| # taz.de -- Vor dem Parteitag der Grünen: Linke Basisgrüne mucken auf | |
| > Mehrere Kreisverbände fordern einen scharfkantigeren Regierungsplan: Sie | |
| > sind gegen Kohle und Hartz-IV und wollen die Vermögenssteuer einführen. | |
| Bild: Auch Kohlekraftwerke wollen die Grünen abschaffen – und seien sie noch… | |
| Berlin taz | Linke Basisgrüne rebellieren gegen den Kurs der Grünen-Spitze, | |
| auf Offenheit zur Union und FDP zu setzen. Gut 50 Mitglieder aus | |
| verschiedenen Kreisverbänden werben dafür, auf dem Parteitag am Wochenende | |
| einen Zehn-Punkte-Plan zu beschließen, der diverse, harte Forderungen | |
| enthält. Sie fordern in dem Papier zum Beispiel, bis 2025 „ganz aus der | |
| klimafeindlichen Kohlekraft“ auszusteigen und die Hartz-IV-Sanktionen | |
| abzuschaffen. Solche Forderungen würden ein Jamaika-Bündnis mit Union und | |
| FDP erschweren, wenn nicht unmöglich machen. | |
| Der Antrag der Basisgrünen ist eine Attacke auf den kompromissorientierten | |
| Kurs der SpitzenkandidatInnen Katrin Göring-Eckardt und Cem Özdemir. Jene | |
| hatten Anfang Juni zehn Punkte für grünes Regieren veröffentlicht, die sie | |
| als „verbindliches Angebot“ an die WählerInnen verstanden wissen wollten. | |
| Der Klimaschutz bildete darin einen Schwerpunkt. Allerdings fehlten | |
| wichtige Jahreszahlen. So versprach die Grünen-Spitze ebenfalls, aus der | |
| Kohle auszusteigen – das auf dem letzten Parteitag beschlossene Ziel „bis | |
| 2025“ verschwieg sie aber. | |
| Die Basisgrünen wenden sich gegen Regierungsbeteiligungen um jeden Preis. | |
| Sie nennen ausdrücklich die Opposition nach der Wahl im September als Weg, | |
| auf dem „manches erreichbar“ sei. Und sie betonen: „Werden uns in einer | |
| Regierungsbeteiligung zu viele Zugeständnisse abverlangt, werden unsere | |
| Stimmen nicht zu haben sein.“ Göring-Eckardt und Özdemir wollen die Grünen | |
| in eine Regierung führen, das Wort „Opposition“ kommt bei ihnen nicht vor. | |
| Die Linksgrünen zählen scharfkantige Instrumente auf, die im | |
| Grünen-Programm stehen, aber im Papier der Spitzengrünen keine Rolle | |
| spielen. Sie verweisen etwa darauf, einen Bundesratsbeschluss umzusetzen, | |
| nach dem ab 2030 nur noch emissionsfreie Autos neu zuzulassen seien. Gegen | |
| eine solche Zielmarke hatte sich Baden-Württembergs Ministerpräsident | |
| Winfried Kretschmann ausgesprochen. Außerdem wollen die Basisgrünen große | |
| Vermögen, große Erbschaften und sehr hohe Einkommen angemessen besteuern. | |
| Der Ruf nach Umverteilung kommt in der öffentlichen Kommunikation der | |
| grünen Spitzenleute kaum noch vor, obwohl die Vermögensteuer im Programm | |
| steht. | |
| Den Gegenantrag muss man als Aufbäumen eines kleinen Teils der Basis | |
| verstehen. Dass die linksgrünen Unterzeichner um Karl-Wilhelm Koch aus dem | |
| Kreisverband Vulkaneifel Erfolg haben, ist äußerst unwahrscheinlich. Denn | |
| die Parteiprominenz beider Flügel hat sich geschlossen hinter dem Plan von | |
| Göring-Eckardt und Cem Özdemir versammelt. Auch linke Wortführer wie der | |
| Abgeordnete Jürgen Trittin, Fraktionschef Anton Hofreiter oder Parteichefin | |
| Simone Peter haben ihn unterschrieben. Zu der schärfer formulierten | |
| Alternative hat sich bisher kein einziger Promi bekannt. | |
| Göring-Eckardt äußerte sich am Montag nicht zu den Chancen der Minirevolte. | |
| Bei den Grünen werde „nichts par ordre du mufti entschieden“, sagte sie | |
| lediglich. Sie erwarte eine Auseinandersetzung darüber, wie engagiert die | |
| Grünen bei der Energiewende vorangingen. | |
| 12 Jun 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Ulrich Schulte | |
| ## TAGS | |
| Parteiprogramm | |
| Parteitag | |
| Bündnis 90/Die Grünen | |
| Jamaika-Koalition | |
| Cem Özdemir | |
| Jamaika-Koalition | |
| Katrin Göring-Eckardt | |
| Autobahn | |
| Schwerpunkt Bundestagswahl 2025 | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Göring-Eckardt vs. Trittin: Murren über die Spitzenfrau | |
| Koalitionsgespräche nur ohne Jürgen Trittin? Warum eine ungewohnt harsche | |
| Ansage von Katrin Göring-Eckardt für Irritationen bei den Grünen sorgt. | |
| Bundesparteitag in Berlin: Machen Grüne den Unterschied? | |
| Das Programm, das sich die Grünen vorgenommen haben, ist enorm: Umwelt, | |
| Klimaschutz, Gerechtigkeit, Freiheit. | |
| Jamaika-Koalition als Option für den Bund: Sagen Sie jetzt nichts | |
| Ein Jamaika-Koalition könnte in Berlin die einzige Machtoption der Grünen | |
| sein. Wie wahrscheinlich ist es, dass sie mit Union und FDP koalieren? | |
| Grüne Spitzenkandidatin über ihre Ziele: „Ich finde Merkel nicht gut“ | |
| Katrin Göring-Eckardt soll die Grünen zum Regieren bringen – fast egal, mit | |
| wem. Ein Gespräch über Vorurteile, Koalitionen und die Krise der Partei. | |
| Privatisierung der Autobahn: Heute dagegen, morgen dafür | |
| Im Bundestag warnen die Grünen vor der privaten Infrastrukturgesellschaft. | |
| Im Bundesrat stimmen sie aber dafür. Die Linke legt sich noch nicht fest. | |
| Kommentar Zehn-Punkte-Plan der Grünen: Vorauseilender Gehorsam | |
| Das Papier ist sozialpolitisch schwach, Ökothemen fallen weit hinter | |
| Parteibeschlüsse zurück. Es leistet die Vorarbeit für Jamaika im Bund. |