# taz.de -- Luftattacken auf Aleppo: „Abscheuliche Angriffe“ | |
> Der Osten Aleppos wird bombardiert. Es sollen auch Fassbomben im Einsatz | |
> gewesen sein. Syrische Weißhelme sprechen von einem „katastrophalen Tag“. | |
Bild: Von den Rebellen gehaltenes Viertel Aleppos am Samstag, 19. November | |
Aleppo afp/ap | Bei massiven Angriffen auf die belagerten Rebellenviertel | |
in der umkämpften syrischen Stadt Aleppo sind nach Angaben von Aktivisten | |
am Samstag mindestens 31 Menschen getötet worden. Die syrische Armee habe | |
den Osten der Stadt mit Raketen, Fassbomben und Artilleriefeuer attackiert, | |
berichtete die Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Die USA verurteilten | |
die „abscheulichen“ Angriffe, bei denen auch mehrere Krankenhäuser | |
bombardiert wurden. Die syrischen Weißhelme sprachen von einem | |
„katastrophalen Tag“. | |
Ihre Freiwilligen hätten mehr als 2.000 Artilleriegranaten einschlagen | |
hören und 250 Luftangriffe gezählt, berichteten die Weißhelme, die in | |
diesem Jahr für ihren selbstlosen Einsatz für die zivilen Opfer des | |
Bürgerkriegs mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet wurden. Auf | |
ihrer Internetseite wurden Videos von den massiven Angriffen | |
veröffentlicht. Die Weißhelme beklagten „beispiellose Bombardements mit | |
allen Waffenarten“. | |
„De facto wurde nicht ein einziges Viertel von Ost-Aleppo von den heutigen | |
Bombardements verschont“, erklärte ihrerseits die in Großbritannien | |
ansässige Beobachtungsstelle. Diese stützt sich auf ein breites Netzwerk | |
von Informanten in Syrien, ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum zu | |
überprüfen. Ihren Zählungen zufolge wurden seit Beginn einer neuen | |
Offensive der Armee auf Ost-Aleppo am Dienstag fast hundert Zivilisten | |
getötet. | |
Nach Angaben der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen vom Samstag wurden | |
auch mehrere Krankenhäuser in Ost-Aleppo bei den Angriffen der | |
Regierungstruppen direkt getroffen. Unter ihnen sei auch das einzige | |
Kinderklinik in den von Rebellen kontrolliertem Gebiet der Stadt gewesen, | |
das die Arbeit habe einstellen müssen. | |
## „Keinerlei Entschuldigung“ | |
Die US-Regierung verurteilte „die schrecklichen Angriffe gegen medizinische | |
Einrichtungen und humanitäre Helfer“. Es gebe „keinerlei Entschuldigungen | |
für diese abscheulichen Taten“, erklärte die Nationale Sicherheitsberaterin | |
Susan Rice am Rande des Apec-Gipfels in Lima. „Das syrische Regime und | |
seine Verbündeten, vor allem Russland, sind verantwortlich für die | |
aktuellen und langfristigen Konsequenzen dieser Taten.“ | |
Auch die UNO äußerte sich erschüttert. Die Vereinten Nationen seien | |
„entsetzt“ über die jüngste Gewalteskalation in Syrien, erklärten der | |
UN-Hilfskoordinator in Syrien, Ali al-Saatari, und der Regionalkoordinator | |
Kevin Kennedy. | |
Seit Mitte Juli sind die Rebellen im Ostteil der Stadt von | |
Regierungstruppen eingekesselt. Dort leben schätzungsweise 250.000 | |
Menschen, die mittlerweile kaum noch etwas zu essen und zu trinken haben. | |
Auch die medizinische Versorgung ist in weiten Teilen zusammengebrochen. | |
## UN-Sondergesandter in Damaskus | |
Die russische Armee unterstützt die syrischen Regierungstruppen, an den | |
jüngsten Angriffen auf Aleppo war sie nach eigenen Angaben aber nicht | |
beteiligt. Moskau hatte am Dienstag den Beginn einer Offensive gegen | |
Rebellen und Dschihadisten in der Provinz Idlib verkündet. | |
Die syrische Regierung hat unterdessen einen Appell des UN-Sondergesandten | |
Staffan de Mistura abgewiesen, einen Waffenstillstand im erbittert | |
umkämpften Aleppo zu schließen. | |
Um die Lage in Aleppo zu beruhigen, plädierte de Mistura dafür, dass sich | |
die extremistischen Kämpfer der ehemaligen Al-Nusra-Front aus dem Ostteil | |
der Stadt zurückziehen sollen. Die gemäßigte Opposition soll die Viertel | |
demnach weiter kontrollieren, die syrische Armee im Gegenzug nicht | |
einmarschieren und ihre Angriffe stoppen. | |
Außenminister Walid al-Muallim erklärte nach einem Treffen mit de Mistura | |
in Damaskus, alle staatlichen Institutionen in der nordsyrischen Metropole | |
müssten wieder hergestellt werden. Den von den UN vorgeschlagenen | |
Autonomiestatus für den von Rebellen gehaltenen Ostteil der Stadt lehnte er | |
ab. | |
## Massive Regierungsoffensive wird nicht zurückgefahren | |
De Mistura sagte zunächst nichts nach dem Treffen mit al-Muallim. Der | |
Außenminister wiederum ließ keinerlei Bereitschaft erkennen, die massive | |
Regierungsoffensive in Aleppo zurückzufahren, bei der inzwischen alle | |
Krankenhäuser im von den Rebellen gehaltenen Osten der Stadt | |
funktionsunfähig gebombt worden sein sollen. Damaskus werde es nicht | |
zulassen, dass 275 000 Menschen in Aleppo als „Geiseln von rund 6000 | |
Bewaffneten“ blieben. | |
„Wir stimmten überein, dass Terroristen den Osten Aleppos verlassen müssen, | |
um das Leiden der Zivilisten in der Stadt zu beenden“, sagte al-Muallim. | |
Die syrische Regierung bezeichnet alle, die gegen sie kämpfen, als | |
Terroristen. Die UN und der Westen unterscheiden dagegen zwischen moderaten | |
Rebellen und extremistischen Organisationen wie der Terrormiliz Islamischer | |
Staat. | |
20 Nov 2016 | |
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