# taz.de -- Bundeskongress der Grünen Jugend: Zweckoptimismus statt Revolte | |
> Die Grünen stecken im Umfragetief. Auch die aufmüpfige Parteijugend weiß | |
> keinen Ausweg. Sie stellt sich hinter die SpitzenkandidatInnen. | |
Bild: Ob das alte Symbol noch taugt? | |
BERLIN taz | Jamila Schäfer und Moritz Heuberger sind vorsichtige Menschen. | |
Auch wenn die Doppelspitze der Grünen Jugend sich ansonsten gerne frech und | |
aufmüpfig gibt, übt sich der Parteinachwuchs derzeit lieber in | |
Zurückhaltung. Trotz dramatisch schlechter Umfragewerte für die Grünen, | |
kommt Schäfer und Heuberger Kritik an der Mutterpartei höchstens in | |
homöopathischen Dosen über die Lippen. | |
Die 23-Jährige und der 26-Jährige luden am Donnerstag in die grüne | |
Bundesgeschäftsstelle in Berlin, um über den Bundeskongress der Grünen | |
Jugend zu informieren, der an diesem Wochenende in Heidelberg stattfinden | |
wird. Im Zentrum soll die Präsentation einer Kampagne mit ambitioniertem | |
Motto stehen: „Ändern wir die Welt, bevor es andere tun.“ | |
Eigentlich wäre der Kongress, zu dem bis zu 400 junge Grüne erwartet | |
werden, eine gute Gelegenheit, über die Gründe für die fast schon | |
lebensgefährliche Formkrise zu beraten, in der sich die Mutterpartei | |
befindet. Inzwischen ist sie in den Umfragen auf 6 Prozent abgestürzt, | |
bedrohlich nah an die 5-Prozent-Hürde. | |
Doch das soll in Heidelberg kein Thema sein. Die Grüne Jugend übt sich | |
lieber in Zweckoptimismus. Die Stimmung unter Jugendlichen sei für die | |
Grünen sehr positiv, sagt Heuberger. Jetzt gelte es, mitzuhelfen, dass | |
„möglichst viele Grüne ins Parlament kommen“. Auch auf die grünen | |
SpitzenkandidatInnen Cem Özdemir und Katrin Göring-Eckardt will er nichts | |
kommen lassen: „Wir stehen hinter denen, wir machen mit denen gemeinsam | |
Wahlkampf.“ | |
## Ehe abschaffen | |
Immerhin räumt Jamila Schäfer einen „gewisses Profilverlust“ der Partei a… | |
einen der Gründe der gegenwärtigen Krise ein. Doch sich diesem | |
Profilverlust offensiv entgegenstemmen, wagt die Grüne Jugend nicht. Sie | |
verzichtet in ihrer Kampagne auf möglicherweise provokative Positionen, die | |
über das grüne Wahlprogramm hinausgehen könnten. Forderungen nach einer | |
Mindestausbildungsvergütung oder dem bedingungslosen Grundeinkommen fehlen, | |
obwohl der Parteinachwuchs eigentlich für beides eintritt. „Man kann nicht | |
auf die Straße tragen, wofür die Partei nicht steht“, sagte Schäfer. | |
Allerdings gilt das für einen Bereich nicht: Während die Grünen in ihrem | |
Programmentwurf für die Bundestagswahl nur fordern, „die Ehe für alle | |
Paare“ zu öffnen, will die Grüne Jugend die Ehe ganz abschaffen. | |
Stattdessen soll es einen „Familienvertrag“ geben, der „egal welchen | |
Geschlechts und egal ob zu zweit, zu dritt oder whatever“ abgeschlossen | |
werden kann. | |
Rund 8.000 Mitglieder hat die Grüne Jugend nach eigenen Angaben, rund ein | |
Drittel besitzt auch das grüne Parteibuch. Formal unabhängig, ist sie doch | |
äußerst eng mit der Partei verknüpft. Politisch verortet sie sich mit | |
deutlicher Mehrheit auf dem linken Parteiflügel. Wie auch immer die Grünen | |
bei der Wahl im September abschneiden: Von der Grünen Jugend wird niemand | |
dem kommenden Bundestag angehören. Bundesweit schaffte es keine ihrer | |
KandidatInnen auf einen aussichtsreichen Listenplatz. Das sei „natürlich | |
frustrierend für uns“, sagte Schäfer. Rebellischer hat sie das aber | |
offenkundig nicht gemacht. | |
21 Apr 2017 | |
## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
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