| # taz.de -- Parteitag der CDU: Schicksal und Gemeinschaft | |
| > Wie es „Schicksalsgemeinschaft“ in den CDU-Antrag schaffte und was | |
| > Delegierte dazu sagen. Eine kleine Wortkunde. | |
| Bild: Die CDU-Delegierten setzen Pflöcke für die gemeinsamen Wahlkampfpositio… | |
| Essen taz | „Je vielfältiger und pluraler eine Gesellschaft ist, desto mehr | |
| bedarf es eines einigenden Bandes“, heißt es im Leitantrag des | |
| CDU-Bundesvorstandes, der am Mittwoch vom Essener Parteitag beschlossen | |
| wurde. Dazu gehöre, steht auf Seite 10, „unsere Leitkultur“. Diese wiederum | |
| verbinde jene in Deutschland, „die in ein und demselben Land leben und eine | |
| Schicksalsgemeinschaft sind“. | |
| Schicksalgemeinschaft. Soso. Das Wort beschreibt eine Art bedrohte | |
| Notgemeinschaft, ein „Wir gegen die“, sprachlich gespeist aus lang | |
| zurückliegender Zeit. Schon zuvor in Gebrauch, verwendeten die die Nazis | |
| den Begriff als Synonym für ihre „Volksgemeinschaft“, deren Kennzeichen es | |
| war, Minderheiten auszuschließen. | |
| Nach dem Ende der NS-Herrschaft wurde das Wort gern im Zusammenhang mit den | |
| Vertriebenen verwendet. 2006 erklärte Volker Kauder (CDU) dann, Einwanderer | |
| müssten sich zur „zur deutschen Schicksalsgemeinschaft“ bekennen. | |
| Der Leitantrag des CDU-Bundesvorstands ist nicht irgendein Papier. Der | |
| Inhalt dient als Grundlage für Gespräche mit der CSU, nach denen die Union | |
| ein gemeinsames Wahlkampfprogramm erarbeiten will. Auch deshalb kommt der | |
| Wortwahl Bedeutung zu. Erst kurz vor dem Parteitag hatte die Landesgruppe | |
| NRW dafür gesorgt, dass die „Schicksalsgemeinschaft“ ihren Weg in das | |
| Papier fand. | |
| Hörte man sich unter den Delegierten um, gab es keine Vorbehalte gegen das | |
| Wort. Eva Söllner aus Hessen assoziierte damit „Menschen, die ein Schicksal | |
| zusammenführt, das sie sich nicht ausgesucht haben“. Für sie gehören | |
| „natürlich auch Migranten und Flüchtlinge dazu“. Etwas anders bewertete d… | |
| der Thüringer Egon Primes. Für den Vertriebenen-Landeschef gehörten etwa | |
| Flüchtlinge, die in ihrem Herkunftsland vom Islamischen Staat verfolgt | |
| wurden, „zur Schicksalsgemeinschaft dazu – jedoch lediglich für eine Zeit. | |
| Die können später aber auch wieder zurück.“ | |
| 7 Dec 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Anja Maier | |
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