| # taz.de -- Deutsche Regierung als Streitschlichter: Frieden schaffen ohne Waff… | |
| > Das Kabinett verabschiedet neue Leitlinien für Konfliktbewältigung. Als | |
| > Mittel nennt es zivile, polizeiliche und militärische Instrumente. | |
| Bild: Ist das die Rolle, die sich die Bundesregierung vorstellt? | |
| Berlin taz | Fast unbemerkt hat die Bundesregierung am Mittwoch eines der | |
| letzten Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag umgesetzt: Das Kabinett | |
| verabschiedete am Mittwoch die neuen Leitlinien für Krisenprävention, | |
| Konfliktbewältigung und Friedensförderung. Kurz gesagt geht es um die | |
| Frage, wie Deutschland auf Krisenländer einwirken kann, um Kriege zu | |
| verhindern – und das nicht nur mit Hilfe der Bundeswehr. | |
| „Krisen müssen, wo immer möglich, durch vorausschauende Politik schon im | |
| Vorfeld verhindert werden“, sagte Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) nach | |
| der Verabschiedung, die wegen Reibereien zwischen Außen-, Entwicklungs- und | |
| Verteidigungsministerium mehrmals aufgeschoben worden war. | |
| Als Mittel zur Prävention nennt das Dokument sowohl zivile als auch | |
| polizeiliche und militärische Instrumente. Im zivilen Bereich will die | |
| Regierung unter anderem „ihre Fähigkeiten im Bereich Mediation weiter | |
| ausbauen“. Sprich: in Verhandlungen zwischen Konfliktparteien öfter als | |
| Streitschlichter auftreten. | |
| In internationale Friedensmissionen will sie stärker als bisher nicht nur | |
| Soldaten, sondern auch Polizisten oder Zollbeamte schicken – zumindest | |
| „gegebenenfalls“. Im militärischen Bereich nennen die Leitlinien | |
| schließlich weitere Auslandseinsätze der Bundeswehr: Diese könnten zur | |
| „Schaffung eines sicheren Umfelds als Voraussetzung für weitere Schritte | |
| der Konfliktbearbeitung“ nötig sein. | |
| Klingt alles noch ein wenig schwammig? Ist es teilweise auch. | |
| Grundsätzliche Ziele formuliert die Regierung, konkrete Schritte klammert | |
| sie aber aus. Wie viele Polizisten sie künftig in Auslandseinsätze schicken | |
| will, lässt sie offen (bisher sind es nur ein paar Dutzend). Wie viel Geld | |
| nötig ist, kommt in den Leitlinien nicht vor (im vergleichbaren Weißbuch | |
| zur Bundeswehr bekannte sich die Regierung in dieser Frage zum | |
| Zwei-Prozent-Ziel der Nato). Und welches Ressort sich federführend um den | |
| Austausch der beteiligten Ministerien kümmert, ist im Dokument ebenfalls | |
| nicht geklärt (klingt banal, sorgte in den Beratungen zwischen den | |
| Ministerien am Ende aber tatsächlich für Ärger). | |
| Solche Detailfragen will die Koalition der nächsten Bundesregierung | |
| überlassen. Die Opposition hält das für eine Ausrede. „Nichts wird | |
| konkretisiert, es mangelt an Ambition, klare Vorgaben zur Finanzierung: | |
| Fehlanzeige!“, sagte Franziska Brantner (Grüne), die im Bundestag den | |
| Unterausschuss für zivile Krisenprävention leitet. | |
| Grundsätzlicher klingt die Linken-Abgeordnete Kathrin Vogler: Die Regierung | |
| erwähne nicht, dass sie durch Bundeswehreinsätze und Rüstungsexporte | |
| „selbst zur Verschärfung internationaler Konflikte“ beitrage. | |
| 15 Jun 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Tobias Schulze | |
| ## TAGS | |
| Krisenmanagement | |
| Konflikt | |
| Militäreinsätze | |
| Polizeieinsatz | |
| Folgeunterbringung | |
| Schwerpunkt Frankreich | |
| Kolumbien | |
| Israel | |
| Schwerpunkt Syrien | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Linken-Abgeordnete über Flüchtlings-Großsiedlungen: „Integration ist Arbei… | |
| Eine Initiative gegen große Flüchtlingssiedlungen hat ihre Berechtigung, | |
| findet Christiane Schneider von der Linken: Die Bürger müssten einbezogen | |
| werden. | |
| Kommentar NSA-Spionage in Frankreich: Das Ende der Naivität | |
| Mit der Schadenfreude gegenüber der deutschen Regierung ist es vorbei. | |
| Frankreich lernt nun damit umzugehen, kein Sonderfall zu sein. | |
| Farc-Rebellen in Kolumbien: Nichts als die Wahrheit | |
| Regierung und Rebellen haben die Einrichtung einer Wahrheitskommission | |
| vereinbart. Sie soll unabhängig die Verbrechen des Konflikts aufklären. | |
| Motive der Jerusalemer Mörder: „Gewalt nährt Gewalt“ | |
| Mustafa Abu Sway über die Motive der beiden jungen Palästinenser: Sie | |
| nahmen das eigene Sterben in Kauf, um andere zu töten. | |
| Historikerin über Pazifismus: „Die UNO ist leider schwach“ | |
| Die Historikerin Corinna Hauswedell über modernen Pazifismus in Zeiten von | |
| IS und Assad, Gegengewalt und Doppelmoral. |