# taz.de -- Islamist im Verfassungsschutz: Unbemerkt radikalisiert | |
> Statt über die islamistische Szene sammelte ein Maulwurf Informationen | |
> über den Verfassungsschutz. Es soll sich um einen Konvertiten aus Spanien | |
> handeln. | |
Bild: Statt über die islamistische Szene sammelte der Maulwurf Informationen �… | |
Berlin dpa | Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) hat einen | |
mutmaßlichen islamistischen Maulwurf in den eigenen Reihen enttarnt. Der | |
Mann habe sich im Internet unter falschem Namen islamistisch geäußert und | |
Dienstgeheimnisse verraten, teilte ein Sprecher der Behörde am Dienstag | |
mit. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Düsseldorf war der Mann erst im | |
April 2016 als Quereinsteiger vom Verfassungsschutz eingestellt worden, um | |
die islamistische Szene in Deutschland zu observieren. Zuerst hatten die | |
Tageszeitung Die Welt und das Nachrichtenmagazin Der Spiegel über den Fall | |
berichtet. | |
Der enttarnte islamistische Extremist hat sich nach Worten von | |
Geheimdienstchef Hans-Georg Maaßen völlig unauffällig verhalten. „Wir haben | |
es hier offensichtlich mit einem Fall zu tun, in dem sich eine Person von | |
seinem persönlichen Umfeld unbemerkt radikalisiert hat“, sagte der | |
Behördenpräsident am Mittwoch in Berlin. | |
Maaßen sagte, sein Amt sei wie jeder Nachrichtendienst Ziel strategischer | |
Einschleusungsversuche ausländischer Dienste, Extremisten und Terroristen. | |
„Deshalb müssen wir als Sicherheitsbehörde besonders wachsam in Bezug auf | |
Innentäter sein.“ | |
Der Inlandsgeheimdienst prüfe nun, ob oder in welchem Umfang ein Schaden | |
entstanden ist, sagte Maaßen. Die Enttarnung sei einer sorgfältigen | |
Aufklärung sowie schneller Aufklärungsmaßnahmen zu verdanken. | |
## Im Chat enttarnt | |
Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung handelt es sich bei dem | |
Verdächtigen [1][um einen spanischen Familienvater], der inzwischen die | |
deutsche Staatsbürgerschaft hat. Nach Informationen der Deutschen | |
Presse-Agentur ist es der erste Fall beim BfV, in dem ein Islamist in den | |
eigenen Reihen enttarnt wurde. Einen Abschlag plante er wohl eher nicht. | |
Nach den Medien-Berichten soll der Mann einem Chat-Partner im Internet | |
angeboten haben, Gleichgesinnten Zugang zum BfV zu ermöglichen. Die | |
Staatsanwaltschaft Düsseldorf relativierte Berichte über einen geplanten | |
Bombenanschlag. Die Ermittlungen hätten bisher keine Hinweise ergeben, dass | |
eine Gefahr bestanden habe. | |
Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Vorbereitung einer | |
schweren staatsgefährdenden Gewalttat und der versuchten Verletzung von | |
Dienstgeheimnissen. Geprüft wird außerdem, ob der Generalbundesanwalt den | |
Fall übernimmt. Das Bundeskriminalamt hat die Ermittlungen übernommen. | |
Dem 51-Jährigen wird vorgehalten, sich beim Verfassungsschutz | |
eingeschlichen zu haben, um gleichgesinnte Islamisten vor Polizeiaktionen | |
zu warnen und ihnen einen Anschlag auf das BfV zu ermöglichen. Der Mann hat | |
sich nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft im Internet mit | |
islamistischen Äußerungen hervorgetan. Dort soll er sich einem Chatpartner | |
als BfV-Mitarbeiter zu erkennen gegeben und dabei „inhaltlich zutreffend | |
Einsatzanlässe und –orte offenbart“ haben. | |
## „Im Sinne Allahs“ | |
Der Verfassungsschutz überwacht Chats und Facebook-Einträge von | |
gewaltbereiten und besonders radikalen Islamisten und Salafisten. Im | |
konkreten Fall ist der mutmaßliche islamistische Maulwurf im Chat an einen | |
Kollegen geraten, der sich dort als Islamist ausgegeben hat. Der 51-Jährige | |
soll seinem vermeintlich islamistischen Chatpartner erklärt haben, ein | |
Anschlag auf das BfV sei „sicher im Sinne Allahs“. Er sei zu allem bereit, | |
„um den Brüdern zu helfen“. | |
Es gebe allerdings keine belastbare Anhaltspunkte dafür, dass der | |
Verdächtige vor seinem Kontakt zu dem undercover arbeitenden BfV-Mann | |
sicherheitsrelevante Kenntnisse an Mitglieder der gewaltbereiten | |
salafistischen Szene weiter gegeben habe, sagt die Staatsanwaltschaft. | |
Laut Staatsanwaltschaft bezeichnete der Verdächtige sich selbst als | |
Konvertit. Nach Informationen des Spiegel und der Recherchegemeinschaft von | |
Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR soll der Mann vor zwei Jahren zum Islam | |
übergetreten sein. Der Spiegel schreibt, der Mann habe seinen Treueeid 2014 | |
dem salafistischen Prediger und Anwerber Mohamed Mahmoud [2][telefonisch | |
geleistet]. Mahmoud kämpft mittlerweile für die Terrormiliz „Islamischer | |
Staat“ in Syrien. In Ermittlerkreisen wurde dies zunächst nicht bestätigt. | |
Es sei lediglich der geläufige Vorname Mohamed gefallen. | |
30 Nov 2016 | |
## LINKS | |
[1] http://www.sueddeutsche.de/news/politik/geheimdienste-islamisten-maulwurf-i… | |
[2] http://www.spiegel.de/politik/deutschland/geheimdienst-islamist-schleicht-s… | |
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