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# taz.de -- Record Store Day in Berlin: Lovely Rita
> Ein eigener Platz für Partys und die Subkultur: Die Garagenrocker
> Chuckamuck gönnen sich einen Plattenladen.
Bild: Neu in der Neuköllner Nogatstraße: Daniel Grabala und Oska Wald vor ihr…
Wer heutzutage einen Plattenladen eröffnet, braucht ein Konzept, logisch.
Mehr Neuware oder Secondhand? Gepflegte Jazzecke oder lieber eine
ordentliche Singlesabteilung? Dazu vielleicht noch einen Ausschank mit
veganem Latte? Für Oska Wald, der natürlich bürgerlich anders heißt, aber
als Künstler ein Recht auf ein lustiges Pseudonym hat, ist das primäre
Alleinstellungsmerkmal seines Plattenladens Rita klar: Die Toilette, sagt
er. „Wir sind der Plattenladen, wo man auch als Kunde aufs Klo gehen kann,
und das kann man sonst nirgendwo in Berlin.“ Wo er Recht hat, hat er Recht.
Gleichzeitig untertreibt er natürlich ganz schrecklich, weil die
Möglichkeit, von der Plattenanhörstation direkt ins stille Örtchen wechseln
zu können, sicherlich nicht das Einzige ist, was seinen Laden in Neukölln
so besonders macht. Aber das mit dem Understatement scheint so eine Macke
von Oska Wald zu sein. Wenn man ihn beispielsweise fragt, welche Funktion
er in seiner Band Chuckamuck habe, sagt er, er sei der Gitarrist. Das
stimmt. Er ist aber auch der Sänger, man könnte sogar sagen: der Frontmann.
Diese Info aber kriegt man von ihm nicht aus der Nase gezogen.
Der Plattenladen mit der Option zur gepflegten Pinkelpause ist nicht nur
eine Sache von Oska Wald, sondern von seiner ganzen Band. Chuckamuck,
Berlins berühmte Garagenrockband, betreiben nun gemeinsam einen
Plattenladen in Neukölln. Benannt wurde der nach dem Hund ihres Bassisten.
Was bestimmt die interessanteste Meldung zum heute am Samstag gefeierten
Record Store Day überhaupt ist.
## Immer wieder Neues
Begonnen hat es mit Rita allerdings bereits Ende vergangenen Jahres, damit
könnte dies also auch eine Meldung von vorgestern sein. Ist es aber nicht:
Zum Record Store Day wird im Rita einfach nochmals neu, auch mit einen
Konzert am Abend, eröffnet. Kann ja nicht schaden. Drei Eröffnungen gab es
bereits, und es werden bestimmt noch viele folgen. Denn hier, so zeigen
einem Oska Wald und Daniel Grabala, Bassist von Chuckamuck und stolzes
Herrchen von Neuköllns vielleicht schon jetzt berühmtesten Hund Rita, soll
noch eine Anhörstation für Kassetten hin, dort sollen irgendwann einmal
Comics und andere gedruckte Kunst ausgelegt werden und so weiter.
Aber bis alles so ist, wie es sein soll, kann es noch dauern. Und bis dahin
gilt eben: noch eine Eröffnungsparty und noch eine. Der Raum direkt hinter
dem Laden ist einfach auch perfekt geeignet für die ganzen Partys. Ein
Klavier steht hier, ein Schlagzeug und eine Gitarre: Ideal für sogenannte
In-Store-Gigs, Konzerte im Plattenladen.
Rita ist, das wird schnell klar, wenn man mit Oska Wald und Daniel Grabala
ein wenig in ihrem Laden abhängt und der erste Spliff kreist, genau wie die
Musik von Chuckamuck: dahingerotzt, unfertig und immer ziemlich charmant.
Die Öffnungszeiten sind nicht von Montag bis Freitag, sondern, noch so eine
Besonderheit, genau umgekehrt: von Freitag bis Montag.
Hinterm Tresen steht an den Wochenenden dann, wer gerade Lust hat von der
Band oder aus dem erweiterten Rita-Freundeskreis, zu dem übrigens auch
einer von den Beatsteaks gehört, der sicherlich auch mit jemandem wie
Campino irgendwo den edelsten Punkrockplattenladen Deutschlands eröffnen
könnte, aber offenbar lieber mit den Chuckamucks in einem dunklen Loch in
Neukölln abhängt, das nach einem Hund benannt wurde.
## Das Prinzip: Selber machen
DIY lautet das große Stichwort bei Rita. Do it yourself. Jeder darf und
soll sich hier einbringen. Der Plattenladen soll Berlins Subkultur abbilden
und gehören. „Die Leute sollen ihre Platten mitbringen und bei uns in den
Laden stellen“, so Oska Wald. Zumindest so lange diese Platten musikalisch
was zu bieten haben und nicht bei einem großen Label wie Universal
veröffentlicht wurden.
In den Plattenfächern finden sich dann Platten von Black Heino,
Veröffentlichungen eines Labels mit dem herrlichen Namen „Verboten in
Deutschland“ und ähnliche Perlen des lokalen, aber auch überregionalen
Undergrounds. Und ein paar aufwendig gestaltete Singles, deren Cover mit
ihrem Jackson-Pollock-artigen Design bestechen. „Über jedes einzelne ist
Rita extra mit seinen Pfoten gepatscht“, so Daniel Grabala. Die Künstlerin
wedelt bestätigend mit dem Schwanz.
22 Apr 2017
## AUTOREN
Andreas Hartmann
## TAGS
Plattenladen
Vinyl
Vinyl
Plattenladen
Schallplatten
David Bowie
Musik
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