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# taz.de -- Türkische Militärs nach dem Putsch: Grichenland liefert ein bißc…
> In Ankara ist man nicht erfreut: Dem Nato-Partner fehle es an Solidarität
> – weil ein griechisches Gericht die Auslieferung dreier Armeeangehöriger
> ablehnt.
Bild: Zwei der insgesamt acht aus der Türkei geflohenen Soldaten in Athen, Jul…
Athen afp | Ein griechisches Gericht hat die [1][Auslieferung] von drei
türkischen Armeeangehörigen abgelehnt, die unmittelbar nach dem
gescheiterten Putschversuch in der Türkei nach Griechenland geflohen waren.
Das Auslieferungsgesuch Ankaras wegen versuchten Sturzes der Regierung und
wegen Mordversuchs am türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan sei
abschlägig beschieden worden, verlautete am Montag aus Justizkreisen in
Athen. Ankara warf dem Nato-Partner daraufhin mangelnde Solidarität vor.
Die [2][Sicherheit der drei Türken wäre in ihrer Heimat bedroht],
argumentierte demnach der Richterrat, der für Auslieferungsanträge
zuständig ist. Außerdem hätten die türkischen Behörden keine ausreichenden
Beweise vorgelegt, dass die drei Soldaten tatsächlich an dem Putschversuch
von Mitte Juli beteiligt gewesen seien und Erdogan nach dem Leben
getrachtet hätten.
Nach Angaben der Anwältin der drei Türken, Stavroula Tomara, verwies ein
Mitglied des Gremiums auf die [3][„entwürdigende Behandlung“ und „Folter…
von anderen nach dem Putschversuch in der Türkei festgenommenen Militärs.
Der türkische Verteidigungsminister Fikri Isik kritisierte die Entscheidung
scharf. Griechenland sei als Nato-Mitglied ein Verbündeter der Türkei,
sagte er. „Wir erwarten, dass die griechische Regierung jede Anstrengung
unternimmt“, damit diese Armeeangehörigen in die Türkei zurückkehrten.
## Asylanträge der Militärs lehnte Griechenland ab
Außer den drei Armeeangehörigen, über deren Fälle nun entschieden wurde,
hatten noch fünf weitere türkische Militärs nach dem Putschversuch in ihrer
Heimat Asyl in Griechenland beantragt.
In drei dieser weiteren Fälle hat ein Gericht in Athen am Dienstag nun ganz
anders entschieden – und dem Antrag der türkischen Justiz auf Auslieferung
zugestimmt. Dies berichteten das Staatsradio (ERA) und der
Nachrichtensender Skai am Dienstag. Die Entscheidung für zwei weitere
türkische Militärs soll in den kommenden Tagen fallen, wie es hieß. Die
türkische Regierung verlangt, dass Griechenland alle diese Männer sofort
ausliefert.
Juristen, die mit dem Fall vertraut sind, sagten der Deutschen
Presse-Agentur, dass die drei Militärs, die ausgeliefert werden sollen,
Berufung einlegen würden. Der Fall solle dann vor den höchsten griechischen
Gerichtshof, den Areopag, kommen. Die Verwirrung wurde noch größer, als am
Dienstag bekannt wurde, dass der Oberstaatsanwalt von Athen auch Berufung
eingelegt hat. Diese betrifft die Entscheidung des Gerichts vom Montag, das
sich gegen die Auslieferung ausgesprochen hatte. „Das gerichtliche
Tauziehen wird wohl mehrere Monate dauern, weil auch dieser Fall vor dem
Areopag landen wird“, sagte Rechtsanwalt Giorgos Stamatopoulos der dpa.
Auch die Türkei kann Widerspruch beim griechischen Kassationsgericht
einlegen. Das letzte Wort bei Auslieferungsanträgen hat in Griechenland das
Justizministerium.
## Geflohen in Todesangst
Die acht Armeeangehörigen – zwei Majore, vier Hauptmänner und zwei
Unteroffiziere – waren am 16. Juli, wenige Stunden nach dem Putschversuch
in der Türkei, mit einem Hubschrauber in Griechenland gelandet. Sie
erklärten, nicht an dem Putschversuch beteiligt gewesen zu sein und um ihr
Leben zu fürchten, und beantragten in Griechenland Asyl. Ihre Asylanträge
wurden Ende September abgelehnt, das Verfahren dauert jedoch an, weil sie
in Berufung gingen.
Der Fall belastet Griechenland seit Monaten, da das Land in der
Flüchtlingskrise auf eine enge Zusammenarbeit mit dem Nachbarland Türkei
angewiesen ist. Zugleich ist Athen besorgt über den harten Kurs der
türkischen Regierung.
## Türkische Regierung greift hart durch
Die acht Militärs dürften nicht die Einzigen gewesen sein: Nach dem
Putschversuch waren zahlreiche türkische Armeeangehörige und Beamte in
europäische Länder geflohen. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte
kürzlich bestätigt, dass einige Offiziere aus den Nato-Kommandostrukturen
in den jeweiligen Einsatzländern Asyl beantragt hätten. Die türkische
Regierung geht seit dem Putschversuch des Militärs Mitte Juli mit großer
Härte gegen mutmaßliche Regierungsgegner in verschiedenen Bereichen der
Gesellschaft vor.
6 Dec 2016
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