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# taz.de -- Sprach-Institut bedroht: Länder machen Platt platt
> Statt ins erfolgreiche Institut für niederdeutsche Sprache stecken die
> Förderländer ihr Geld lieber in eine Stelle zur Vernetzung
Bild: Platt ist mehr als Moin-Sagen: Sprachlehrer in Aktion.
Über die Zukunft des Instituts für niederdeutsche Sprache (INS) hat am
Donnerstag der Beirat Niederdeutsch beraten. Denn der Bestand der
Einrichtung ist gefährdet. 272.000 Euro jährlich werden der Einrichtung,
die sich für die Erhaltung und Förderung der niederdeutschen Sprache,
Kultur und Literatur einsetzt, ab kommendem Jahr nicht mehr zur Verfügung
stehen.
Ohne Angabe von Gründen haben die Finanzierungsländer Bremen,
Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg das seit 1979 bestehende
Förderabkommen gekündigt. Vom Jahresbudget, das bislang bei rund 400.000
Euro liegt, bleiben dann gerade einmal 123.000 Euro übrig. „Ich verstehe
nicht, warum bewährte Strukturen zerschlagen werden“, sagt Walter Henschen
vom Bundesrat für Niederdeutsch.
Warum das Finanzierungsabkommen gekündigt wird, will die Kulturbehörde
nicht beantworten. Beim Entschluss, die Förderung einzustellen, war Bremen
nicht die treibende Kraft“, so Andreas Mackeben von der Kulturbehörde. Es
sei eine Dynamik entstanden, dass durch eine eingetragene Stelle eine
öffentliche Aufgabe wahrgenommen werde.
Die bisherige Fördersumme der vier Bundesländer soll nun anders eingesetzt
werden. Geplant sei die Einrichtung einer gemeinsamen öffentlichen
Koordinierungsstelle für die niederdeutsche Sprache. Die Vernetzungsstelle
für das Plattdeutsche hat das Ziel, die Europäische Charta der Regional-
und Minderheitensprachen weiterhin umzusetzen. Der Vertrag sieht den Schutz
und die Förderung von alten Minderheitensprachen wie dem Plattdeutschen
vor.
Die neue Koordinierungsstelle soll auch eine Anlaufstelle für Ehrenamtliche
werden. Als Sitzland soll Bremen beibehalten werden. Eine Anlaufstelle für
alle Fragen rund ums Plattdeutsche war die letzten 44 Jahre lang das Bremer
INS.
„Die Vernetzung und Koordinierung von Ehrenamtlichen ist nicht die Aufgabe
des Staates“, sagt der Chef des INS, Reinhard Goltz. Das Institut, das von
einem Verein getragen wird, werde nun gezwungenermaßen seine Ausrichtung
verändern müssen. Geplant sei ein rein wissenschaftlicher Kurs.
„Ich verstehe nicht, warum eine zentrale Anlaufstelle, die in der Hand der
Sprecher liegt, zerschlagen wird“, so Goltz. Er habe seinen drei
MitarbeiterInnen nahegelegt, sich nach neuen Arbeitsplätzen umzusehen, da
der Verein sie ohne die Fördergelder nicht mehr bezahlen könne.
„Für die neue Koordinierungsstelle wird auf Basis von Ausschreibungen
personell besetzt. Die Geschäftsführung soll natürlich auch im
Niederdeutschen verankert sein“, sagt Mackeben.
Außerdem bestehe großes Interesse am Erhalt der rund 25.000 Medieneinheiten
fassenden Bibliothek des Instituts. „Der Konzeptvorschlag für die
Koordinierungsstelle wird auch eine mögliche Fördersumme für die Bibliothek
enthalten“, so Mackeben. Es bestehe ein großes Interesse an einer
Zusammenarbeit mit dem Verein. „Wir sind zwar grundsätzlich gesprächsoffen,
aber auch konsterniert“, sagt Goltz. Er wünsche sich für die Zukunft der
größten niederdeutschen Bibliothek Gespräche auf Augenhöhe.
10 Feb 2017
## AUTOREN
Vanessa Reiber
## TAGS
Plattdeutsch
Sprache
Plattdeutsch
Ostfriesland
Sprache
Literaturbetrieb
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