# taz.de -- Mehr Sanktionen gegen Arbeitslose: Termin verpasst? Geld gekürzt | |
> Die Jobcenter haben 2016 mehr Langzeitarbeitslose bestraft – meistens | |
> wegen verpasster Termine. In einem Drittel der Fälle wohnten Kinder im | |
> Haushalt. | |
Bild: Offene Tür für „Willkür und der Rechtsunsicherheit“: Mensch vor de… | |
Berlin dpa | Im vergangenen Jahr haben die Jobcenter mehr Hartz-IV-Bezieher | |
mit Sanktionen belegt. 2016 waren im Schnitt monatlich 134.390 Menschen von | |
Leistungskürzungen betroffen, im Jahr zuvor waren es nur 131.520, wie die | |
Funke Mediengruppe unter Berufung auf eine Antwort der Bundesregierung auf | |
eine Anfrage der Linken berichtete. Demnach lebten in jedem dritten | |
betroffenen Haushalt Kinder. Auch diese Zahl sei um 1.700 auf 44.400 im | |
Monatsdurchschnitt gestiegen, hieß es. | |
Der Großteil der Sanktionen wird wegen Meldeversäumnissen ausgesprochen – | |
etwa wenn die Bezieher unentschuldigt einen Termin beim Jobcenter | |
verstreichen lassen. Häufig kommt es auch zu Sanktionen, weil eine | |
Arbeitsstelle oder ein Ausbildungsplatz nicht angetreten wurde. | |
Die Linken-Vorsitzende Katja Kipping kritisierte die Sanktionen als | |
Verletzung des Grundrechts auf ein Existenzminimum. „Traurig ist, dass | |
viele Familien mit Kindern betroffen sind. Die kärglichen | |
Hartz-IV-Leistungen werden noch mehr beschnitten“, sagte sie. | |
Die Zahlen zeigen aus ihrer Sicht auch, dass die Sanktionsmöglichkeit der | |
Willkür und der Rechtsunsicherheit Tür und Tor öffne. Die Linke fordere | |
daher die sofortige Abschaffung der Sanktionen bei Hartz IV und eine | |
sanktionsfreie Mindestsicherung von 1.050 Euro. | |
Dem Bericht zufolge wurde von 50.805 Widersprüchen 18.667 ganz oder | |
teilweise stattgegeben. Auch fast 38 Prozent der 5.485 Klagen gegen | |
Sanktionen wurde mindestens teilweise stattgegeben. | |
16 Feb 2017 | |
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