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# taz.de -- Kommentar Sanktionen gegen die Türkei: Es muss Erdoğan wehtun
> Harte Rhetorik, Verbote und Verbalnoten beeindrucken Ankara gar nicht.
> Man muss dorthin zielen, wo es Erdoğan trifft. Aufs Geld.
Bild: Wenn die Bundesregierung Finanzhilfen verweigern würde, könnte Erdoğan…
Die Freunde der Symbolpolitik sind in ihrem Element. Im Streit mit der
Türkei nehmen die Rufe nach Verbalnoten, Auftrittsverboten und
Kontaktabbrüchen zu. [1][Starke Zeichen aus Europa] sollen die türkische
Verfassungsreform zum Scheitern bringen und den Journalisten Deniz Yücel
aus seiner Einzelzelle befreien. Doch mit Symbolen allein wird das nicht
klappen. Wie auch?
Rhetorisch weiter aufrüsten? Schwer möglich. Schon jetzt gibt sich die
[2][Bundesregierung] kaum mehr Mühe, ihren Unmut über Ankaras Linie zu
verbergen. Anhängern der Regierungssprecher-Exegese mag die Berliner
Rhetorik zwar noch immer nicht weit genug gehen. Sie sollten sich jedoch
nicht einbilden, Merkel könnte Erdoğan urplötzlich beeindrucken, indem sie
ihn ihrerseits zum Türken-Hitler erklärt.
Die Einreise türkischer Minister zu Wahlkampfzwecken auch hierzulande
verbieten? Dafür gibt es zwar gute Argumente. PR-Reisen antidemokratischer
Regierungen aus dem Ausland muss eine Demokratie nicht aushalten. Rotterdam
zeigt aber: Auch Einreisestopps bewegen Erdoğan nicht zum Kurswechsel.
Die Bundeswehr aus Incirlik abziehen? Würde sich trotz aller Umstände
lohnen – allein damit Erdoğan Truppenbesuche durch Bundestagsabgeordnete
nicht länger unterbinden kann. Für ihn selbst wäre aber überhaupt nichts
verloren, wenn im Osten der Türkei sechs Bundeswehr-Tornados weniger
starten würden.
Wer Erdoğan jetzt noch beeindrucken möchte, muss dorthin zielen, wo es
wehtut: aufs Geld. Nach russischen Sanktionen gegen türkische Produkte
dauerte es nur Monate, bis Erdoğan seine feindliche Haltung gegenüber
Russland aufgab. EU-Sanktionen gegen die türkische Wirtschaft wären zwar
übertrieben. Würde Europa den Handel mit allen Ländern einstellen, die
Journalisten einsperren, könnte der Kontinent die Exportwirtschaft
abwickeln.
Ankara träfe es aber schon hart, wenn die Bundesregierung geplante
Finanzhilfen zur Abfederung der türkischen Wirtschaftskrise verweigern
würde, wie es Finanzminister Schäuble jetzt angedroht hat. Solch ein
Schritt würde Erdoğan nicht nur gegenüber der eigenen Bevölkerung in
Erklärungsnöte bringen. Er ließe sich propagandistisch auch viel schwerer
ausschlachten als Bilder von europäischen Polizeiaufgeboten, die türkische
Regierungskonvois blockieren.
13 Mar 2017
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## AUTOREN
Tobias Schulze
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