# taz.de -- Folgen der Ein-China-Politik: Peking stärkt die Isolation Taiwans | |
> Panama kappt die diplomatischen Beziehungen zu Taiwan. Die Insel wird | |
> jetzt nur noch von 20 Staaten international anerkannt. | |
Bild: Panamas Vizepräsidentin und Außenministerin und der chinesische Außenm… | |
BERLIN taz | Panama hat am Montag die diplomatischen Beziehungen zu Taiwan | |
abgebrochen und zugleich Beziehungen zur Volksrepublik China aufgenommen. | |
Die von Peking eingeforderte Ein-China-Politik verlangt im Gegenzug für | |
diplomatische Anerkennung den sofortigen Abbruch der Beziehungen zu Taiwan, | |
das offiziell Republik China heißt. | |
Panamas Präsident bezeichnete den Vorgang als „richtigen Schritt“. Seine | |
Stellvertreterin und Außenministerin Isabel Saint Malo hatte den Deal in | |
Peking persönlich besiegelt. Die Regierung in Panama-Stadt bekennt sich | |
jetzt offiziell zur geforderten Ein-China-Politik, in dem sie öffentlich | |
erklärte: „Taiwan ist ein untrennbarer Teil Chinas.“ | |
Taiwan, das jetzt nur noch von 20 eher unbedeutenden und armen Staaten | |
diplomatisch anerkannt wird, reagierte verärgert. In einer Stellungnahme | |
aus Taipeh war von „Verrat“ die Rede. Ein Regierungssprecher erklärte, man | |
konkurriere nicht mit „Chinas Dollardiplomatie“. | |
Bisher haben sowohl Peking wie Taipeh mit hohen Summen um die Anerkennung | |
kleinerer Staaten gebuhlt. Doch seit einigen Jahren hat China dabei viel | |
bessere Möglichkeiten, weil seine starke Wirtschaft als Investor und | |
Handelspartner sehr gefragt ist. Als diplomatische Großmacht verfügt Peking | |
zudem über starken internationalen Einfluss. | |
## China ist ein Hauptnutzer des Panama-Kanals | |
In Panama sind chinesische Schiffe die zweitgrößten Nutzer des Kanals. Erst | |
im Herbst hatte ein chinesischer Konzern mit dem Ausbau eines dortigen | |
Hafens begonnen. Die Stärkung seines Einflusses im Hinterhof der USA ist | |
für China auch ein strategischer Gewinn. | |
Die Volksrepublik betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz. Auf die Insel | |
war die Regierung der nationalistischen Kuomintang 1949 mit ihren Truppen | |
nach dem verlorenen Bürgerkrieg gegen Mao Zedongs Kommunisten geflohen. | |
Zunächst strebte die Kuomintang von Taiwan aus die Rückeroberung des | |
chinesischen Festlandes an. Ab 1986 demokratisierte sich Taiwan aber und es | |
entstand dort auch eine Bewegung für die formale Unabhängigkeit der Insel. | |
## Touristen als Druckmittel Pekings | |
Seit Mai 2016 führt die Unabhängigkeitsbefürworterin Tsai Ing-wen die | |
Regierung. Unter ihrem Peking-freundlichen Vorgänger Ma Ying-jeou hatte | |
China gegenüber Taiwan meist still gehalten und seinerseits die bilateralen | |
Beziehungen verstärkt, um die Insel an sich zu binden. Das äußerte sich | |
etwa im Ausbau von Verkehr und Handel wie auch in einem starken Anstieg des | |
Tourismus. | |
Doch da Präsidentin Tsai eine von Peking geforderte Erklärung ablehnt, | |
erhöhte die Volksrepublik wieder den Druck auf die Insel. So ist die | |
Besucherzahl chinesischer Touristen auf Initiative Pekings stark | |
zurückgegangen. Auch auf der internationalen Ebene wie etwa als Beobachter | |
bei UNO-Konferenzen wird Taiwan, das der UNO nicht angehört, von Peking | |
wieder blockiert. | |
Zuletzt hatte im Dezember der afrikanische Zwergstaat São Tomé und Príncipe | |
seine Beziehungen zu Taiwan abgebrochen und war zu China gewechselt. | |
Panamas diplomatisches Gewicht ist aber viel größer. Auch besteht jetzt die | |
Gefahr eines Domino-Effektes in der Region. Noch unterhalten Nicaragua, | |
Honduras, El Salvador und Guatemala diplomatische Beziehungen zu Taiwan. | |
13 Jun 2017 | |
## AUTOREN | |
Sven Hansen | |
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