# taz.de -- Kolumne Aufgeschreckte Couchpotatoes: Yammie! | |
> Genuss ist der Trend. Schlemmend und zahlend erobern Reisende die Welt. | |
> So oft, dass es jetzt sogar Lob von der Tourisimusorganisation gibt. | |
Bild: Streetfood in Bangkok – köstlich! | |
Wandeln Sie mit auf dem Pfad der Sinne! Seien Sie ein neugieriger, | |
weltoffener Genießer! Pata Negra in Spanien, Lammleber in England, Nasi | |
Campur aus Indonesien, exotische Crossover-Meatbällchen aus der ganzen | |
Welt. Hieß es früher „Reisen verbindet“, so heißt es heute: Reisen regt | |
Gaumen und damit die lokale Wirtschaft an. Wir schlemmen uns durch die | |
Welt, lustvoll wie die Maden im Speck und nachhaltig, wie es sich gehört. | |
„Als eine Hauptkomponente von Geschichte, Tradition und Identität hat sich | |
die Gastronomie zu einem wesentlichen Faktor entwickelt, um ein Land zu | |
besuchen“, bestätigt Essenauch der neue Gastronomie-Tourismus-Report der | |
Welttourismusorganisation (UNWTO). Die Kulinarik als touristisches Segment | |
biete ein enormes Potential, um die lokale, regionale und nationale | |
Ökonomie zu stimulieren und das Ankommen in einem Land zu fördern. Und eine | |
aufregende Gastronomie locke Besucher mindestens so stark wie Museen, | |
Musikfeste oder Denkmäler, so das Fazit des 3. UNWTO-Weltforums in | |
deEssenr europäischen Essmetropole San Sebastián. Zudem: Der | |
durchschnittliche Tourist gibt ein Drittel seines Urlaubsbudgets für Essen | |
aus. | |
Genussreisen seien die Suche nach authentischen Erlebnissen bei Reisenden, | |
die sich bewusst vom Tourismus für Touristen abwenden. Sie wollten in die | |
Kultur einer Region eintauchen und suchten unvergessliche Erfahrungen auf | |
einzigartige und persönliche Weise, sagen Marketingexperten. Es ist also | |
eine hochgradig zivilisatorisch verfeinerte Begegnung. Denn kulinarisch | |
interessierte Touristen sind nicht nur an Gerichten interessiert, die | |
natürlich einen lokalen Ursprung haben sollten, sondern auch daran, etwas | |
über die Geschichte ihrer Produktion zu erfahren. | |
Für Regionen wie Brandenburg mit seiner Satt-werden-Küche kein Grund zum | |
Verzweifeln. Es gibt längst Marketingberater für Genussangebote. Auch der | |
heimische Fisch, die Kartoffel bergen Potentiale, die in neuer, | |
einzigartiger und persönlicher Weise erlebbar werden könnten. | |
28 May 2017 | |
## AUTOREN | |
Edith Kresta | |
## TAGS | |
taz.gazete | |
Reisen | |
Essen | |
Herbstzeitlos | |
Genuss | |
Nahrungsmittel | |
Getränke | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Kolumne Herbstzeitlos: Auf die Pflanze gekommen | |
Erst kommen alle auf Kinder und der Rest kommt dann auf den Hund. Ich bin | |
davongekommen – und renne mit der Gießkanne herum. | |
Clean Eating als Trend: Die Schaufel im Arsch des Todes | |
Superfood ist das Versprechen, sich gesundessen zu können. Mit Vitaminen, | |
Mineralien, Proteinen. Unser Autor zweifelt das an. | |
Was Essen mit Krieg zu tun hat: Nur der Döner kam in Frieden | |
Kulinarisch gesehen sind Krisen eine Bereicherung: Österreicher trinken | |
türkischen Kaffee. Holländer essen spanischen Eintopf. Mehr davon? | |
Expertin über alkoholfreie Getränke: „Tschüss, Apfelschorle“ | |
Genuss ohne Alkohol? Das geht, sagt Getränkeexpertin Nicole Klauß. Mehr und | |
mehr Lokale werden dabei sehr erfinderisch. |