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# taz.de -- Kolumne Pressschlag: Willkommen im Mittelalter
> Der DFB straft den abtrünnigen SV Wilhelmshaven ab, weil dieser sich um
> weltlichen Beistand bemühte. Es geht nämlich um die Macht.
Bild: Ob der SV Wilhelmshaven nochmal beim DFB platznehmen will?
Dieser Konflikt erinnert ans tiefste Mittelalter, als sich geistliche Macht
und weltliche Macht auch in Rechtsfragen wüste Auseinandersetzungen
lieferten. In dieser Analogie nehmen die Fifa und der DFB die Rolle der
heiligen katholischen Kirche ein. Die Fußballoberhäupter wollen es nicht
hinnehmen, dass dieser kleine Fußballverein aus Wilhelmshaven weltliche
Gerichte anruft, um die segensreichen Dekrete der Fifa außer Kraft zu
setzen.
Durch alle Instanzen bis zum Bundesgerichtshof hatte sich der SV
Wilhelmshaven geklagt und bekam auch noch recht. Der von der Fifa verhängte
und vom DFB und Norddeutschen Fußballverband (NFV) vollstreckte
Zwangsabstieg 2014 sei unrechtmäßig, urteilte das weltliche Gericht. Grund:
Die Satzung des NFV sei zu lückenhaft, um Fifa-Recht zur Geltung zu
bringen. Der Weltverband hatte sich an der Nichtzahlung einer
Ausbildungsentschädigung des Regionalligavereins gestört.
Doch die Inhalte dieses Streits sind nebensächlich. Vielmehr geht es nun
den obersten Sportfürsten darum, ein klares Zeichen zu setzen, damit der
Wilhelmshavener Sündenfall keine Nachahmer findet. Deshalb hat der Deutsche
Fußball-Bund am Freitag klargestellt, dass ihn rechtsstaatlich erstrittene
Rechtsansprüche nicht die Bohne interessieren.
Beim SV Wilhelmshaven glaubte man nach dem BGH-Urteil mit einem
Zwangsaufstieg oder zumindest Schadenersatzzahlungen rechnen zu können. Der
DFB machte nun deutlich, dass sich die Aufständischen aus Norddeutschland
auf einem fatalen und aussichtslosen Irrweg befinden: „Der Verein muss
darlegen, dass er ohne den Zwangsabstiegsbeschluss des NFV besser stünde
als mit und deshalb einen Schadenersatzanspruch gegen den NFV hat. Dem ist
aber nicht so.“ Sprich: Der DFB fordert einen Beweis für etwas, was man aus
seiner Sicht gar nicht beweisen kann. Für den einstmals ambitionierten SV
Wilhelmshaven, der mittlerweile bis in die Siebte Liga abgerutscht ist, ist
das gleichbedeutend mit der Exkommunikation. Der Weg nach oben bleibt ihm
auf längere Sicht verschlossen.
## Ketzer leben gefährlich
Interessant ist, dass der DFB in derselben Erklärung darlegt, dass er die
vom Bundesgerichtshof beanstandeten Mängel in den Verbandssatzungen der
Landesverbände künftig beheben will. Das könnte man auch als
Schuldeingeständnis werten. Die Intention ist aber eine andere. Der Verband
macht sich auf diese Weise für mögliche weitere renitente Vereine weniger
angreifbar, indem er die selbstverschuldeten Unebenheiten begradigt. Der
Verein, der aber gerade darüber gestolpert ist, und es wagte, sich deshalb
aufzulehnen, soll aber zusehen, wie er selbst wieder auf die Beine kommt.
So gehen die Sportmächtigen eben mit Ketzern um, die glauben, es gebe
Autoritäten, die über dem Sport stehen. Bei ihnen herrscht ein noch
zutiefst mittelalterliches Rechtsverständnis vor. Der NFV, der DFB und die
Fifa schaffen sich ihre eigenen Regeln, für deren Auslegung ausschließlich
ihre Glaubenshüter zuständig sind. Im Fall vom SV Wilhelmshaven will man
jetzt ein Exempel statuieren. Deshalb würde dem Verein auch ein Gang nach
Canossa wenig nutzen. Der SV Wilhelmshaven muss sich im Kampf gegen die
mittelalterliche Rechtsprechung weiter an weltliche Gerichte halten.
16 Dec 2016
## AUTOREN
Johannes Kopp
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Deutscher Fußballbund (DFB)
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