# taz.de -- Neues Smartphone-Gadget: Nicht mit Zunge | |
> Ein neues Zubehör für Handys soll Paaren in einer Fernbeziehung das | |
> intime Leben erleichtern und digitales Küssen ermöglichen. | |
Bild: Nichts geht doch über einen innigen Kuss in real life. Da kann Kissenger… | |
Die wachsende Mobilität stelle Menschen vor große Herausforderungen, heißt | |
es immer wieder von Soziolog_innen und Psychotherapeut_innen. Fern- oder | |
Wochenendbeziehungen seien nicht leicht aufrechtzuerhalten, vor allem | |
mangele es an körperlicher Nähe. | |
Auch das sogenannte Sexting kann diesem Defizit keine Abhilfe leisten. Zwar | |
werden dabei verbal-digitale Intimitäten sowie erotische Selfies | |
ausgetauscht, bis im besten Fall beide Beteiligten am jeweiligen Ende der | |
Leitung die Klimax erreichen (oder sich kichernd auf dem Boden wälzen), | |
aber zu spüren bekommt man nur die eigenen Hände. | |
Auf der zweiten Londoner Messe „Love and Sex with Robots“ wurde nun ein | |
neuer Apparat namens Kissenger vorgestellt. Dieser soll es möglich machen, | |
dem Partner oder der Partnerin digitale Küsse zu übermitteln, deren | |
Intensität sie oder er tatsächlich spüren kann. | |
Man steckt sein Smartphone in einen Aufsatz und knutscht ein darin | |
integriertes Silikonpad. Die Sensoren darunter übersetzen den Kuss in | |
Einsen und Nullen und übertragen ihn an den oder die glückliche | |
Empfänger_in, dessen/deren Lippen ebenfalls auf den „Kissenger“ gepresst | |
sind. Die Selfie-Kamera des Telefons hält indes das Gesicht der küssenden | |
Person fotografisch fest. Klingt unromantisch? Und langweilig obendrein. | |
Nicht mal „mit Zunge“ ist möglich. | |
Bisher befindet sich das Novum noch in der Testphase. Warum nicht noch | |
Schmatzgeräusche aufnehmen und durch die Lautsprecher des anderen Handys | |
wiedergeben? Dann hätten auch unbeteiligte Mitmenschen ihre Freude daran. | |
Eines steht jedenfalls fest: Zunächst werden Fernbeziehungen auch weiterhin | |
eine Herausforderung der modernen Liebe bleiben. | |
2 Jan 2017 | |
## AUTOREN | |
Nora Belghaus | |
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