# taz.de -- Landtagswahl im Saarland: Rot-Rot-Grün mit dem Mittelstand | |
> An der Saar läuft der Wahlkampf an. Lafontaine tritt als Spitzenkandidat | |
> an und ruft bei der Industrie- und Handelskammer nach Steuersenkungen. | |
Bild: SpitzenkandidatInnen Lafontaine (Linke), Rehlinger (SPD) und Kramp-Karren… | |
Saarbrücken taz | Zwei Monate vor der Landtagswahl im Saarland hat der | |
Wahlkampf Fahrt aufgenommen. Das Fazit eines weitgehend höflichen | |
Schlagabtauschs der sechs SpitzenkandidatInnen im überfüllten Saal der | |
IHK-Saar: Vor allem von AfD und Linken wird es abhängen, ob in Saarbrücken | |
die Große Koalition von CDU und SPD alternativlos bleibt oder ob | |
Rot-Rot-Grün Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) in die | |
Opposition schickt. | |
Im Fokus am Mittwochabend: der Spitzenkandidat der AfD, Rudolf Müller. | |
Bislang hatte er vor allem damit Schlagzeilen gemacht, dass er in seinem | |
Antiquitätenladen Naziorden mit Hakenkreuzen angeboten hatte. Müller | |
bedankte sich höflich: „Es ist nicht das Übliche, dass die Parteien, die | |
sich demokratisch nennen, mit uns diskutieren.“ Bei der Frage allerdings, | |
wo die dringend gesuchten Fachkräfte herkommen sollen, legte er seine | |
Zurückhaltung ab: „Jedenfalls nicht aus Syrien, Marokko und Tunesien“, | |
sagte er und erntete heftigen Widerspruch. Müller wetterte schließlich | |
gegen den „linksgrünen Zeitgeist, der sich bis ins Kanzleramt vorgefressen | |
hat“. | |
Sein Gegenspieler, Oskar Lafontaine, hielt sich beim Thema | |
Flüchtlingspolitik auffällig zurück. Er plädierte dagegen leidenschaftlich | |
für mehr Investitionen. „Die Schuldenbremse ist wirtschaftlich und | |
theoretisch Blödsinn“, sagt er. Lafontaine überraschte mit der Forderung | |
nach Steuererleichterungen für den Mittelstand und für eine niedrigere | |
Grunderwerbssteuer. Und er erinnerte an die alten Zeiten: „Hier steht der | |
einzige Ministerpräsident, in dessen Amtszeit die Schulden des Landes | |
gesunken sind.“ | |
Souverän und ironisch konterte die amtierende Ministerpräsidentin | |
Kramp-Karrenbauer. Ihr sei es nicht wichtig, „wer als größter | |
Ministerpräsident aller Zeiten in die Geschichte eingeht“. Sie zog eine | |
positive Bilanz der von ihr geführten Großen Koalition. Nach der | |
Neuregelung der Finanzen von Bund und Ländern habe das Saarland eine gute | |
Ausgangsbasis als selbstständiges Bundesland erfolgreich zu sein. | |
So sieht es auch ihre Koalitionspartnerin und Herausforderin, | |
Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD). Sie will wohl mit Hilfe von | |
Linken und Grünen selbst in die Staatskanzlei einziehen und wirbt mit einer | |
Kampagne für die Mindestrente. | |
## Hauptsache reinkommen | |
Selbst der FDP-Spitzenmann Oliver Luksic und der Grüne Hubert Ulrich fanden | |
Gemeinsamkeiten. Sie wollen mehr Bildungsinvestitionen und weniger | |
Bürokratie, doch zu möglichen Koalitionen verweigerten sie die Aussage. | |
Beide haben das gleiche Problem. „Erst mal reinkommen in den Landtag“, | |
stöhnte der Grüne; für ihn ging es beim letzten Wahlgang mit 5,0 Prozent | |
denkbar knapp aus. Die FDP scheiterte sogar mit nicht einmal 2 Prozent. | |
Zum Aufregerthema wurde an diesem Abend das „Investitionshindernis | |
Brandschutz“. Die Kosten von zwei große Bauprojekten des Landes waren wegen | |
dessen Anforderungen explodiert. Ein erregter Gast rief, er werde die | |
Partei wählen, die die Pflicht zu den ewig pfeifenden Rauchmeldern | |
kassiere. „Ich stehe für die Abschaffung der Brandmelder“, versicherte ihm | |
AfD-Mann Müller. Doch den Beifall des Publikums erntete ein anderer: „Bevor | |
sie AfD wählen, kaufen sie eine Zehnjahresbatterie“, empfahl der. | |
19 Jan 2017 | |
## AUTOREN | |
Christoph Schmidt-Lunau | |
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