# taz.de -- Präsidentschaftswahl in Usbekistan: So hart wie sein Vorgänger | |
> Der bisherige Regierungschef Schawkat Mirsijajew hat die | |
> Präsidentschaftswahl deutlich gewonnen. Es gibt jedoch Kritik an der | |
> Transparenz der Abstimmung. | |
Bild: Schawkat Mirsijajew ist der neue Präsident Usbekistans | |
TASCHKENT dpa | In der autoritär regierten Ex-Sowjetrepublik Usbekistan hat | |
der bisherige Regierungschef Schawkat Mirsijajew die Präsidentenwahl | |
gewonnen. Die Wahlleitung in der Hauptstadt Taschkent sprach Mirsijajew am | |
Montag fast 89 Prozent der Stimmen zu. | |
Usbekistan in Zentralasien grenzt unter anderem an Afghanistan. Damit ist | |
das muslimisch geprägte Land im Kampf gegen internationalen Terror und | |
Drogenhandel von besonderem strategischem Interesse. | |
Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) | |
kritisierte eine mangelnde Transparenz der Abstimmung. So habe es keine | |
öffentliche Debatte über die insgesamt vier Kandidaten gegeben. Die OSZE | |
hatte zur Wahl fast 300 Beobachter in das Land an der historischen | |
Seidenstraße entsandt. Die Wahlleitung schätzte die Beteiligung an der | |
Abstimmung auf rund 88 Prozent. | |
Der künftige usbekische Präsident Schawkat Mirsijajew (59) hat über Jahre | |
im Schatten des Langzeitherrschers Islam Karimow gearbeitet. Die letzten 13 | |
Jahre diente er Karimow als Ministerpräsident. Wenn es in der | |
Ex-Sowjetrepublik in Zentralasien Erfolge gab, wurden sie öffentlich dem | |
Diktator zugeschrieben, nicht dem Mann im Hintergrund. | |
## Offen gegenüber Russland | |
Erst als die Nachfolge auf den studierten Bewässerungsingenieur zusteuerte, | |
wurden offizielle Biografien veröffentlicht, die das große Vertrauen | |
Karimows zu Mirsijajew unterstrichen. Beobachter beschreiben den neuen | |
Präsidenten als genau so hart wie seinen Vorgänger. Langzeitherrscher | |
Karimow war nach rund einem Vierteljahrhundert an der Macht Anfang | |
September gestorben. | |
Der Arztsohn Mirsijajew wurde am 24. Juli 1957 in der zentralusbekischen | |
Region Dschisak geboren. In Dschisak amtierte er von 1996 bis 2001 als | |
Gouverneur, dann bis 2003 in Karimows Heimatregion Samarkand. Es folgte der | |
Aufstieg zum Regierungschef. | |
Usbekische und internationale Menschenrechtler bringen Mirsijajew mit einer | |
finsteren Seite des Regimes in Verbindung: dem jährlichen Zwangseinsatz von | |
Studenten, Lehrern, und anderen Staatsbediensteten bei der Baumwollernte. | |
Das sogenannte „weiße Gold“ ist eine der Haupteinnahmequellen für den | |
Wüstenstaat. Der Ministerpräsident sei für die jährlichen Erntekampagnen | |
verantwortlich. | |
Er werde an Karimows Kurs festhalten, sagte Mirsijajew in ersten | |
öffentlichen Äußerungen nach seiner Nominierung im September. Er gilt aber | |
als offener gegenüber Russland, gegen das Karimow immer großes Misstrauen | |
hegte. Mirsijajew ist nach offiziellen Angaben verheiratet, wobei der Name | |
seiner Frau nicht genau bekannt ist. Er habe drei Kinder und fünf Enkel. | |
5 Dec 2016 | |
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