| # taz.de -- Kommentar zur Kriminalitätsstatistik: Von Fakten und Vorurteilen | |
| > Laut Statistik ist der Anteil tatverdächtiger Flüchtlinge an einigen | |
| > Delikten überproportional. Sie kann dennoch zur Versachlichung der | |
| > Debatte beitragen. | |
| Bild: Die neue Kriminalstatistik bietet die Chance zur Versachlichung einer üb… | |
| Der [1][Einwurf von rechts] kam wie erwartet. „Erschreckend“ sei die neue | |
| Kriminalitätsstatistik für Deutschland, wetterte die AfD. Lange habe man | |
| diese Entwicklung vorhergesehen. | |
| Die neue Kriminalitätsstatistik birgt politischen Zündstoff, ohne Frage. | |
| Die Zahl der Gewalttaten in Deutschland steigt, die Zahl der dafür | |
| tatverdächtigen Zuwanderer auch. Das mag vorerst banal erklärbar sein: | |
| Hunderttausende Flüchtlinge kamen in den vergangenen zwei Jahren ins Land, | |
| damit steigt auch ihr Anteil unter den Straftätern. Warum also werden sie | |
| überhaupt gesondert erhoben? Ist die Stigmatisierung damit nicht | |
| vorprogrammiert? | |
| Man muss es anders sehen: Die Statistik bietet die Chance zur | |
| Versachlichung [2][einer überhitzten Debatte]. Denn sie stellt den | |
| Instrumentalisierungen Fakten entgegen. Ja, der Anteil tatverdächtiger | |
| Flüchtlinge an einigen Delikten ist überproportional. Aber es sind vor | |
| allem Mehrfachtäter, die die Zahlen hochtreiben – auf Kosten der | |
| unbescholtenen Mehrheit. Und vielfach spielen sich die Straftaten in den | |
| Unterkünften selbst ab, sind auch die Opfer Flüchtlinge. | |
| Es sind diese Befunde, mit denen die Politik umgehen muss. Sie sollte | |
| Flüchtlinge dezentral unterbringen, statt in Großunterkünften Konfliktherde | |
| entstehen zu lassen. Sie sollte den Asylsuchenden Perspektiven bieten, in | |
| der Gesellschaft und dem Arbeitsmarkt Fuß fassen zu können. Und, natürlich: | |
| Straftaten sollten konsequent geahndet werden – egal wer sie begeht. | |
| ## Auch rechte Straftaten nehmen zu | |
| Die Rechtspopulisten haben an diesem Blick ins Detail kein Interesse. Ihnen | |
| geht es um die Skandalisierung, sie hoffen auf politische Rendite. Würden | |
| sie genauer hinsehen, birgt der Bericht auch für sie Sprengkraft. Denn auch | |
| die Straftaten mit rechtem Hintergrund klettern wieder auf einen | |
| Höchststand. Wer dafür mit den Nährboden bereitet hat, ist klar: die | |
| Agitation von rechts. Auch die verdient ein konsequentes Kontra durch | |
| Fakten. | |
| 24 Apr 2017 | |
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| ## AUTOREN | |
| Konrad Litschko | |
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