# taz.de -- Nachhaltigkeit an Hochschulen: Wie Studis die Stromrechnung senken | |
> Praxisbeispiele zeigen: Unis können Ressourcen sparen. Nachhaltigkeit ist | |
> bei den meisten deutschen Unis aber immer noch ein Nischenthema. | |
Bild: StudentInnen an der TU Ilmenau | |
Die Umweltreferenten des AStA an der Uni Kiel ließen nicht locker. Schon | |
2006 forderten sie ein betriebliches Öko-Audit für die Hochschulbauten, um | |
den „universitären Klimaschutz“ voranzubringen. Sechs Jahre später war das | |
Uni-Präsidium dann so weit und startete das „klik – klima konzept 2030“, | |
mit dem der Unibetrieb bis zu diesem Zieljahr auf Klimaneutralität | |
umgestellt sein soll. | |
Seitdem purzeln die Einsparrekorde nur so: Der jährliche Stromanstieg um 3 | |
Prozent wurde 2014 erstmals geknickt – auf minus 5 Prozent. Im Jahr darauf | |
waren es sogar 7 Prozent weniger. In einigen Gebäuden wurde gar die | |
Halbierung des Stromverbrauchs geschafft, der Wärmeenergieverbrauch sank um | |
35 Prozent. | |
Die ökologische Erfolgsstory von der Kieler Förde findet sich in dem | |
Sammelband [1][„Zukunftsfähige Hochschulen gestalten“] (pdf), den das | |
studentische „Netzwerk N“ jetzt herausgebracht hat. „N“ steht für | |
Nachhaltigkeit, und in diesem Sinne werden 27 „Beispiele des Gelingens“ aus | |
deutschen und österreichischen Hochschulen vorgestellt. | |
Sie zeigen, wie an unterschiedlichen Stellen im Unibetrieb – in der Lehre | |
und Forschung, im Ressourcenverbrauch und in der Governance – der Schalter | |
in Richtung Nachhaltigkeit umgelegt werden kann. | |
## Riesige Gartenlandschaft in Berlin | |
Für Johannes Geibel, den Vorsitzenden des Netzwerks N, demonstrieren die | |
Beispiele auch, „wie Studierende als Pioniere des Wandels kreativ und | |
innovativ ihre Hochschule neu denken und durch konkrete Projekte | |
verändern“. Der Band zeigt, wie Studenten als „Schlüsselakteure zur | |
Umsetzung von Nachhaltigkeitsprozessen“ an ihren Hochschulen wirken. | |
An der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin etwa baute eine | |
studentische Urban-Gardening-Gruppe innerhalb weniger Monate eine riesige | |
Gartenlandschaft auf. An der Uni Tübingen werden die Studienanfänger in | |
einer „Week of Links“ mit Nachhaltigkeitsthemen und Gruppierungen bekannt | |
gemacht. Zwei Drittel der Week-Teilnehmer, zeigt eine spätere Befragung, | |
engagierten sich daraufhin in einer Studierendeninitiative oder einem | |
Verein. | |
Andere Projekte haben schon einen hohen Grad an Professionalität erreicht, | |
wie die „SchülerUni Nachhaltigkeit und Klimaschutz“ an der Freien | |
Universität Berlin, die in zehn Jahren bislang 20.000 Schülern ökologische | |
Grundbildung in Workshops und Mitmachvorlesungen vermittelte. „An diesem | |
Ort mit Fachleuten gemeinsam zu lernen, macht die Schüler deutlich | |
aufnahmebereiter“, stellte eine Berliner Lehrerin fest. | |
## Umweltmanagementsystem Emas | |
Die Beispiele können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Nachhaltigkeit | |
an den Unis nach wie vor ein Nischenthema ist. Gerade 18 der insgesamt 399 | |
deutschen Hochschulen leisten sich das Umweltmanagementsystem Emas. | |
Zwar hatte die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) 2009 einen | |
Grundsatzbeschluss zur Förderung der akademischen Nachhaltigkeit gefasst. | |
Wenn sie aber ihre Kollegen im Präsidium danach frage, räumte | |
HRK-Vizepräsidentin Ulrike Beisiegel kürzlich auf einem | |
Nachhaltigkeitssymposium in Berlin ein, habe den keiner mehr präsent. | |
„Es wird Zeit, diese Empfehlungen wieder aus der Schublade zu holen“, | |
forderte sie. Wenn andere Uni-Leiter die Richtung ausgäben: „Jetzt machen | |
wir erst mal Exzellenz, und Nachhaltigkeit kann danach kommen“, sei dies | |
die falsche Haltung. Für Ulrike Beisiegel gehören beide Begriffe zusammen: | |
„Nachhaltigkeit muss auch exzellent sein wollen.“ | |
4 Nov 2016 | |
## LINKS | |
[1] http://www.uni-heidelberg.de/md/hce/studium_bildung/netzwerkn_bestpractices… | |
## AUTOREN | |
Manfred Ronzheimer | |
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