Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Mexiko auf der Reisemesse ITB: Buhlen um neue Touris
> Margaritas, Maya, Mariachi – Mexiko-Urlaub ist bei US-Amerikanern
> beliebt. Das Land aber will von den Nachbarn unabhängiger werden.
Bild: Als Wandbild grad noch okay, aber Mexiko-Urlaub sollte sich Trump besser …
Berlin taz | Wenn die Beziehungen zum Nachbar am Boden sind, muss man halt
um andere Verbündete buhlen. So ähnlich könnte man die Mission des
Deutschland-Trips von Mexikos Tourismusminister Enrique de la Madrid
beschreiben. Zur Reisemesse ITB war de la Madrid nach Deutschland gekommen,
um die Deutschen zu umwerben – und so unabhängiger von den
US-amerikanischen Touristen zu werden.
„Wir wissen, dass zum Beispiel fast 700.000 Deutsche jedes Jahr nach
Thailand fliegen“, sagte Tourismusminister Enrique de la Madrid am Freitag
in der mexikanischen Botschaft in Berlin. „Das ist toll – aber es ist mehr
oder weniger genau so weit und dauert mehr oder weniger genau so lange bis
nach Mexiko“. Er habe während seines Aufenthalts bereits Gespräche etwa mit
dem Reiseunternehmen Tui über mögliche Investitionen geführt. Die Mexikaner
wollen ihre Wirtschaft breiter aufstellen, und Tourismus sei ein Sektor, in
dem das möglich sei.
Ein Hintergrund dessen ist die Politik der US-Regierung. Der
US-amerikanische Präsident Donald Trump hatte angekündigt, eine Mauer an
der Grenze zu Mexiko zu bauen – auf Kosten der Mexikaner. Außerdem hatte er
die Nachbarn bereits im Wahlkampf aufs Ärgste beschimpft, sie als
Vergewaltiger und Drogendealer verunglimpft. Der Republikaner will überdies
das Nafta-Handelsabkommen mit Mexiko und Kanada neu verhandeln und dabei
einen besseren Deal für die USA herausschlagen.
Deshalb rückt Mexiko auch in Handelsangelegenheiten näher an Deutschland
und die EU. Am Donnerstag hatte sich de la Madrid bereits mit
Wirtschaftsstaatssekretärin Iris Gleicke getroffen, die danach sagte: „Wir
sind gemeinsam überzeugt, dass nicht Protektionismus, sondern offene Märkte
und verlässliche Handelsbedingungen der richtige Weg sind.“ Das dürfte auf
Trumps Drohung zielen, Fahrzeugimporte aus Mexiko in die USA mit hohen
Importsteuern zu belegen, damit diese ihre Produktion in die Vereinigten
Staaten verlegen. Auch de la Madrid betonte am Freitag, dass sich
Deutschland und Mexiko einig seien in ihrem Glauben an den Freihandel.
## Die meisten Urlauber sind aus den USA
Die US-Amerikaner sind bisher auch die größten Fans eines Mexiko-Urlaubs.
Etwa 60 Prozent aller Besucher, die per Flugzeug nach Mexiko reisten, kämen
aus den Vereinigten Staaten, sagte de la Madrid, 9,7 Millionen von
insgesamt 17 Millionen Flugreisenden. Die US-Besucher sind also enorm
wichtig für das Land, in dem der Tourismus 8,7 Prozent des
Bruttoinlandsprodukts ausmacht. Mexiko ist äußerst beliebt für seine
Strände, etwa in dem Küstenort Cancún, der viele US-Studenten für einen
Tequila-gefüllten Springbreak anzieht.
An den hohen Besucherzahlen haben auch Trumps Tiraden bisher nichts
geändert, sagte de la Madrid. „Aber wir sind auf der Hut, wir verfolgen das
sehr gründlich.“ Es habe allerdings auch einen Wertverlust des Pesos
gegenüber dem US-Dollar und dem Euro gegeben, was zusätzlichen Anreiz
biete, nach Mexiko zu fliegen.
„Wir sollten zugeben, dass es Differenzen mit der US-Regierung gibt, aber
wir werden diese Differenzen nicht auf das amerikanische Volk übertragen“,
versicherte de la Madrid. Entgegen der Sorgen mancher Urlauber würden die
Mexikaner die US-Amerikaner weiter mit Wärme und Freundlichkeit empfangen.
Doch auch dieser kleine Kuschelkurs konnte die Botschaft nicht abschwächen,
die der Minister noch aussandte: Mexiko muss unabhängiger werden von den
US-Reisenden. In den vergangenen zehn Jahren seien der Anteil dieser schon
von 70 auf 60 Prozent zurückgegangen, sagte de la Madrid. „Wir hätten gern,
dass die USA nicht mehr als 50 Prozent des Tourismus ausmachen.“
10 Mar 2017
## AUTOREN
Eva Oer
## TAGS
ITB
Donald Trump
Mexiko
USA
Tourismus
USA
Mexiko
ITB Tourismus Börse
Mexiko
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
## ARTIKEL ZUM THEMA
Grenzmauer zwischen USA und Mexiko: Acht Prototypen im Bau
Die USA haben in San Diego damit begonnen, mehrere verschiedene
Mauermodelle zu bauen. Sie sind bis zu neun Metern hoch.
Essen in Mexiko City: Kochen ist ein sozialer Motor
Das Restaurant Quintonil von Jorge Vallejo hat es unter die 50 besten
Restaurants der Welt geschafft. Mit regionaler, vorkolonialer Spitzenküche.
Tourismusmesse in Berlin: Kugelschreiber abgreifen gehen
Auf der ITB wirbt der türkische Außenminister um deutsche Urlauber.
Ansonsten gibt man sich an den Ständen der Türkei betont unpolitisch.
Abschiebepolitik der USA: Mexiko plant Protest
Mexiko wird bei der Abschiebung „illegaler Migranten“ aus den USA bis vor
die Vereinten Nationen ziehen. Erste Gespräche habe es bereits gegeben.
Proteste gegen den US-Präsidenten: „Mexiko respektiert man, Herr Trump“
Zehntausende Mexikaner sind am Sonntag landesweit gegen US-Präsident Donald
Trump und seine Pläne zum Bau einer Grenzmauer auf die Straße gegangen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.