# taz.de -- Kommentar EU-Nato-Gipfel: Nicht gerade eine Erleuchtung | |
> Die Staaten der beiden Organisationen verkaufen die vereinbarte engere | |
> Kooperation als Errungenschaft. Doch das ist eine Irreführung. | |
Bild: Reden: die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini und Nato-Chef Jens Sto… | |
Als „Meilenstein“ verkaufen Vertreter von Nato und EU die am Dienstag in | |
Brüssel vereinbarte „enge Kooperation zwischen den beiden Organisationen“. | |
Doch diese Sprachregelung ist eine Irreführung der Öffentlichkeit. Denn von | |
den je 28 Mitgliedern der Nato und der EU gehören jeweils 22 auch der | |
anderen Organisation an. Die Staaten haben also Vereinbarungen mit sich | |
selber getroffen. | |
Werden diese Vereinbarungen umgesetzt und aus den Haushalten der | |
Mitgliedsstaaten finanziert, können die Regierungen dann je nach Bedarf den | |
Nato-Hut oder den EU-Hut aufsetzen. Ministerin von der Leyen wird diese | |
Rollenflexibilität zu nutzen wissen, um die von ihr verlangte exorbitante | |
Steigerung der Militärausgaben innenpolitisch durchzusetzen. | |
Der operative Mehrwert der Brüsseler Vereinbarung ist dagegen gering. | |
Militärisch agieren die EU-Mitgliedsstaaten bislang ohnehin unter der | |
Führung der Nato; dort hat die EU (noch) keine eigenen militärischen | |
Mittel. Oder eine EU-Mission läßt sich von der Nato unterstützen. Aktuelle | |
Bespiele für solche Kooperationen sind der von deutschen Kriegsschiffen | |
geführte Nato-Einsatz zur Flüchtlingsabwehr in der Ägäis und die demselben | |
Zweck dienende EU-Mission „Sophia“ vor der libyschen Küste. | |
Infolge der Brüsseler Vereinbarung dürfte allerdings der Druck auf die | |
sechs bislang noch nicht der Nato angehörenden EU-Mitglieder zunehmen, sich | |
an militärischen Maßnahmen und Missionen zu beteiligen. Für die dringend | |
benötigte Krisenprävention und Konfliktbeilegung mit zivilen Instrumenten, | |
die bei der Nato bislang überhaupt nicht und in der EU nur völlig | |
unzureichend existieren, bringt die Brüsseler Vereinbarung überhaupt | |
nichts. | |
Und ob die Mitgliedstaaten ihre Abwehrmaßnahmen gegen Cyberwar-Angriffe | |
oder sogenannte „hybride Bedrohungen“ innerhalb der Nato und der EU | |
betreiben oder künftig in einem gemeinsamen „Europäischen Zentrum“, ist | |
keine politische Frage. Es ist ein schon lange überfälliger Schritt zum | |
Abbau von kostspieligen Parallelstrukturen. | |
7 Dec 2016 | |
## AUTOREN | |
Andreas Zumach | |
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