# taz.de -- Linken-Abgeordnete über Flüchtlings-Großsiedlungen: „Integrati… | |
> Eine Initiative gegen große Flüchtlingssiedlungen hat ihre Berechtigung, | |
> findet Christiane Schneider von der Linken: Die Bürger müssten einbezogen | |
> werden. | |
Bild: Nach Halle Und Feldbett in der Etrstaufnahme, eigene Wohnung in der Ggro�… | |
taz: Frau Schneider, wie lange sollen die Flüchtlinge noch in Containern | |
und Zelten hausen? | |
Christiane Schneider: In Zelten keinen einzigen Tag mehr; Container | |
abzuschaffen, wird sicher länger dauern und es wird auch auf längere Sicht | |
unmöglich sein, Container in der Erstaufnahme völlig abzuschaffen. | |
Trotzdem unterstützt Die Linke [1][die geplante Volksinitiative gegen den | |
Bau großer Folgeunterbringungen]. | |
Dass wir die unterstützen, würde ich so nicht stehen lassen. Wir haben in | |
den Hauptzielsetzungen Übereinstimmungen. Die Volksinitiative setzt sich | |
für dezentrale Unterbringung ein. Dafür haben wir immer gekämpft. Es ist | |
problematisch, wenn viele Leute mit ähnlichen Problemlagen auf engem Raum | |
untergebracht werden. In Wohnungen, die auf zwei bis drei Menschen | |
ausgelegt sind, werden zunächst fünf Leute wohnen. | |
Ist das nicht besser, als in Containern zu wohnen? | |
Natürlich: Wir brauchen eine große Anzahl neuer Plätze und die sollen | |
Wohnungen so ähnlich wie möglich sein. Der Bedarf wird von der | |
Volksinitiative vielleicht unterschätzt. Und man muss von Anfang an die | |
Integration der Flüchtlinge ins Auge fassen. | |
Ist es realistisch, 5.600 Flüchtlingswohnungen dezentral zu errichten? | |
Der Senat muss im sozialen Wohnungsbau nicht nur kleckern, sondern klotzen. | |
Geplant hat er in jedem Bezirk einen Standort mit 800 Wohnungen. Das hat | |
sich geändert, weil es in den Bezirken Widerstand gab: Inzwischen hat | |
Wandsbek drei Standorte, Eimsbüttel hat drei Standorte, auch in Bergedorf | |
wurden von der Bezirksversammlung mehrere Standorte genannt. Geplant ist | |
aber ein Standort am Mittleren Landweg, wo es außer einem S-Bahn-Anschluss | |
nichts gibt. | |
Der Mieterverein sagt, 800 Wohnungen seien keine Großsiedlung. | |
Sicher entspräche das nicht Mümmelmannsberg oder Jenfeld. Die entscheidende | |
Frage ist, wie ein Standort in die Umgebung integriert wird. Welche | |
Infrastruktur wird errichtet? Das ist schwierig an Standorten wie dem | |
Öjendorfer See oder Neugraben-Fischbek, am Stadtrand, wo wenige Leute | |
leben. | |
Die Initiative will auch Bürgerbeteiligung. | |
Wenn es keine Bürgerbeteiligung gibt, fällt das dem Senat auf die Füße. | |
Jetzt haben sich mehrere Bürgerinitiativen für die Volksinitiative | |
zusammengeschlossen. Was der Senat versäumt hat, eine angemessene | |
Bürgerbeteiligung, das holen sich die Leute jetzt. | |
Haben wir die Zeit dafür, wenn sich die Flüchtlinge auf den Füßen stehen? | |
Wenn man auf 30 Jahre hinaus plant, ist es nötig, die Bürger von Anfang an | |
einzubinden. Integration ist Konfliktbewältigung. Wenn die Bürger, die | |
diese Arbeit leisten müssen, nicht eingebunden werden, geht es schief. Wir | |
müssen heute Plätze schaffen, aber dabei vermeiden, Probleme von morgen zu | |
erzeugen. | |
Wie könnte so eine Beteiligung aussehen? | |
Wichtig wäre es, dort schnell zu bauen, wo es unstrittig ist, und dass man | |
sich in den anderen Fällen schnell zusammensetzt und ernsthaft spricht. Von | |
den Bürgerinitiativen erwarte ich, dass sie anerkennen, dass geklotzt | |
werden muss. | |
3 Feb 2016 | |
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## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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