# taz.de -- Farc-Rebellen in Kolumbien: Nichts als die Wahrheit | |
> Regierung und Rebellen haben die Einrichtung einer Wahrheitskommission | |
> vereinbart. Sie soll unabhängig die Verbrechen des Konflikts aufklären. | |
Bild: Vertreter der Regierung und der Rebellen verkünden ihre Einigung. | |
Bogotá afp | Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos hat die Einrichtung | |
einer Wahrheitskommission zur Aufarbeitung des Konflikts mit den | |
Farc-Rebellen als „wichtigen Schritt“ bezeichnet. „Die Wahrheit wird dabei | |
helfen, die Wunden zu heilen und uns zu versöhnen“, sagte Santos in einem | |
Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP. Den Opfern des Konflikts werde | |
Gerechtigkeit widerfahren, zudem werde dadurch „das größtmögliche Maß an | |
Gerechtigkeit“ ermöglicht. | |
Die unparteiische und unabhängige Kommission soll die Verbrechen und | |
Menschenrechtsverletzungen aufklären, die in den zurückliegenden 50 Jahren | |
in dem blutigen Konflikte von beiden Seiten begangen wurden, wie beide | |
Seiten am Donnerstag erklärt hatten. Sie soll für eine Dauer von drei | |
Jahren eingesetzt werden, sobald ein Friedensvertrag unterzeichnet ist. | |
Santos hofft trotz der jüngst wieder zunehmenden Gewalt im Konflikt mit den | |
Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (Farc) auf Fortschritte bei den | |
Friedensverhandlungen. Der Staatschef begrüßte die Appelle der | |
internationalen Gemeinschaft, die Gewalt in Kolumbien zu beenden. „Die | |
Geduld der Kolumbianer ist nicht unendlich, daher ist jeder Druck | |
willkommen, der den Friedensprozess beschleunigt.“ | |
Die Aufständischen und die kolumbianische Regierung verhandeln bereits seit | |
November 2012 in Kuba über ein Friedensabkommen. Bei den Gesprächen | |
brachten beide Seiten bereits mehrere Kapitel erfolgreich zum Abschluss, in | |
Kernfragen gibt es aber bis heute keine Einigung. Zuletzt hatte es zudem | |
wieder vermehrt Angriffe beider Seiten gegeben. Die EU, die UNO und | |
Norwegen, die bei den Verhandlungen als Vermittler agieren, äußerten | |
Besorgnis über die Gewalteskalation in dem Konflikt. | |
## Fonds zur Konfliktbewältigung | |
In der kommenden Woche reist der Präsident zum EU-Lateinamerika-Gipfel nach | |
Brüssel. Anschließend stehen Besuche in Italien, Schweden und Norwegen auf | |
dem Programm. In Europa will Santos für einen Fonds zur Bewältigung der | |
Folgen des Konflikts in Kolumbien werben. Auf die Frage, ob er dieses | |
Projekt durch die jüngsten Spannungen gefährdet sehe, antwortete Santos: | |
„Im Gegenteil“. Der Druck von außen, der sich vor allem gegen die | |
Farc-Rebellen richte, sei positiv. | |
Santos wurde im vergangenen Jahr wiedergewählt. Die Abstimmung galt als | |
Referendum über die Fortsetzung der Verhandlungen mit den Aufständischen. | |
Einen Waffenstillstand von Seiten der Regierung werde es erst geben, wenn | |
ein abschließendes Abkommen unterzeichnet sei, sagte Santos. Bis dahin | |
müsse die Antwort lauten, die Verhandlungen zu beschleunigen. „Jeder | |
Friedensprozess ist kompliziert, dies ist kein einfacher Weg.“ | |
Santos erklärte sich in dem Interview auch zu einem Treffen mit Farc-Chef | |
Timoleón Jiménez alias Timochenko bereit. „Früher oder später werden wir | |
uns treffen müssen, denn genau darum geht es, um die Versöhnung zwischen | |
Feinden.“ Die Farc-Rebellen seien 50 Jahre lang „Feinde des kolumbianischen | |
Staates“ gewesen. „Wir wollen Regeln einführen, damit wir unsere | |
Differenzen beibehalten können – aber ohne Waffen.“ | |
Die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens kämpfen seit 1964 gegen | |
Großgrundbesitzer und die Regierung. Amtlichen Angaben zufolge wurden in | |
dem längsten bewaffneten Konflikt Lateinamerikas etwa 220.000 Menschen | |
getötet. | |
5 Jun 2015 | |
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