |
Geduld üben. | |
Dafür sind die Pandas, wenn sie endlich da sind, aber auch eine | |
Geldmaschine. Kritische Stimmen werden nicht müde zu betonen, es gebe | |
nichts Langweiligeres in einem Zoo als diese schwarz-weißen Sexmuffel, die | |
Miete an China von einer Million Euro im Jahr sei viel zu teuer, ebenso der | |
5.500 Quadratmeter große Panda Garden mit Rutschen, Schaukeln, | |
Wasserläufen, eigener Krankenstation und klimatisiertem Innenbereich, der | |
zehn Millionen Euro gekostet hat. Fakt ist: Manche Pandas hatten in manchem | |
europäischen Zoo die Verdopplung der Besucherzahlen zur Folge. Ein Panda | |
ist mehr wert als jeder Knut. Auch Andreas Knieriem ist sich sicher: „Wir | |
werden dabei nicht drauf zahlen.“ | |
Als der Staatsakt endlich vorbei ist und alle sehnsüchtig darauf warten, | |
die Pandas endlich leibhaftig zu sehen, geht der Vorhang aber nur für die | |
geladenen Gäste und nicht für die Journalisten auf. Es sei in der letzten | |
Zeit zu verregnet gewesen, um die wertvollen Tiere auf das Außengelände | |
vorzubereiten, entschuldigt sich Knieriem. | |
Trotzdem geht ein entzücktes „uuuuh“ durch die Menge, als auf der | |
Video-Leinwand ein dicker Panda erscheint, der sich mit Appetit einer | |
Stange Bambus widmet. Meng Meng? Jiao Qing? Egal. Sie sind halt doch nicht | |
nur politische Tiere, sondern einfach auch ganz drollig. | |
5 Jul 2017 | |
## AUTOREN | |
Susanne Messmer | |
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