# taz.de -- Racial Profiling in Deutschland: Auf der Suche nach „Nordafrikane… | |
> Kleine Anfrage der Grünen: Gegen wen ist die Polizei an Silvester in Köln | |
> tatsächlich vorgegangen? Die Antwort wirft weitere Fragen auf. | |
Bild: Silvester 2016 in Köln: ein Fall von Racial Profiling? | |
Berlin taz | Laut zahlreichen Augenzeugenberichten soll die Polizei an | |
Silvester am Kölner Hauptbahnhof Ankommende nach Hautfarben getrennt und | |
„nordafrikanisch“ aussehende junge Männer stundenlang eingekesselt haben. | |
Nun begehrten die Grünen Auskunft von der Bundesregierung über den | |
aktuellen Ermittlungsstand. Die Antwort des Innenministeriums, die der taz | |
vorliegt, wirft weiter Fragen auf. | |
Noch Mitte Februar hatte die Regierung in ihrer Antwort auf eine Kleine | |
Anfrage der Linksfraktion mitgeteilt, die Bundespolizei habe am und im | |
Kölner Hauptbahnhof „etwa 2.000 an- und abreisende nordafrikanische Männer | |
festgestellt“. Diese Behauptung taucht in der Antwort auf die | |
Grünen-Anfrage nun nicht mehr auf. Das könnte daran liegen, dass sie nicht | |
zu belegen ist. | |
Dafür sprechen die Angaben, die das Innenministerium auf die Frage macht, | |
wie viele Personen von individuellen Maßnahmen der Bundespolizei betroffen | |
waren. Demnach ging sie gegen insgesamt 1.288 Menschen präventiv vor. | |
Darunter befinden sich 951 Platzverweise, bei denen es allerdings bis auf | |
ganz wenige Ausnahmen keine Identitätsfeststellungen gab. | |
Weiter gab es 311 Identitätsfeststellungen und 21 Durchsuchungen, bei denen | |
die Staatsangehörigkeit der Betroffenen nicht dokumentiert worden ist. | |
Außerdem gab es noch vier Ingewahrsamnahmen, die jedoch sämtlich | |
afghanische Staatsbürger betrafen, sowie eine Aufenthaltsermittlung, bei | |
der es um einen Deutschen ging. | |
Acht Straftaten wurden in der Silvesternacht bei der Bundespolizei | |
angezeigt. Darunter findet sich ein Fall von sexueller Belästigung, bei der | |
ein Westafrikaner als Tatverdächtiger gilt. Ansonsten reicht die Palette | |
der angezeigten Delikte von Beleidigung (Deutscher) über Widerstand gegen | |
Vollstreckungsbeamte (Deutscher) bis zum Verstoß gegen das Waffengesetz | |
(Deutscher). Unter den insgesamt 24 Tatverdächtigen befinden sich 4 | |
Nordafrikaner. Bei 13 Personen wird als Staatsangehörigkeit „unbekannt“ | |
angegeben. | |
Das Agieren der Polizei war von Menschenrechtsorganisationen scharf | |
kritisiert worden. Es habe sich „um einen eindeutigen Fall von Racial | |
Profiling“ gehandelt, konstatierte Amnesty International. Die Humanistische | |
Union forderte „eine lückenlose Aufklärung des Polizeieinsatzes in der | |
Kölner Silvesternacht“. Erstaunlich: Laut Bundesinnenministerium sind | |
solche Stellungnahmen „der Bundesregierung nicht bekannt“. | |
Der grüne Abgeordnete Volker Beck kann das nicht nachvollziehen. „Das zeugt | |
nicht davon, dass man sich mit der Problematik ernsthaft auseinandergesetzt | |
hat“, sagt Beck der taz. „Dabei ist Fehlerkorrektur essenziell für eine | |
demokratische und effiziente Polizeiarbeit.“ Gefahrenabwehr könne „nicht | |
bedeuten, dass Hunderte anlasslos polizeilichen Maßnahmen unterworfen | |
werden, weil sie anders aussehen als die Mehrheit“. | |
22 May 2017 | |
## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
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