# taz.de -- Bremen regelt Werbung: Mit Donald Trump gegen Sexismus | |
> Als erstes Bundesland will Bremen sexistische Werbung aus dem | |
> öffentlichen Raum verdrängen. Ein Mittel: eine Plakatkampagne mit | |
> Sexist-in-chief Donald Trump. | |
Bild: Zum Glück nicht nackt: Stilisierte Abbildung des amerikanischen Präside… | |
Bremen taz | Mit nackten Frauen wurde schon so ziemlich jeder Scheiß | |
beworben: Busfahrten, Notenständer, Hundefutter, ja, sogar das neue Album | |
der völkischen Südtiroler Rockband Freiwild. Seit über 40 Jahren kämpfen | |
FeministInnen gegen Sexismus in der Werbung – konkrete Leitlinien sind | |
dabei nun erstmals in Bremen herausgekommen. Seit einem Senatsbeschluss aus | |
dem April ist es in der Hansestadt nämlich möglich, sexistische Werbung bei | |
einer behördlichen Beschwerdestelle zu melden. Wenn sich ein sexistisches | |
Plakat auf öffentlicher Werbefläche des Landes befindet, soll es schnell | |
wieder verschwinden. | |
Ein solches Verbot von sexistischer Werbung könnte künftig auch bundesweit | |
Schule machen. Einen entsprechenden Antrag hat Bremens Sozialsenatorin Anja | |
Stahmann (Grüne) auf der Gleichstellungs- und Frauenministerkonferenz | |
(GFMK) im Juni gestellt. Nach dem mehrheitlich angenommenen Antrag soll die | |
Bundesregierung prüfen, sexistische Werbung bundesweit nach dem Bremer | |
Vorbild zu unterbinden. | |
Derzeit ist die Bundesregierung um eine Bestandsaufnahme bemüht. Sie hat | |
[1][Pinkstinks, die in Hamburg sitzende Protestorganisation] gegen | |
Gender-Marketing und Sexismus in der Werbung, mit einem Monitoring | |
beauftragt, wie Stevie Schmidt, Geschäftsführerin von Pinkstinks, | |
bestätigt. | |
## Klare Kriterien | |
Zur Bestandsaufnahme entwickelt Pinkstinks derzeit eine bald erhältliche | |
App, die das Problemfeld abbilden soll. NutzerInnen sollen mit der App | |
Fotos von sexistischer Werbung machen, den Ort hinzufügen und hochladen. So | |
soll eine bundesweite Karte entstehen, auf der zu sehen ist, wo wie viel | |
sexistische Werbung hängt. Schmidt sagt: „Seit zwei, drei Jahren reißen | |
sich die großen Werbeagenturen am Riemen – sexistische Werbung findet sich | |
vermehrt im Internet. Draußen ist sie eher auf Flyern, Bierdeckeln oder an | |
der lokalen Würstchenbude zu finden.“ Schmidt lobt den Bremer Vorstoß: „E… | |
Gesetz ist bislang oft an den Kriterien, was Sexismus ist, gescheitert. Der | |
Bremer Senat hat die Definition vom Werberat übernommen. Das sind klare | |
Kriterien, die die meisten Menschen unterschreiben können.“ | |
In Bremen läuft es nun so: Beschwerden sollen an die Bremische | |
Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau (ZGF) | |
gerichtet werden, die gemäß der Kriterien des Deutschen Werberats (siehe | |
Kasten) einschätzt, ob ein Plakat sexistisch ist. Sie gibt dann eine | |
Handlungsempfehlung an die Baubehörde, welche die öffentlichen Werbeflächen | |
des Landes verpachtet und die Plakate bei Sexismus abhängen lässt. | |
Als Faustregel gilt Produktbezogenheit: Die Abbildung einer halbnackten | |
Frau, die Unterwäsche bewirbt, ist nicht sexistisch. Wenn jedoch dieselbe | |
halbnackte Frau Werbung für den Sessel, auf dem sie sitzt, oder sogar ein | |
Rechtsrockalbum macht, ist das Sexismus. Ein Freiwild-Plakat mit ähnlichem | |
Konzept hat in Bremen zu einer Beschwerde geführt. | |
## Sexist gegen Sexismus | |
Werbung für die Initiative aus Bremen macht derzeit ein weltbekannter | |
Sexist. Mit einer stilisierten Donald-Trump-Friese war dort zehn Tage lang | |
auf 120 großflächigen Plakatwänden der Slogan „Make Werbung great again“… | |
sehen. MasterstudentInnen der Uni Bremen hatten das Motiv im Auftrag der | |
ZGF in einem Projektseminar mit dem Plakataufsteller Ströer entworfen, der | |
die Werbeflächen dafür zur Verfügung stellte. | |
Laut ZGF-Leiterin Ulrike Hauffe war die Kampagne überaus erfolgreich: „Die | |
Plakate sind Stadtgespräch.“ Gerade die Verwendung von Trump gegen Sexismus | |
sorge für Aufsehen und infolgedessen für eine Beschäftigung mit dem Thema. | |
Sieben Beschwerden über sexistische Motive habe es seitdem gegeben – und | |
genau darum gehe es im Kern: Dass Sexismus Unmut und Gegenwehr erzeugt. | |
Auch wenn in den vorliegenden Fällen private Werbeflächen wie Autoaufkleber | |
oder Aufsteller vorm Sexshop betroffen waren. Dagegen kann die Stadt nicht | |
direkt vorgehen. Sie hat die privaten Eigentümer kontaktiert, bislang | |
allerdings erfolglos. | |
5 Jul 2017 | |
## LINKS | |
[1] https://pinkstinks.de/ | |
## AUTOREN | |
Gareth Joswig | |
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