# taz.de -- Kommentar zu Freihandelsabkommen: Lobbyismus wird schwerer | |
> Die geplanten Freihandelsabkommen haben es jetzt schwer. Doch ein | |
> Gerichtshof für multinationale Investitionsstreitigkeiten ist bereits | |
> geplant. | |
Bild: Auch wenn es für die Freihandelabkommen gerade nicht so gut aussieht, ha… | |
Schlechte Nachrichten für alle Fans des schrankenlosen Freihandels: Der | |
Europäische Gerichtshof hat entschieden, dass auch die einzelnen nationalen | |
Parlamente die EU-Freihandelsabkommen absegnen müssen – zumal wenn dort die | |
umstrittenen Investorenschutzklauseln verankert sind. Dieses Urteil war | |
erwartet worden, dennoch hat es weitreichende Konsequenzen. | |
Erstens: Die geplanten Freihandelsabkommen verlieren weitgehend ihren Sinn. | |
In Wahrheit ging es nie darum, den freien Warenverkehr zu fördern. | |
Stattdessen sollte die Lobbymacht der Unternehmen gestärkt werden. Denn die | |
Investitionsschutzklauseln hätten es den transnationalen Firmen gestattet, | |
gegen Staaten zu klagen, wann immer sie ihre „legitimen Erwartungen“ auf | |
einen Gewinn gefährdet sehen. Die Unternehmen hätten also nur damit drohen | |
müssen, Milliardenklagen einzureichen – schon hätten sie viele missliebige | |
Gesetze im Umwelt- oder Verbraucherschutz verhindern können. Der | |
Bürgerprotest ist daher in vielen EU-Ländern erheblich, so dass einige | |
Nationalparlamente nicht zustimmen dürften. | |
Zweitens: Trotzdem sollte sich niemand der Illusion hingeben, dass der | |
Kampf gegen den Investorenschutz endgültig entschieden sei. Denn längst hat | |
die EU-Kommission einen Umweg ersonnen: Sie will einen multinationalen | |
Gerichtshof für Investitionsstreitigkeiten einrichten. | |
Ein echter Gerichtshof wäre zwar besser als die bilateralen | |
Schiedsgerichte, die bisher die Investitionsstreitigkeiten zwischen Staaten | |
und Unternehmen entscheiden. Aber der fundamentale Mangel wäre nicht | |
beseitigt: Wieder würde eine Sonderjustiz für transnationale Unternehmen | |
eingerichtet, die diesen eine besondere Lobbymacht verschafft. | |
Es ist ganz einfach: Europa ist ein Rechtsstaat, die USA und Kanada sind es | |
auch. Sondergerichte für transnationale Unternehmen sind also überflüssig. | |
16 May 2017 | |
## AUTOREN | |
Ulrike Herrmann | |
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