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# taz.de -- UN-Klimakonferenz in Bonn: Optimistisch schon aus Trotz
> Keiner weiß, welchen Plan Donald Trump beim Thema Klima verfolgt. Der
> Rest der Welt sorgt sich heimlich, arbeitet aber einfach weiter.
Bild: Alle Länder retten das Klima, nur nicht Trump. Der stellt sich an
Bonn taz | Über dem Konferenzgebäude am Rhein drohten am Donnerstag dunkle
Gewitterwolken, doch unter den Klimadiplomaten herrschte eitel
Sonnenschein. „Optimismus ist unsere Strategie zum Überleben“, sagte
William Calvo, Verhandler aus Costa Rica. „Wir glauben an den
Multi-Lateralismus, denn für das Klima kann es nur eine gemeinsame Lösung
geben“, sagte die Verhandlungsleiterin von Fidschi, Nazhat Shemeem Khan,
man müsse „trotz aller Widrigkeiten“ positiv bleiben. Und der deutsche
Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth verstieg sich gar zu der Aussage,
„uns Deutschen liegt es in den Genen, positiv zu sein.“
Die halbjährliche UN-Klimakonferenz in Bonn, die nach knapp zwei Wochen am
Donnerstag zu Ende ging, machte sich selbst Mut, dass die
Klimaverhandlungen gut vorangehen. Und das tun sie auch. Die Delegierten
arbeiteten konzentriert an der Vorbereitung von „COP23“, der nächsten
Konferenz, die im November in Bonn unter der Präsidentschaft von Fidschi
stattfindet. Es gab keinen Kampf um die Tagesordnung, eine schöne
Überraschung bei derartigen Treffen.
Auch bei Gesprächen darüber, wie es weitergehen soll mit dem Klima,
näherten sich die Positionen an. Es wurde darüber diskutiert, was im
„Regelbuch“ stehen wird, das die Details des Pariser Abkommens vom Dezember
2015 festlegen soll: Wie müssen die Staaten ihre Klimapläne aufstellen und
erklären? Wie müssen sie 2018 und 2023 über die Fortschritte Rechenschaft
ablegen? Wie soll der „Anpassungsfonds“ mit Hilfen für arme Länder weiter
betrieben werden? „Konstruktiv“ nannten viele Verhandler die Atmosphäre.
Und sie wird noch besser, als die EU zum Schluss der Konferenz 800
Millionen Euro Hilfsgelder ankündigt, um bis 2020 79 Länder aus dem
Pazifik, der Karibik und Afrika zu unterstützen. Die Hälfte dieser Fonds
sollen für Klimahilfen verwendet werden.
Man kann es auch so sagen: „Alle halten den Atem an und arbeiten weiter“,
bilanzierte Gebru Jember Endalew, Chefdelegierter aus Äthiopien und
Sprecher der Gruppe der ärmsten Staaten (LDC). Denn die große Unsicherheit
bei dieser und allen weiteren Konferenzen ist das Verhalten der USA.
## US-Delegation weiß selbst nicht, wohin
Im Weißen Haus tobt ein Richtungskampf, ob die USA aus dem Pariser Abkommen
aussteigen sollen oder nicht. Eine Entscheidung wird von der Regierung
Trump Woche um Woche verschoben. Und die ungewöhnlich kleine US-Delegation
in Bonn wusste selbst nicht, wie der künftige Kurs aussehen werde. „Alle
unsere Maßnahmen werden auf den Prüfstand gestellt, wichtig sind der neuen
Regierung Wettbewerbsfähigkeit und Jobs“, lautete die Sprachregelung, die
Delegationsleiter Trigg Talley stereotyp wiederholte.
Dabei haben die USA schon angekündigt, ihre versprochenen Gelder für den
Grünen Klimafonds, das Klimasekretariat und den UN-Klimarat IPCC nicht mehr
zu zahlen. Außerdem denken sie laut darüber nach, ihren Klimaplan (NDC)
nachträglich zu verwässern. Was sonst zu einem Aufschrei geführt hätte,
wurde von der Konferenz nun größtenteils ignoriert.
Grund für Optimismus finden die Delegierten außerhalb der Konferenzwelt:
Bisher hat kein anderes Land das Pariser Abkommen in Frage gestellt. Indien
und China haben sich ausdrücklich dazu bekannt und den USA sogar indirekt
mit Sanktionen gedroht, sollten sie aussteigen.
Städte, US-Bundesstaten und Unternehmen plädieren für Klimaschutz, die
globalen CO2-Emissionen sind zum dritten Mal hintereinander nicht mehr
gestiegen, Indien will groß in die Produktion von Elektroautos einsteigen.
Und während Trumps klimapolitische Geisterfahrt die Emissionen im Jahr 2030
kaum nach oben treibe, würden die Entscheidungen von Indien und China das
Klima dann um 2 bis 3 Milliarden Tonnen entlasten, befand eine Studie des
„Climate Action Tracker“, die auf der Konferenz veröffentlicht wurde.
„Sehr viele Länder tun mehr als in ihren Klimaplänen steht“, sagt Wael
Hmaidan, Chef des „Climate Action Networks“ von Umweltgruppen aus der
ganzen Welt – was auch damit zu tun hat, dass die Klimapläne (NDC)
teilweise sehr schwach sind. „Und was können wir mit Blick auf die USA
schon tun? Ihnen den Krieg erklären? In Pessimismus verfallen? Da ist ein
begründeter Optimismus die beste Lösung.“
18 May 2017
## AUTOREN
Bernhard Pötter
## TAGS
UN-Klimakonferenz
Bonn
Pariser Abkommen
Donald Trump
Schwerpunkt Angela Merkel
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Eisschmelze
USA
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