| # taz.de -- AfD-Parteitag in Thüringen: König ohne Krone | |
| > Auf dem Parteitag in Arnstadt wird der Landesverband auf Björn Höcke | |
| > eingeschworen. Der wird trotzdem nicht für den Bundestag kandidieren. | |
| Bild: Björn Höcke auf dem AfD-Parteitag in Arnstadt | |
| Arnstadt taz | An einer Stelle bleibt der Applaus in der Arnstadter | |
| Stadthalle, wo an diesem Vormittag die Mitglieder des AfD-Landesparteitages | |
| gerne „Höcke, Höcke“ rufen und stehend klatschen, zögerlich. „Ich habe… | |
| wichtiges Thema in einer Bierzelt-Rede vergeigt“, hat der Thüringer Landes- | |
| und Fraktionschef Björn Höcke gerade gesagt. | |
| Doch dann spricht Höcke von „falscher Tonlage“, | |
| „Interpretationsspielräumen“ und einer „Flanke“, die er aufgemacht hab… | |
| „Das war ein Fehler. Dafür möchte ich mich hier entschuldigen.“ Inhaltlich | |
| distanziert er sich nicht von der umstrittenen Rede in Dresden. Diese hat | |
| ihm inzwischen unter anderem wegen Ähnlichkeiten zu einer Rede, die Hitler | |
| 1932 in Kiel gehalten hat, ein Parteiausschlussverfahren eingebracht. | |
| Dass er der Partei geschadet habe, weist Höcke zurück. Das Verfahren sei | |
| „durch nichts, aber auch gar nichts“ gerechtfertigt. „Ich habe nicht vor, | |
| die AfD zu verlassen“, sagt er. Da schallen wieder „Höcke, Höcke“-Rufe | |
| durch den Saal. | |
| Gerüchte, er könne entgegen früherer Aussagen nun doch für den Bundestag | |
| kandidieren, erteilt Höcke eine Absage. Er empfiehlt den | |
| Landtagsabgeordneten Stephan Brandner für Listenplatz 1. Der wird in seiner | |
| Bewerbungsrede später sagen, er stehe „vollständig hinter Björn Höcke“ … | |
| und wird prompt mit wenigen Gegenstimmen gewählt. Fast keiner der | |
| KandidatInnen, die sich in den kommenden Stunden für einen aussichtsreichen | |
| Platz auf der Landesliste bewerben, kommt ohne ein Bekenntnis zu Höcke aus. | |
| Nicht eineR äußert sich kritisch. | |
| ## Standing Ovations für Gauland | |
| Obwohl Höcke hier ein Heimspiel hat und Unterstützung nicht braucht, sind | |
| Parteivizechef Alexander Gauland und André Poggenburg aus Sachsen-Anhalt | |
| nach Arnstadt gereist. Beide sind Verbündete Höckes. Im Bundesvorstand | |
| haben sie gegen das Parteiausschlussverfahren gestimmt. Ihre Landesverbände | |
| haben die Ordnungsmaßnahme umgehend scharf kritisiert. | |
| Als Gauland etwas verspätet den Saal betritt, wird er mit Standing Ovations | |
| begrüßt. „Irrsinn“ sei diese Maßnahme, die vor keinem Schiedsgericht | |
| Bestand haben werde, wird Gauland später in seiner Rede sagen. Und: Er sei | |
| traurig, dass Höcke nicht für den Bundestag kandidiert. Dieser werde in | |
| Berlin fehlen. „Eine Rede wie in Dresden, etwas verändert, im Deutschen | |
| Bundestag, und wir hätten die Republik gerockt.“ | |
| Auch Poggenburg kritisiert das Parteiausschlussverfahren scharf. Das „freie | |
| Wort ohne Denk- und Sprechverbote“ sei einer der Grundpfeiler der AfD. Der | |
| Riss bestehe nicht zwischen Nationalkonservativen und Wirtschaftsliberalen | |
| in der Partei. Es gehe darum, dass manche möglichst schnell eine Koalition | |
| mit der CDU wollen. Nein- und Buh-Rufe schallen durch den Saal. | |
| Poggenburg selbst hatte jüngst im Magdeburger Landtag eine bemerkenswerte | |
| Rede gehalten. „Linksextreme Lumpen müssen von deutschen Hochschulen | |
| verbannt werden“, sagte Poggenburg. „Helfen Sie dabei, die Wucherungen am | |
| deutschen Volkskörper loszuwerden.“ Gerüchte, auch gegen Poggenburg könne | |
| es deshalb ein Parteiausschussverfahren geben, schafften es am Mittwoch bis | |
| in die Bild-Zeitung. Am Freitag stellte der AfD-Bundesvorstand klar, dass | |
| es keine derartige Ordnungsmaßnahme gebe. Ob Parallelen zu Hitler-Reden | |
| geprüft wurden, ist nicht bekannt. In Arnstadt ruft Gauland in den Saal: | |
| „Die Zeit der Säuberungen ist Gott sei Dank vorbei.“ | |
| 18 Feb 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Sabine am Orde | |
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