# taz.de -- Sexistische Werbung in Berlin: Schön nervtötend | |
> In Berliner U-Bahnhöfen wirbt Decathlon mit einem sexistischen Spruch | |
> über Frauen. Solche Werbung soll in der Stadt bald verboten weden. | |
Bild: Sexistische Werbung geht über Bilder von nackten Frauen hinaus | |
Der französische Hersteller und Händler für Sportutensilien, Decathlon, | |
wirbt in einer Berliner U-Bahn-Station für eine Action-Kamera als | |
Geschenkidee für Weihnachten. In der oberen Ecke prankt ihr Logo versehen | |
mit dem Spruch „Sport for all. All for sport“. So weit, so gut. Doch beim | |
Lesen des Spruches auf der Werbetafel fällt auf, sie richtet sich gar nicht | |
an „alle“. Sondern nur an Ehemänner, die genervt sind von ihrer Partnerin: | |
„Fast so schön wie ihre Frau, aber mit Ausknopf“. Sexismus pur! | |
Denn auf der einen Seite stellt sich die Frage, warum eine Actionkamera, | |
die beim Sport eingesetzt werden kann, nur an Männer adressiert wird. | |
Weiterhin werden Geschlechterklischees reproduziert: Frauen seien zwar | |
schön, aber nervtötend. Der Mann ein Abenteurer, der seine Zeit lieber mit | |
einer Kamera verbringt, da er diese abschalten könne. Bilder, die einen ins | |
letzte Jahrhundert zurückversetzen. | |
Der Sportgerätehersteller hat nach mehreren Beschwerden über Twitter auf | |
die Kritik reagiert: „Es war nicht unsere Absicht jemandem auf den Schlips | |
zu treten. Das Plakat tauschen wir in den nächsten Tagen aus.“ Eine | |
Erklärung oder Entschuldigung blieb allerdings aus. Jedenfalls scheinen | |
ihre Äußerung wieder nur an Männer adressiert zu sein, denn einen Schlips | |
tragen Frauen nur selten. | |
Im April 2016 befeuerte der Justizminister Heiko Maas die Debatte um das | |
Verbot von sexistischer Werbung. Ein neuer Gesetzesentwurf sollte geplant | |
werden, der sich mit der Darstellung von Frauen und Männern als | |
Sexualobjekte beschäftigen sollte. Schon das rief Unverständnis und Kritik | |
hervor. Mittlerweile sind acht Monate vergangen und kein Gesetz auf | |
Bundesebene gegen sexistische Werbung in Sicht. | |
Doch nicht nur halbnackte Frauen, die sich auf dem Boden räkeln, um Parfüme | |
zu bewerben, sind sexistisch. Auch das Fortschreiben | |
geschlechtsspezifischer Stereotype, wie bei Decathlon, fällt unter diese | |
Kategorie und sollte verboten werden. Im Koalitionsvertrag der | |
rot-rot-grünen Regierung Berlins soll nun sexistische Werbung in Berlin | |
verbannt werden. Dabei sollen auch Textanzeigen, die Stereotype verbreiten, | |
fallen. Damit dürften dann wenigstens Berliner_innen ungestört U-Bahn | |
fahren ohne von klischeehafter Werbung belästigt zu werden. | |
7 Dec 2016 | |
## AUTOREN | |
Carolina Schwarz | |
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