# taz.de -- Sascha Lobo über Anti-Merkel-Demo: „Nicht alle sind so radikal“ | |
> Bei einer „Merkel muss weg“-Demo wurde Sascha Lobo beschimpft und | |
> beleidigt. Eine Diskussion war in Teilen aber dennoch möglich, sagt der | |
> Blogger und Buchautor. | |
Bild: „Ich habe niemandem Bescheid gesagt, keine Presse bestellt und selbst n… | |
taz: Herr Lobo, in einem häufig geteilten Videoclip sieht man, wie Sie bei | |
einer „Merkel muss weg“-Demo beschimpft und beleidigt werden. Zu Wort | |
kommen lässt man Sie nicht. Die „Welt“ berichtete gar, man habe Sie | |
„vertrieben“. [1][Auf Facebook haben Sie einige Punkte des Artikels | |
richtiggestellt.] Wurde der Tag aus Ihrer Sicht verzerrt wiedergegeben? | |
Sascha Lobo: Jein! Auch wenn Axel Springer, um es vorsichtig auszudrücken, | |
nicht mein Lieblingsverlag ist: Ich möchte dem Welt-Kollegen keine Vorwürfe | |
machen. Aus seiner Sicht sah das Ganze sicher so aus, wie er es beschrieben | |
hat. Ein paar Details waren aber nicht hundertprozentig stimmig. Ich wurde | |
etwa nicht mit Bier, sondern mit Wasser bespritzt. Dieser kurze Ausschnitt | |
zeichnet ein anderes Bild als die zwei Stunden, in denen ich dort war. | |
Sie selbst schrieben, Sie hätten mit ungefähr 20 Leuten Gespräche geführt, | |
„und zwar durchaus sehr interessante Gespräche“. Was sagen die denn? | |
Die Leute haben versucht, zu erklären, dass sie eigentlich gar nicht so | |
rechts seien, wie sie oft dargestellt werden. Ich hatte auch den Eindruck, | |
dass da der Wunsch existiert, loszuwerden, was man auf dem Herzen hat – | |
unabhängig davon, ob das jetzt klug oder richtig ist. Was ich gelernt habe: | |
Nicht alle sind so radikal wie ein paar der Fahnenträger, denen man schon | |
ansieht, dass ein Dialog nicht lohnt. Neben diesen Menschen, die ich wegen | |
ihrer Gewaltbereitschaft für gefährlich halte, gibt es dort auch welche, | |
die man erreichen und mit denen man in Teilen sogar diskutieren kann. Ob | |
das was bringt, versuche ich gerade herauszufinden. | |
Und welcher Demonstrantentypus überwiegt? Der blödgesoffene Brüllaffe oder | |
der diskussionsbereite Rechte? | |
Bei dieser Demonstration im Speziellen kann ich das nicht genau sagen. Wenn | |
man am Rand steht, ist das nicht so leicht einzuschätzen. Wer lauter ist, | |
ist eindeutig. Wer das Bild prägt, auch. Meine These ist trotzdem, dass | |
diejenigen überwiegen, die nicht rechtsextrem sind, sondern bloß viel zu | |
wenig Probleme mit Rechtsextremen haben. Zumindest hoffe ich das. | |
Die laufen aber trotzdem Seite an Seite mit den Bekloppten. | |
Ich glaube, dass viele das herunterspielen und denken „Ach, da schwenkt | |
halt jemand 'ne komische Fahne und schreit merkwürdige Parolen“ – das sind | |
die, die man erreichen muss. Ich mache das ja nicht, weil ich wahnsinnig | |
Bock drauf habe, mich zwischen Nazis zu stellen. Und sicherlich mache ich | |
das auch nicht aus PR-Gründen, wie manchmal vermutet wird – ich kenne | |
klügere Arten, um in den Medien stattzufinden. | |
Werbewirksam war Ihr Auftritt aber schon. | |
Ja, ich wollte das aber gar nicht. Ich habe niemandem Bescheid gesagt, | |
keine Presse bestellt und selbst nichts veröffentlicht. Über den Film, für | |
den ich dort recherchiert habe, kann ich ohnehin noch nichts verraten. | |
7 Mar 2017 | |
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[1] https://m.facebook.com/story.php?story_fbid=10155134924296757&id=685101… | |
## AUTOREN | |
Cornelius Oettle | |
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