# taz.de -- Zweiter Teil der Film-Komödie: Jagd auf rote Brause | |
> Der Film erzählt die Geschichte ohne Romanvorlage fort: „Der | |
> Hunderteinjährige, der die Rechnung nicht bezahlte und verschwand“. | |
Bild: Da guckt das Äffchen mit | |
Er sei, nachdem er den ersten Film gemacht hatte, geradezu verliebt gewesen | |
in die Welt des Hundertjährigen, erzählt der Regisseur Felix Herngren im | |
Presseheft. Weil aber Jonas Jonasson, Autor des Erfolgsromans „Der | |
Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“, keine | |
Folgegeschichte mehr schreiben wollte, nahm Herngren die Sache selbst in | |
die Hand und schrieb mit dem Drehbuchautor Hans Ingemansson – und in enger | |
Absprache mit Jonas Jonasson – das Skript für eine rein filmische | |
Fortsetzung. Auch dieser Film ist ganz offensichtlich mit viel Liebe | |
gemacht. | |
Er beginnt mit dem hundertundersten Geburtstags von Allan Karlsson auf | |
Bali und führt gegen Ende wieder dorthin, wo der erste Teil begann: in | |
jenes Altersheim, aus dem der Alte einst verschwand, um ganz zufällig einen | |
Koffer mit geklauten 50 Millionen zu klauen. Dazwischen liegt, in | |
wohlbewährter Manier, eine lustiger Kalter-Kriegs-Rückblick mit | |
langgezogener Verfolgungsjagd. | |
Das Ganze ist im Grunde eine Variation auf den ersten Teil, erreicht aber, | |
durch einen gewissen Wiederholungseffekt abgenutzt, nicht ganz dessen | |
unnachahmliches Understatement. Das ist auch schwierig, denn schließlich | |
wurde das Sujet „verpeilter gutmütiger Trottel greift ständig | |
unwillentlich, aber extrem erfolgreich in den Lauf der Weltgeschichte ein“ | |
dort bereits gründlich ausgeschöpft. | |
Im zweiten Teil nun steht eine Intrige eher kulturpolitischer Art im | |
Mittelpunkt: Im Wettstreit der Systeme ist es nämlich der Sowjetunion | |
gelungen, eine giftrote Brause zu kreieren, „Volkssoda“ genannt, deren | |
Geschmack so einzigartig ist, dass die Amerikaner alles tun, um an das | |
Rezept zu gelangen. In den Rangeleien von Spionage und Gegenspionage aber | |
geht dieses irgendwann verloren. Der alte Allan hatte ganz vergessen, dass | |
es ja einst in seinen eigenen Besitz gelangt war – bis sein kleiner | |
balinesischer Affe eines Tages eine alte Flasche „Volkssoda“ in Allans | |
Beständen entdeckt. | |
Bald macht ein Film mit dem Limo trinkenden Affen auf YouTube die Runde, | |
und rund um den Globus werden alte Begehrlichkeiten wach. Außerdem sucht | |
ein englischer Ganove immer noch die 50 Millionen, die Allan zu Beginn des | |
ersten Films in die Hände gefallen waren; und so sind schon wieder ziemlich | |
viele Menschen auf einmal hinter dem Hunderteinjährigen her, der wie immer | |
von nichts eine Ahnung hat. | |
Formidable neue ProtagonistInnen bevölkern neben dem bewährten Personal | |
diesen Film. An erster Stelle sollte wohl „Crystal der Affe“ lobend | |
hervorgehoben werden, der – oder die? – so agiert, als wüsste sie | |
tatsächlich, was sie tut, und völlig zu Recht neben den menschlichen | |
Darstellern in den Credits genannt wird. Auch zwei CIA-Agenten (Colin | |
McFarlane, Eleanor Matsuura) bringen auf der Jagd nach der kommunistischen | |
Brause mit ihrer ungerührten Coolness ein ausgesprochen exotisches Element | |
in den Film. | |
Nebenbei: Pippi Langstrumpf hatte ein ähnliches Äffchen wie der | |
hunderteinjährige Karlsson, der auch in manch anderer Hinsicht ganz ihr | |
Gegenstück ist. Beide verkörpern dieselbe Art von unbeschwertem, naivem | |
Anarchismus, der niemandem Böses will, sondern vielmehr das Böse im | |
Vorbeigehen gleichsam absichtslos eliminiert oder gar ins Gute verwandelt. | |
Kinder und Greise an die Macht! | |
15 Mar 2017 | |
## AUTOREN | |
Katharina Granzin | |
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