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# taz.de -- Kommunalwahlen in Mali: Wahltag voller böser Überraschungen
> Die Kommunalwahlen am Sonntag boten bewaffneten Gruppen den Anlass,
> Stärke zu zeigen. Vielerorts konnte nicht abgestimmt werden.
Bild: Hier klappte es: Stimmabgabe in Bamako
Berlin taz | Es sollte ein Test dafür werden, dass Malis Regierung wieder
die volle Kontrolle über das Staatsgebiet hat. Stattdessen boten die ersten
Kommunalwahlen seit dem Bürgerkrieg, der das Land 2012 bis 2013 zerrissen
hatte, am Sonntag einen Beweis für das Gegenteil.
Offiziell wurde in 688 der 703 Gemeinden Malis gewählt. 7,2 Millionen
registrierte Wähler sollten rund 12.000 Gemeinderäte bestimmen. Die
UN-Mission in Mali (Minusma), an der auch die Bundeswehr beteiligt ist,
flog Wahlmaterialien, Kandidaten und Wahlhelfer durch das Land.
Nachdem die Amtszeiten der bisherigen Kommunalverwaltungen eigentlich schon
seit 2014 abgelaufen sind, sollte dieser Wahltag – genau ein Jahr nach
einem islamistischen Terrorangriff auf ein Luxushotel mitten in Malis
Hauptstadt Bamako – das Signal für eine Normalisierung sein.
Aber am Ende wurde in den nordmalischen Regionen Kidal, Menaka und Taoudéni
gar nicht gewählt. Sogar in der zentralmalischen Region Mopti am
Niger-Fluss blieben 6 der 15 Gemeinden von der Stimmabgabe ausgeschlossen,
in Goundam südwestlich der Stadt Timbuktu sogar 14 von 16. Als Gründe
wurden von amtlicher Seite verschiedentlich Unsicherheit oder
Überschwemmungen genannt.
## Wahlmaterial verbrannt
In Dialloubé in Mopti „zündeten nicht identifizierte bewaffnete Banditen
hintereinander das Rathaus, die Unterpräfektur und die Residenz des
Unterpräfekten an, und das Wahlmaterial ging in Flammen auf“, berichteten
lokale Medien.
In Bambara Maoudé außerhalb der Stadt Timbuktu wurden fünf
Regierungssoldaten getötet, als Bewaffnete einen Armeekonvoi mit Wahlurnen
überfielen. Die Regierung machte eine islamistische Gruppe aus der Region
Gourma im Osten des Landes verantwortlich.
In den Hochburgen der Tuareg-Rebellen wurde überhaupt nicht gewählt: Die
Tuareg-Rebellenkoalition CMA (Koordination der Azawad-Bewegungen) pocht
darauf, dass erst die im Friedensvertrag von 2015 vorgesehenen
Interimsverwaltungen eingesetzt werden, bevor Kommunalwahlen stattfinden,
und rief erfolgreich zum Wahlboykott auf. Ihre Anhänger verbrannten
malische Flaggen in der Stadt Kidal.
Die Tuareg verlangen auch, dass erst die vielen Kriegsvertriebenen in ihre
Heimatgemeinden zurückkehren. Für eine Wahlverschiebung aus diesem Grund
trat auch die politische Opposition in Bamako ein.
Präsident Ibrahim Boubacar Keita hingegen pochte darauf, die Kommunalwahlen
seien schon viermal verschoben werden und „es reicht“, wie er sich
ausdrückte, nachdem er seine Stimme abgegeben hatte. Seine Partei dürfte
aus diesem Wahltag als Wahlsieger hervorgehen – er selbst ist aber nicht
unbedingt gestärkt.
21 Nov 2016
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Mali
MINUSMA
Tuareg
Bamako
Lesestück Recherche und Reportage
Mali
Schwerpunkt Angela Merkel
Mali
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