Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Immobilienwahnsinn in Prenzlauer Berg: Mit Weitblick und Orchideeng…
> In der Kastanienallee besteht derzeit Grund zur Freude über eine sehr
> gelungene Gentrifizierungsparodie. Das Beste ist das Kleingedruckte.
Bild: In der Kastanienallee 77: Gentrifizierungspolemik at its best
Na toll. Schon wieder so ein Luxusquatsch, denkt der nichts ahnende
Flaneur, als er eines schönen Abends in die Kastanienallee biegt, die
bekannte Straße in Prenzlauer Berg, die im Volksmund auch Casting Allee
heißt.
„Chestnut Paradise Center“ steht da, „the place to be“. Und „850
Quadratmeter Living Space“. Klingt teuer, denkt der Flaneur. Aber halt:
„Rooftop Golfing“? „Panorama-Weitblick und Orchideengarten“? Ist das ni…
selbst hier ein wenig überzogen?
Wer sich in der Kastanienallee 77 auf eine Eigentumswohnung bewerben will,
der muss leider mit einem Korb rechnen. Denn beim Chestnut Paradise
Quartier handelt es sich nicht um eine neue Extravaganz der
übergeschnappten Berliner Immobilienwirtschaft, sondern um eine hochwitzige
Gentrifizierungsparodie.
Ausgedacht wurde sie von drei Bewohnern der K77, die seit einigen Tagen mit
dem Plakat und einer kleinen Ausstellung im Container vor dem Haus ihren
25-jährigen Geburtstag feiern. Am 20. Juni 1992 wurde das Haus besetzt,
später saniert und von einer Stiftung gekauft, die es an die Groß-WG
verpachtete. Heute leben dort 21 Erwachsene und 10 Kinder, und eine selbst
gebastelte Minigolf-Anlage auf dem Dach haben sie wirklich.
## Die Reaktionen der Passanten
Fast noch lustiger als das Plakat erzählt Carola Grimm, die es neben
Andreas Koch und Barbara Klinker bei benachbarten Bauvorhaben recherchiert
und dann gestaltet hat, sei manche Reaktion. Tatsächlich habe es schon
Anrufe bei der angegebenen Nummer gegeben. Und einige waren empört, als der
Spaß dann aufflog. „Mit meinem Geld macht keiner Witze“, soll einer gesagt
haben.
Dabei könnte selbst dahinterkommen, wer das Plakat durchlesen würde. Unten,
wo sonst das Kleingedruckte steht, ist nämlich von dem die Rede, was das
Haus wirklich ausmacht: vom täglichen Kochen zum Beispiel. Und von den
Plena der Hausgemeinschaft.
29 Jun 2017
## AUTOREN
Susanne Messmer
## TAGS
Gentrifizierung
Hausbesetzung
Berlin Prenzlauer Berg
Immobilien
Polizei Berlin
## ARTIKEL ZUM THEMA
Debatte Finanzcasino: Das irre Steuerloch
Wie wird man bequem reich? Mit privaten Miet- „Objekten“. Millionenbeträge
können mühelos am Finanzamt vorbeigeschleust werden.
Geschichte illegaler Räumungen in Berlin: Hausfriedensbruch aufs Staatskosten
Die Teilräumung in der Rigaer Straße war nicht die erste ihrer Art. In
Berlin gab es immer wieder illegale Räumungen mit Hilfe der Polizei.
Bestand und Wandel auf der Kastanienallee: Immer diese Klischees
Die Kastanienallee wird gern als Symbol für den Stadtwandel genommen. Da
ist was dran. Die hippe Meute, die die Straße berühmt machte, ist längst
weiter gezogen. Die einstigen Hausbesetzer aber sind immer noch da.
Prenzlauer Berg: Bürgersteigaufstand in der Castingallee
Bezirksstadtrat Kirchner (Grüne) will die Trottoirs auf der Ausgehmeile
Kastanienallee verkleinern. Eine ungewöhnliche Allianz von Exbesetzern,
Barbetreibern und "FAZ"-Redakteuren ruft für Samstag zum Protest
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.