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# taz.de -- Hollands Fußball-Nationalmannschaft: Neuer Glanz mit dem dritten W…
> Um sich doch noch für die Fußball-WM zu qualifizieren, setzt das
> Nationalteam der Niederlande auf Altbewährtes: auf Trainer Dick Advocaat.
Bild: Egal, wie schnell sich der Fußball entwickelt: Dick Advocaat steht (wie …
Von der geballten Ladung Oranje ist nicht mehr viel übrig, das vermittelte
auch der erste Auftritt des neuen Trainerduos der niederländischen
Fußballer. Als Dick Advocaat und sein Assistent Ruud Gullit am Dienstag zur
offiziellen Vorstellung erschienen, steckten sie in hellblauen
Trainingsjacken, ein Hauch von Orange war nur noch im Verbandsemblem und
auf den schmalen Streifen an den Ärmeln zu entdecken. Als schämten sich die
Europameister von 1988 und dreimaligen Vizeweltmeister aktuell, ihre
identitätsstiftende Farbe allzu deutlich zur Schau zu tragen.
Die Europameisterschaft im letzten Jahr haben sie schon verpasst – nun
droht auch die Weltmeisterschaft im nächsten Sommer ohne Holland über die
russische Bühne zu gehen. Das passierte der Elftal zuletzt im Jahr 2002.
Spott und Häme ergossen sich damals über die Kicker von der Nordseeküste,
die inzwischen aufpassen müssen, dass ihre Abstinenz bei großen Turnieren
nicht zur Gewohnheit wird. Frankreich ist in Gruppe A bereits ein Stück
enteilt, und um zumindest das Übergangsticket in die Playoffs zu lösen,
müssen noch Schweden (drei Punkte plus) und Bulgarien (zwei Punkte)
abgefangen werden.
„Eine schwierige Aufgabe, aber alles ist noch möglich“, urteilte Advocaat
unter der Woche mit gebremstem Optimismus – nachdem seine Inthronisierung
weder im Land noch in seinem Team Begeisterungsstürme ausgelöst hatten. Die
erneute Ernennung von Advocaat, der bereits von 1993 bis 1995 und von 2002
bis 2004 als Bondscoach agierte, gilt nach den Absagen von Roger Schmidt
und Henk ten Cate als Notlösung. Hans van Breukelen, der Technische
Direktor, räumte denn auch offen ein, die Mannschaft sei überrascht
gewesen, als sie von der Entscheidung in der Trainerfrage erfuhr.
Immerhin: Mit dem Heimspiel gegen Luxemburg am Freitag in Rotterdam haben
Advocaat und sein berühmter Adjutant einen dankbaren Auftakt erwischt.
Richtig ernst wird es für die Niederländer dann in knapp drei Monaten mit
den Partien in Frankreich und gegen Bulgarien, das Duell mit Schweden am
10. Oktober könnte zum großen Showdown werden, sofern dann nicht schon die
Erkenntnis gereift ist, dass der einst so betörende Offensivfußball à la
Oranje zum zweiten Mal hintereinander auf dem Abstellgleis gelandet ist.
## Kein sofortiger, radikaler Neuaufbau
Sonderlich scharf auf die komplizierte Aufbauarbeit beim Nationalteam war
Dick Advocaat nicht. Im vergangenen August schmiss der als humorloser,
unnahbarer Schleifer verschriene Coach seinen Job als niederländischer
Co-Trainer und wechselte zu Fenerbahce Istanbul. Am Bosporus erledigte der
69-Jährige dann gerade seine letzten Pflichten, als Hans van Breukelen in
der Heimat zu dieser unerfreulichen Vorgeschichte Stellung nahm. Die
unguten Gefühle habe er schon erst überwinden müssen, räumte der frühere
Nationaltorwart ein, ehe er kühl erklärte: „Die Spieler sind, genau wie
ich, professionell genug, über diese Dinge hinwegzusehen.“
Geglättet wird alles dadurch, dass Advocaats dritte Amtszeit als Hollands
Chef-Übungsleiter im Herbst schon wieder beendet sein könnte. Sein Vertrag
ist ebenso wie der von Gullit zunächst auf sechs Monate befristet; für den
Fall der aktuell eher fraglichen WM-Teilnahme ist dem Duo eine Verlängerung
des Kontrakts in Aussicht gestellt.
Zu einem sofortigen, radikalen Neuaufbau konnte sich der holländische
Verband nach den erkennbaren Schwierigkeiten in der Qualifikation, die
Advocaats Vorgänger Danny Blind Ende März den Job kostete, nicht
durchringen. „Es gab zwei Szenarien: Eine langfristige Lösung – oder den
Versuch, uns noch für die WM 2018 zu qualifizieren“, betonte der stark in
der Kritik stehende van Breukelen. Dann präzisierte er: „Wir haben uns für
die zweite Möglichkeit entschieden. Und dafür musste ein sehr erfahrener
Trainer her, vorzugsweise eine Autorität.“
Die haben sie in dem „kleinen General“ zweifellos gefunden, alle
Nebengeräusche inklusive. Ruud Gullit etwa, der mit dem Job als Assistent
erstmals seit seinem Rauswurf bei Terek Grosny vor sechs Jahren wieder eine
Fußballmannschaft trainiert, beendete aufgrund von Streitigkeiten mit
Advocaat seine Karriere im Nationalteam, wenige Tage vor Beginn der
Weltmeisterschaft 1994. Und Advocaat, der als ältester Bondscoach aller
Zeiten gerade seinen 22. Trainerjob angenommen hat, wirkte unter anderem in
Mönchengladbach, wo er vor gut zwölf Jahren den Ruf eines eifrigen, aber
erfolglosen Spielereinkäufers erlangte. Ehe es ihn nach kurzen sechs
Monaten aus dem „Kaufhaus des Westens“ fortzog – zum Nationalteam der
Vereinigten Arabischen Emirate.
8 Jun 2017
## AUTOREN
Andreas Morbach
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