# taz.de -- Kommentar François Fillon: Das ist peinlicher Starrsinn | |
> Sein Auftritt war theatralisch, die Wortwahl pathetisch. Der | |
> Präsidentschaftskandidat hat die Chance für einen würdevollen Rückzug | |
> vertan. | |
Bild: Inszeniert sich als Opfer: François Fillon | |
[1][François Fillon will trotz der gerichtlichen Ermittlungen weiterhin für | |
die Präsidentschaftswahlen kandidieren.] So sei es. Dass er zu dieser | |
Ankündigung aber die Medien einberufen und Spekulationen über seinen | |
Rückzug in Gang gebracht hatte, ist peinlich. Sein Auftritt war | |
theatralisch, die Wortwahl pathetisch und angesichts der schweren Vorwürfe | |
in der „Penelopegate“-Affäre ziemlich deplatziert. Fillon hat so vielleicht | |
die letzte Chance verpasst, mit erhobenem Haupt von der Bühne abzutreten | |
und einem Vertreter oder einer Vertreterin seiner politischen Familie mit | |
besseren Wahlaussichten den Platz zu überlassen. | |
Trotz der gegenteiligen Ergebnisse der polizeilichen Voruntersuchung findet | |
Fillon nichts Unrechtes daran, seine Gattin als fiktive | |
Parlamentsassistentin mit öffentlichen Geldern zu bezahlen und ihr einen | |
ebenso lukrativen wie stressfreien Job als literarische Beraterin in der | |
Revue eines Freundes zu verschaffen, den er danach dankend in die | |
Ehrenlegion befördert. | |
Darum erklärt er sich gnädigst bereit, der Vorladung der | |
Untersuchungsrichter Folge zu leisten. Empört ist er, weil die Justiz nun | |
Tempo macht – und ihn im Voraus über die gegen ihn geplanten Schritte | |
informiert. Eigentlich müsste er dankbar sein: Wenn er so unschuldig ist, | |
wie er beteuert, hätte er alles Interesse daran, so rasch wie nur möglich | |
widerlegen zu können, was ihm und seiner Frau angelastet wird. | |
Für die Rolle als angebliches Opfer eines „politischen Mords“ gewänne | |
Fillon bestimmt keinen Oscar. In anderen parlamentarischen Demokratien | |
würde man in dieser Kategorie der Politiker, die sich mit billigen | |
Verschwörungstheorien und Attacken auf die Justiz aus der Affäre ziehen | |
wollen, schon lange niemanden mehr nominieren wollen. Indem Fillon die | |
Justiz zu diskreditieren versucht, um seinen Kopf zu retten, kompromittiert | |
er Frankreichs Politik in ganz Europa. Zu gut erinnert man sich noch an die | |
überhebliche Art und Weise, in der Nicolas Sarkozy sich gegen jeden | |
Verdacht auf illegale Finanzierung zur Wehr setzte. | |
Man hatte gehofft, dass 2017 solche Praktiken endlich der Vergangenheit | |
angehören würden. Aber nein: Fillon und auch Marine Le Pen beweisen mit den | |
bereits hinlänglich enthüllten Affären, wie es in Frankreich Politiker, die | |
das höchste Amt anstreben, mit der Gleichheit der Bürger vor dem Gesetz | |
halten. | |
1 Mar 2017 | |
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## AUTOREN | |
Rudolf Balmer | |
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