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# taz.de -- Anhörung von James Comey: Ex-FBI-Chef bezichtigt Trump der Lüge
> Der gefeuerte FBI-Chef erhebt schwere Vorwürfe gegen den US-Präsidenten.
> Er wirft ihm unzulässige Einflussnahme vor.
Bild: Am 27. Januar habe der Präsident Comey angerufen und eingeladen, zum Abe…
Berlin taz | In San Francisco öffneten einige Bars schon um sechs Uhr
morgens, rechtzeitig zum Beginn der TV-Übertragung aus dem Kongress. James
Comey, Anfang Mai gefeuerter FBI-Chef, sagte dort aus, wie Präsident Trump
ihn mehrfach politisch unter Druck gesetzt habe. Und da sah der
US-Präsident alles andere als gut aus.
Comey erklärte, Trump habe ihm gesagt, er „hoffe“, die Ermittlungen gegen
Trumps kurzzeitigen Nationalen Sicherheitsberater Michael [1][Flynn] wegen
dessen Kontakten zu russischen Diplomaten könnten fallen gelassen werden.
Er, Comey, habe diesen Wunsch durchaus als verbindliche
Handlungsaufforderung verstanden, sei ihm aber dennoch nicht nachgekommen.
Comey sagte, Trumps Begründung für seine Entlassung – er habe das FBI
schlecht geführt und in der Behörde habe Unordnung geherrscht – sei falsch.
„Das waren Lügen, schlicht und einfach“, so Comey.
Comeys Auftritt vor dem Geheimdienstausschuss des Senats bot einen seltenen
Einblick in die Psychologie zweier mächtiger Männer: einer, Comey, der die
strikten Regeln seines Amts kennt und sich von ihnen in seinem Tun
abgesichert fühlt, der andere, Trump, der als Präsident viele Regeln außer
Kraft setzen kann und dies sichtbar genießt. Dies wurde deutlich, als Comey
gefragt wurde, warum er dem Präsidenten nicht direkt widersprochen habe,
als der von ihm verlangte, die Russland-Ermittlungen einzustellen. Comey
sagte, ihm habe in diesem Moment der Mut gefehlt. Auch sei er so überrascht
über Trumps Ansinnen gewesen, dass ihm die Worte weggeblieben seien.
## Der Entlassungsgrund
Der Ex-FBI-Chef hatte seine Sicht der Dinge schon einen Tag vor der
Anhörung auf sieben Seiten veröffentlicht und darin ein Abendessen im
Weißen Haus geschildert, bei dem Trump ihm Loyalität abverlangt habe.
Trumps Anwalt Marc Kasowitz sah seinen Mandanten durch diese Erklärung
entlastet: Comey habe bestätigt, dass es keine Ermittlungen gegen Trump
persönlich gebe.
Der demokratische Senator Marc Warner sagte, Comeys Schreiben sei „sehr
verstörend“. Es gehe um Vorgänge, die die Demokratie der USA gefährdeten:
die Einflussnahme russischer Stellen auf die Präsidentenwahl von 2016.
Comey wies darauf hin, dass Trump später deutlich gemacht habe, dass er ihn
wegen der Russland-Ermittlungen gefeuert habe. Zuvor habe ihm Trump
wiederholt versichert, dass er als Chef der Bundespolizei sehr gute Arbeit
abliefere.
Comey schilderte in seinem schriftlichen Statement, er habe Trumps
Verhalten so ungewöhnlich gefunden, dass er nach jedem Treffen ein
Gedächtnisprotokoll in seinen Laptop tippte. Am 27. Januar habe der
Präsident ihn am Mittag angerufen und eingeladen, zum Abendessen ins Weiße
Haus zu kommen. Überrascht stellte Comey dort fest, dass an dem ovalen
Tisch im Grünen Saal nur zwei Gedecke vorbereitet waren. Comeys Unbehagen
wuchs, als Trump ihn fragte, ob er FBI-Chef bleiben wollte – was Comey ihm
bereits zweimal zugesagt hatte. Trump sagte, er hätte Verständnis, falls
Comey nach all den Vorwürfen des Vorjahres lieber hinschmeißen wolle.
„Meine Instinkte sagten mir, dass das Dinner den Zweck hatte, mich als
Bittsteller für meinen Job aussehen zu lassen, als ob ich von Trumps
Wohlwollen abhängig sei“, hielt Comey in seinen Notizen fest.
Er habe bekräftigt, dass er gern seine zehnjährige Amtsperiode vollenden
würde, und klargestellt, dass er im besten Interesse des Präsidenten ihm
stets die Wahrheit sagen werde.
Trump aber habe gefordert: „Ich brauche Loyalität, ich erwarte Loyalität.“
Er habe Trump während der folgenden „peinlichen Stille“ nur regungslos
angeschaut, erinnerte sich Comey. Später habe er erklärt, warum die
Unabhängigkeit des FBI so wichtig sei. Nur so bleibe das Vertrauen der
Öffentlichkeit in die Institutionen gewahrt.
## Die Wolke
Trump und er hätten sich darauf verständigt, dass er ihm „ehrliche
Loyalität“ entgegenbringen werde, auch wenn beide darunter wahrscheinlich
etwas Unterschiedliches verstünden, beendet Comey seine Erinnerung an das
denkwürdige Abendessen. Bei weiteren Gesprächen habe Trump beklagt, die
Ermittlungen über mögliche Zusammenarbeit seiner Wahlkampagne mit Russland
hingen „wie eine Wolke“ über dem, was er für sein Land erreichen wolle. Ob
er nichts tun könne, habe Trump Comey gefragt, dass diese Wolke
verschwinde.
Der demokratische Abgeordnete Adam Schiff warnte vor Rufen nach einer
Amtsenthebung Trumps. Es müsse klar sein, dass „wir nicht versuchen, eine
Wahl mit anderen Mitteln zu annullieren“. Für Trump wird die
Russland-Affäre angesichts der Untersuchungen des FBI, der beiden
Geheimdienstausschüsse und des Sonderermittlers Robert Mueller weiter wie
eine dunkle Wolke über dem Weißen Haus hängen.
8 Jun 2017
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[1] /Russland-Affaere-der-US-Regierung/!5410400
## AUTOREN
Stefan Schaaf
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