| # taz.de -- Merkels Besuch in der Türkei: Planänderung für Erdogan | |
| > Aus einem Höflichkeitsbesuch wurden gut zwei Stunden. Am Ende drohte | |
| > Erdogan nicht mehr, das Flüchtlingsabkommen aufzukündigen. | |
| Bild: Ob Merkel und Erdogan wirklich einen gemeinsamen Weg gefunden haben? | |
| Istanbul taz | Begleitet [1][von Kritik] in Deutschland und schweren | |
| Vorwürfen türkischer Politiker im Vorfeld, absolvierte Bundeskanzlerin | |
| Angela Merkel am Donnerstag einen „Arbeitsbesuch“ in der Türkei. Dieses Mal | |
| blieb ihr die Imitation eines Thronsessels, den sie beim letzten Besuch bei | |
| Präsident Recep Tayyip Erdogan besteigen musste, erspart. Zwar fand das | |
| Treffen in Erdogans pompösen Präsidentenpalast statt, doch die | |
| Sitzgelegenheiten waren moderat. | |
| Stattdessen ging es inhaltlich zur Sache. Eigentlich sollten die | |
| wichtigsten politischen Fragen mit Ministerpräsident Binali Yildirim | |
| besprochen werden und bei Erdogan war lediglich ein Höflichkeitsbesuch | |
| geplant, doch es kam anders. Mehr als 2,5 Stunden dehnte sich das Treffen | |
| und am Ende gab es dann auch eine gemeinsame Pressekonferenz, was ebenfalls | |
| nicht vorgesehen war. | |
| Sowohl Merkel wie auch Erdogan machten bei ihrem gemeinsamen Auftritt den | |
| Eindruck, als habe sich das Treffen für beide gelohnt. Beide konnten ihre | |
| jeweiligen Positionen loswerden und am Ende drohte Erdogan nicht mehr | |
| damit, das Flüchtlingsabkommen zwischen der Türkei und der EU | |
| aufzukündigen, sondern sprach wie Merkel von einer engeren Kooperation. | |
| ## Merkel verspricht Unterstützung im Kampf gegen die PKK | |
| Dafür hatte Merkel zuvor eine engere Zusammenarbeit in der Terrorbekämpfung | |
| versprochen, nicht nur gegen den IS, sondern auch [2][gegen die PKK]. Was | |
| die von der Türkei geforderten Auslieferungen von PKK´lern, angeblich | |
| Gülen-Terroristen und [3][der türkischen Soldaten], die in Deutschland Asyl | |
| beantragt hatten, anging, verwies Merkel wie erwartet auf die Gerichte. Die | |
| Türkei solle Material für ihre Anschuldigungen liefern, die Gerichte würde | |
| das dann unabhängig bewerten. | |
| Erdogans Vorwürfe, die EU würde ihre Verpflichtungen im Rahmen [4][des | |
| Flüchtlingsabkommens] nicht einhalten, konterte sie mit Zahlen. Von den | |
| versprochenen 3 Milliarden Euro seien 750 Millionen geflossen, 2,2 | |
| Milliarden fest verplant und auch der Rest könne jederzeit kommen. Merkel | |
| sprach von einer ersten Tranche und deutete damit an, das auch eine Zweite | |
| möglich sei. Anschließend brachte aber auch Merkel ihre Kritikpunkte an den | |
| Mann. | |
| [5][Pressefreiheit], parlamentarische und außerparlamentarische Opposition | |
| seien unverzichtbare Elemente einer Demokratie und Erdogan solle aufpassen, | |
| bei der Aufarbeitung des Putsches die Mittel zu wahren. Für das angestrebte | |
| Präsidialsystem mahnte sie die Aufrechterhaltung der Gewaltenteilung an, | |
| was Erdogan gar nicht verstehen konnte, weil das doch klar gewährleistet | |
| sei. Ob Erdogan bei dem bevorstehenden Referendum Beobachter der OSZE | |
| akzeptieren wird, wie von Merkel angeregt, blieb offen. | |
| Nach dem Treffen mit Erdogan besichtigte Merkel die Spuren des Putsches im | |
| Parlament und ging anschließend mit Ministerpräsident Yildirim zum | |
| Abendessen. Für den späteren Abend waren Treffen mit Oppositionspolitikern | |
| in der deutschen Botschaft geplant. | |
| 2 Feb 2017 | |
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| ## AUTOREN | |
| Jürgen Gottschlich | |
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