| # taz.de -- Erinnerungen an Leonard Cohen: Schönheit, Liebe und Tod | |
| > Er gab dem Schmerz eine Grenze und öffnete ihn ins Unendliche: Die Musik | |
| > von Leonard Cohen ist etwas, mit dem man sterben lernen kann. | |
| Bild: Irgendwie war er immer da, wenn es um das Ende ging: Leonard Cohen | |
| Cohen denke ich immer vom Ende her. Irgendwie war er immer da, wenn es um | |
| das Ende ging. Als ich einmal von einem Mann verlassen wurde und im | |
| Hintergrund zufällig Cohen lief. Und auch später, als mein Vater sagte, er | |
| würde in den nächsten Tagen sterben und dann wirklich starb. Also dann, als | |
| sprachlich-kognitiv nichts mehr möglich war, und Ende wirklich Tod meinte. | |
| Cohen gab dem Schmerz eine Grenze und öffnete ihn zugleich ins Unendliche. | |
| Das ist der Moment, in dem der Schmerz den Körper erfasst, die Klänge dich | |
| zugleich niederschmettern und wieder aufrichten. Wie wenn ein Schleier den | |
| Schmerz bedeckte, bloß um ihn zu kultivieren. | |
| Die Musik von Leonard Cohen wurde für mich zu etwas, mit dem man sterben | |
| lernen kann. Doch wie lernt man zu sterben, wenn man sich dem Tod, wie | |
| Jacques Lacan schrieb, nicht einmal imaginär nähern kann, weil er völlig | |
| unrepräsentierbar ist? Vielleicht ist ja alles ganz anders und Cohen | |
| repräsentiert bloß den Moment, an dem das Verdrängte ins Leben einbricht. | |
| Vielleicht berührt uns seine Musik genau an dem Punkt, an dem er es | |
| schafft, uns einer Verunsicherung auszusetzen. Etwa wenn er Schönheit, Tod | |
| und Liebe miteinander verrührt, und so dem Gedanken der Transzendenz Tür | |
| und Tor öffnet. In seinem Song „Dance Me to the End of Love“ etwa, wo das | |
| Ende und das Ewige eins sind. | |
| Zu diesen Gedanken zwingt er uns mit seiner Musik. Um schließlich ein | |
| höfliches Lächeln darüber zu legen, Haltung zu bewahren und: abzutreten. | |
| 11 Nov 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Tania Martini | |
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