| # taz.de -- Rückstände von Mineralöl im Essen: Kein konkreter Schutz | |
| > Die EU-Kommission empfiehlt Mitgliedsländern, Essen auf Mineralölreste zu | |
| > untersuchen. Das ist nicht genug, sagen Kritiker. | |
| Bild: Ob da wohl Öl drin ist? | |
| Berlin taz | Sie wurden in Schoko-Osterhasen gefunden, aber auch in Reis | |
| und Haferflocken: Reste von Mineralölen. Die EU-Kommission hat im Januar | |
| erstmals offiziell anerkannt, dass diese Rückstände gesundheitsschädlich | |
| sein können. In einer Empfehlung an die Mitgliedsländer schrieb sie, dass | |
| einige aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe, kurz MOAH (Mineral Oil | |
| Aromatic Hydrocarbons), krebserregend sein können. Daher müssten sie | |
| stärker überwacht und erforscht werden, so die Kommission. | |
| Kritik kommt von der Verbraucherorganisation Foodwatch: „Mit keiner Silbe | |
| fordert die EU-Kommission konkrete Schutzmaßnahmen von der | |
| Lebensmittelwirtschaft ein“, sagt Johannes Heeg, Kampagnenleiter bei | |
| Foodwatch. Das Problem sei schon lange bekannt. | |
| Tatsächlich hatte die europäische Lebensmittelbehörde EFSA schon im Jahr | |
| 2012 in einer Untersuchung festgestellt, dass alle Mineralölrückstände | |
| potenziell krebserregend seien, „wenn sie nicht behandelt wurden, um die | |
| MOAH zu entfernen.“ Neben den aromatischen MOAH gibt es noch die | |
| gesättigten Kohlenwasserstoffe, MOSH genannt. Sie können sich im Körper | |
| anreichern und zu Leberschäden führen – krebserregend sind sie aber nicht. | |
| Die Behörde schätzt, dass Verbraucher täglich zwischen 0,006 und 0,06 | |
| Milligramm MOAH pro Kilogramm Körpergewicht über Lebensmittel aufnehmen. | |
| Die Schadstoffe kommen beispielsweise aus Altpapierverpackungen. Weil auch | |
| bedrucktes Papier verarbeitet wird und in vielen Druckfarben Mineralöle | |
| enthalten sind, gehen die Rückstände in die Lebensmittel über. Andere | |
| Quellen sind Schmiermittel von Maschinen oder imprägnierte Transportsäcke. | |
| Das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) geht davon aus, dass besonders | |
| trockene Lebensmittel mit großer Oberfläche wie Mehl oder Reis betroffen | |
| sind. | |
| ## „Keine Gesetze ins Blaue hinein“ | |
| „Mit der Empfehlung straft die EU-Kommission die Lebensmittellobby Lügen, | |
| die immer behauptet, die Lebensmittel könnten unbedenklich verzehrt | |
| werden“, sagte Johannes Heeg von Foodwatch der taz. Die Organisation | |
| forderte die Europäische Kommission auf, sogenannte funktionelle Barrieren | |
| für alle Lebensmittelverpackungen aus Papier vorzuschreiben sowie | |
| Grenzwerte für Mineralöle in Lebensmitteln einzuführen. Diese Barrieren | |
| sind dünne Filme, die innen auf die Verpackung aufgebracht werden. „Diese | |
| können abgewaschen werden, sodass die Verpackung immer noch recycelbar | |
| ist“, erklärt Heeg. | |
| Der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde hingegen begrüßt es, | |
| erst einmal Daten zu sammeln: „Man kann keine Gesetze ins Blaue hinein | |
| machen“, so Sieglinde Stähle, wissenschaftliche Leiterin des Verbandes. Die | |
| bisher vorhandenen Daten seien nicht repräsentativ. Außerdem seien | |
| Verpackungen aus frischem Papier sowie Innenbeutel zum Schutz der | |
| Lebensmittel vor den Schadstoffen ohnehin schon weit verbreitet. Foodwatch | |
| hingegen kritisierte, es mangele nicht an Testergebnissen, sondern an | |
| wirksamen gesetzlichen Maßnahmen. | |
| 1 Feb 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Friederike Meier | |
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