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# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
> Ehe für alle auf Gauländisch, Merkel und Schulz setzen auf Erdoğan – und
> Frankreich probt die „législative à la schrödeur“.
Bild: Hat die Arbeitsmarktreform per Verordnung auf den Weg gebracht: Frankreic…
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?
Friedrich Küppersbusch: In Düsseldorf (Kopfsteinpflaster, alte Schienen)
bei Regen radfahren ist echt sportlich.
Und was wird besser in dieser?
Rat der Stadt beschließt künftig tägliche Vergabe von Gelben Trikots für
Radpassanten.
Vor allem dank Stimmen von SPD, Grünen und Linken hat der Bundestag die Ehe
für alle beschlossen. Trauen die sich jetzt auch Rot-Rot-Grün?
Das hat nur funktioniert, weil Sahra Wagenknecht auf die Schnelle keine
AfD-Position dazu eingefallen ist, die sie als linksradikal verkaufen
könnte („Ehe für alle Deutschen“ etwa). Umgekehrt lässt sich fragen, ob�…
schlau war, den aktuell kompletten Vorrat an Gemeinsamkeiten von R2G vor
der Eheschließung zu verjuxen. Die AfD-Position aber heißt auf Gauländisch
„Wertebeliebigkeit, die unserer Gesellschaft schadet“. Was man am ersten
Sturm der AfD erschüttert ablesen kann: Gauland (geschieden, neu
verpartnert), Weidel (gleichgeschlechtliche Partnerschaft), Pretzell und
Petry (Patchwork). Wenn das der rot-rot-grüne Polterabend war, wollen wir
hoffen, dass es am Hochzeitstag auch noch was zu trinken gibt: Was ist
Programm?
Die Bundesregierung untersagte dem türkischen Präsidenten, am Rande des G
20 vor Landsleuten aufzutreten. Wechselt Erdoğan jetzt auf die Seite der
Gipfel-Gegner?
Erdoğans Sprecher „hofft, dass Deutschland die richtigen Lehren aus den
Auftrittsverboten im Frühjahr gezogen“ habe: Wollja. Hollands Mark Rutte
gewann nämlich so wider Erwarten seine Wahl. Und seither betteln Merkel,
Schulz und Gabriel um irgendwas, das auch sie verbieten können. Erdoğan
erklärt sich nun endlich bereit, mit seiner Singleauskopplung „Alles Nazis
außer ich“ ein paar Festivals zu spielen, G 20 etwa und – wie seine Fans in
Berlin hoffen – auch im Bundestagswahlkampf. Alternative: gemeinsame
öffentliche Lesungen aus Murat Watzlawicks Klassiker „Ünlütüng züm
Unglücklüchsün“.
In Berlin fand der erste deutsche Zuckerreduktionsgipfel statt. Wo bitte
waren die Protestcamps?
Gute Idee! Slogan: „Ihr seid so süß!“ Bis dahin versteckt sich der weiße
Verführer im Supermarktregal und hinter Lebensmittelkennzeichnungen à la
„Brailleschrift wäre verständlicher gewesen“. Biologisch betrachtet kommt
der fabrikneue Homo sapiens ohne zusätzlichen Zucker aus, das Elend der
Menschheit begann also ungefähr bei „Gib dem Affen Zucker“. Inzwischen
stehen Zuckerhersteller, Bauernverband und Lebensmittellobby gegen
Krankenkassen, Verbraucherverbände und Mediziner. Sauer macht lustig:
Schockbilder wie auf Tabakprodukten und im Apothekencomic „Die Abenteuer
von Adi Pös“ und seinen dicken Freunden. Der Weg dahin wird kein
Zuckerschlecken und unterwegs mag man schon fragen, wie süß es wäre, die
Verbraucher selbst machten noch mehr Regulierung überflüssig.
Der französische Präsident Emmanuel Macron hat seine Arbeitsmarktreform auf
den Weg gebracht – per Verordnung. So muss das Parlament das Gesetz als
Ganzes nur noch abnicken, ohne selbst dran mitarbeiten zu können.
Démocratie à la française?
Na ja, das kann man auch „legislative à la schrödeur“ nennen: Der
SPD-Kanzler ersetzte die Volksvertretung durch außerparlamentarische
Expertokratie: Hartz, Rürup, Riester, Ethikbeirat und so fort. Macron holt
sich einen ungefähren Auftrag des Parlaments und muss sich das fertige
Paket im Herbst dann auch absegnen lassen. Beiden gemein scheint also die
Wahrnehmung, Parlamente seien unbewegliche Lordsiegelbewahrer und das wahre
Leben woanders. Zweiter Aspekt von Macrons Strategie: Kompetenzen in die
Betriebe herunterreichen. Wenn es dann hier um Arbeitszeit, dort um
Kündigungsschutz und nebenan um Niedriglohn geht, sind die Gewerkschaften
lokal entscheidend – national jedoch zersplittert. Theoretisch.
Frank-Walter Steinmeier ist schon seit über 100 Tagen Bundespräsident – und
nicht mehr Außenminister. Schon bemerkt?
Israel und Polen bereist, Erdoğan gebarscht, und das jeweils ohne
Bonusradau: Ihro Unspürbarkeit kann ein Gewinner sein, wenn drum herum
Wahlkämpfer die Eskalation suchen. Die Jobteilung mit Sigmar Gabriel – du
Elefant, ich Porzellan – funktioniert und gibt dem sozialdemokratischen
Außenminister Spielraum.
Und was machen die Borussen?
Der Spielerhandel rotiert so rotglühend, dass man BVB-Fan derzeit nur
pauschal sein kann: So, als würde man keinen konkreten Partner heiraten,
sondern gleich die Ehevermittlung.
2 Jul 2017
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Friedrich Küppersbusch
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