# taz.de -- Kommentar Nach der Wahl in Frankreich: Gegen Misstrauen hilft Demok… | |
> Nur weil Macron die EU befürwortet, ist deren Vertrauensverlust nicht | |
> gelöst. Eine Stärkung des europäischen Parlaments ist nötig. | |
Bild: Die Euphorie der Wahlnacht sollte noch ein bisschen andauern | |
Ja, sicher, es ist noch mal gutgegangen. Die französische Bevölkerung hat | |
sich gegen Nationalismus und für die Europäische Union ausgesprochen. | |
Wahlsieger Emmanuel Macron ließ die Europahymne noch vor der Marseillaise | |
spielen. [1][Alles in Ordnung, die EU kann also weitermachen wie bisher?] | |
Nein, das sollte sie nicht tun. Weil nämlich nicht alle, die in Frankreich | |
für den Front National gestimmt haben, verkappte Faschisten sind. Auch ist | |
Großbritannien nicht plötzlich mehrheitlich von Nazis bevölkert. Die | |
EU-Kritiker in anderen Ländern der Union können ebenfalls nicht sämtlich | |
mit dem Etikett „Rechtsextremisten“ abgestempelt werden. | |
Das Misstrauen gegenüber der EU wächst in Europa. Allen Umfragen zufolge | |
gründet es sich vor allem auf das Gefühl, fremdbestimmt zu sein und keinen | |
Einfluss mehr auf das politische Geschehen zu haben. Anders ausgedrückt: Es | |
geht um Demokratie, also um Demokratisierung. | |
Macron hat Vorschläge gemacht. Er wünscht sich für die Eurozone ein eigenes | |
Budget, eine gemeinsame Wirtschaftsregierung und die Stärkung des | |
europäischen Parlaments. Was er damit erreichen will, wird man abwarten | |
müssen. Es gibt gute Gründe, Macron zu unterstellen, er sei | |
wirtschaftsliberal und trete für einen Abbau von Arbeitnehmerrechten ein. | |
Aber selbst wenn: Dann wären seine Forderungen deshalb noch nicht | |
prinzipiell falsch. | |
Prinzipiell. Das bedeutet in diesem Zusammenhang den Wunsch nach einer | |
Stärkung der parlamentarischen Ebene innerhalb der EU. Also zum Beispiel | |
die Forderung, das Europäische Parlament müsse künftig auch von sich heraus | |
Gesetze auf den Weg bringen dürfen. Das ist überfällig. Bisher | |
kontrollieren die Organe der Exekutive – vulgo: die Regierungen – sich | |
weitgehend selbst. So war und ist Gewaltenteilung eigentlich nicht | |
vorgesehen. | |
Der Balanceakt, den die EU bestehen muss: den nationalen und regionalen | |
Ebenen weiterhin soviel Zuständigkeiten zu erhalten, dass sie nicht als | |
bloße Marionetten von Brüssel erscheinen. Und zugleich die europäischen | |
Institutionen zu demokratisieren. Wenn man das ernstnimmt, dann bedeutet es | |
einen Machtverlust für Regierungen der Nationalstaaten. Wenn man das nicht | |
ernstnimmt, dann bedeutet es – über kurz oder lang – ein Ende der EU. | |
9 May 2017 | |
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## AUTOREN | |
Bettina Gaus | |
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