# taz.de -- Streit um Zentrale Landesbibliothek: Bald weniger Fachliteratur? | |
> Die Zentrale Landesbibliothek (ZLB) will die Medienbeschaffung weiter | |
> reformieren. Dies trifft auf Widerstand von Personalvertretung und | |
> Gewerkschaft. | |
Bild: Die ZLB hat Reformvorhaben, die die Medienbeschaffung grundsätzlich in F… | |
Die Pläne der Zentralen Landesbibliothek (ZLB) zu einer Reformierung der | |
Medienbeschaffung stoßen auf Kritik. Der Personalrat der Bibliothek und der | |
Verdi Landesbezirk Berlin-Brandenburg sprechen von einer „vollständigen | |
Auslagerung der Kernkompetenz an die Privatwirtschaft“. | |
Nach den Plänen der ZLB soll die Materialbeschaffung verstärkt in | |
Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern und Großbuchhandlungen | |
stattfinden. Einen ersten Schritt in diese Richtung hatte die ZLB bereits | |
Anfang 2016 getan: Seither wird über die EKZ-Bibliotheksservice GmbH aus | |
Reutlingen ein Warenkorb an Medien angekauft, über dessen Inhalt die EKZ | |
bestimmt. Das Unternehmen ist seit 1947 als Dienstleister für öffentliche | |
Bibliotheken tätig. | |
Nach Angaben der Bibliothek machen die EKZ-Medien momentan etwa 40 bis 45 | |
Prozent des Gesamtbestands der ZLB aus. Der Rest wird von den | |
Bibliothekar*innen noch selbst ausgewählt und bestellt. Sowohl seitens der | |
Personalvertretung als auch der Bibliotheksleitung wird dieses duale | |
Verfahren jedoch als mangelhaft und zeitintensiv beschrieben. | |
Reform wird zu mehr Auslagerung führen | |
Deswegen – so die Reformpläne – soll in Zukunft von jedem Fachbereich ein | |
thematisches Profil erstellt werden. Über dieses Nachfrageprofil stellen | |
kooperierende Großbuchhandlungen einen zweiten Warenkorb zusammen. Welche | |
Buchhandlungen das wären, soll in einer öffentlichen Ausschreibung | |
festgestellt werden. Die Quote der durch die ZLB individuell ausgewählten | |
Medien würde dadurch in jedem Fall sinken. | |
Lothar Brendel, ZLB-Personalratsvorsitzender, prognostiziert in der | |
Medienbeschaffung ein „Outsourcing von 90 Prozent“. Regionale | |
Fachbuchhandlungen, mit denen vorher zusammengearbeitet wurde, blieben | |
dabei auf der Strecke. Er fordert, die geplante Reform zu stoppen und die | |
Medienbeschaffung wieder ganz in die Hand der Bibliothek zu legen. | |
„Wir wollen keinen erweiterten Hugendubel“, sagt Susanne Stumpenhusen, die | |
Verdi-Landesbezirksleiterin. Die Gewerkschaft befürchtet, dass nur die | |
Großbuchhandlungen mit einem Fokus auf Populärliteratur bei der | |
Ausschreibung eine Chance hätten. Mit der Auslagerung „konfektioniere“ man | |
den qualitativ hochwertigen Bestand an Fachliteratur, so Stumpenhusen. | |
Kulturstaatssekretär Wöhlert relativiert | |
Torsten Wöhlert, Staatssekretär für Kultur, spricht von „Ideologisierung�… | |
Er sitzt im Vorstand des Stiftungsrats der ZLB und habe mit vielen | |
Betroffenen gesprochen. Es zeichne sich die Bereitschaft ab, die Reform | |
mitzutragen. Zwar würden einige der Tätigkeiten ausgelagert, andere | |
hingegen kämen zum Aufgabenspektrum hinzu. „Es geht bei der Reform nicht um | |
Arbeitsplätze, sondern um deren Inhalte“, versichert Wöhlert. | |
Auch die Bibliotheksleitung sieht in der Reform eine notwendige Anpassung | |
an das Nutzungsverhalten. „Bibliotheken müssen sich verändern, da sich | |
Medien verändern“, sagt dazu eine Sprecherin. So sollen multimediale | |
Angebote und die Gruppenbetreuung – etwa für Schulklassen – ausgebaut | |
werden. In der Sitzung am 11. Mai wird der Stiftungsrat der ZLB über die | |
Reformpläne entscheiden. | |
26 Apr 2017 | |
## AUTOREN | |
Fabian Franke | |
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