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# taz.de -- Kolumne Jung und Dumm: Coming out of a twentysomething
> Ich bin 20 geworden. Auf dem Bild schaue ich ernst, vielleicht auch eher
> ausdruckslos. Und dann muss ich noch etwas sagen.
Bild: Auch junge Menschen können es weit bringen
Heute ist meine Jugend gestorben. Gut, genau genommen: nicht heute – klingt
halt besser. Zeitung muss ja aktuell sein und so (Make America Ypsilanti
Great Again!!). Also: Seit Samstag bin ich zwanzig.
Schauen Sie in das böse Gesicht jenes dünnen Jungen auf dem Foto, und Sie
werden merken, wie es noch ein Stück ernster zurückschaut. Ernster wegen
Altersflecken, postironisch, Putin; aber auch, weil jede*r, der nach ein
paar rohen Chiasamen zu viel „Teil einer Jugendbewegung sein“ und also die
[1][„riesige Verschwörung des Jahrgangs 1951“ (Welt, Hannah Lühmann)]
respektive 1971, beenden möchte, weil Fotos mit möglichst wenig
Gesichtsausdruck zur Selbstvermarktung nicht mehr reichen, sich mit einer
voll automatischen soziologischen Seeleninspektionsmaschine zur ganze
Großfamilien finanzierenden Generationenerforschung konfrontiert sieht,
gefühlige Statements dazu unter protegierendem Lächeln erwünscht, Entrinnen
unmöglich, Degeneration zwangsläufig. „[2][Die aktuelle Sinus-Studie
spricht hier von der Mainstream-Jugend, die nicht rebellieren will und sich
anpasst“], am meisten an die aktuelle Sinus-Studie.
[3][„‚Während Multitasking ihre Stärke ist, fällt es ihnen schwer, in
langen Zyklen zu denken und sich länger auf eine Sache zu konzentrieren. Es
fehlt ihnen an Durchhaltevermögen‘, sagt Hurrelmann“] vom
Horoskopnotdienst, nein, der „Shell Jugendstudie“ über meinesgleichen, die
[4][„Generation Z, wie Zupergroße-Mitnehmtüte“], hui, da hinten eine
fliegende Katze, äh, ja, Generation, was auch immer die einen soll, außer
jene „Gleichaltrigen“ zu sein, mit denen früher immer gespielt werden
musste, und in egal welcher Lebenslage von den Alten gebeten zu werden,
doch den Beamer/Medienwagen/Toaster/Volksempfänger anzuschalten.
„Uns eint die Panik“, hilft Zeit Online der „Generation Z“ wie Zeit Onl…
„Generation Z“ schreiend aus, und, oh ja, ich spüre diese Panik, vor allem
vor Zeit Online. Dabei dachte ich immer, das Einzige, was uns buntbehosten
Schönfiltrierten Angst macht, sei, dass selbst Jan Böhmermann irgendwann
sterben muss (fürchten wir).
## Richtiges Leben in der falschen Badewanne?
Doch es kommt noch schlimmer: [5][„Wer glaubt, mit zwanzig ausgewachsen zu
sein, irrt. Ja, der Körper sprießt nicht mehr in die Höhe, der Penis wird
nicht mehr länger, die Brüste werden, zumindest bis zu einer
Schwangerschaft [!], nicht mehr größer.“] Und das sagt ihr mir alles erst
jetzt? Die Suche nach Antworten ist so spürbar wie das Ticken einer Uhr für
Menschen, die in eine Uhr gezogen sind. Antworten auf Fragen wie: „Gibt es
ein richtiges Leben in der falschen Badewanne?“ und [6][„Wenn wir die
Kontrolle verlieren und uns vorstellen, es gäbe keine kontrollierenden
Strukturen, sind die dann weg?“].
Nichts weniger als der [7][„gesellschaftliche […] Zusammenhalt“ ist näml…
in Gefahr, durch gutgrünmenschmediale Gayacht-Lehrplandiktate,
hemmungslosen „Egoismus“], [8][„Pflicht-Homo-Ehe“] und [9][„vegane
Lederpeitsche […] aus alten Fahrradschläuchen“].
Weg mit der Kontrolle, weg mit den Strukturen. Ich muss da noch was sagen:
Ich bin ein schwuler Mann.
10 Nov 2016
## LINKS
[1] https://www.welt.de/kultur/article159207567/Warum-die-Berliner-Volksbuehne-…
[2] http://www.zeit.de/karriere/2016-07/generation-z-abitur-berufseinstieg-digi…
[3] http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/generation-z-karriere-ist-nicht-so-wi…
[4] https://twitter.com/f_kess/status/789492266977067008
[5] http://www.zeit.de/zeit-wissen/2014/06/generation-zukunft-altersgruppen-unt…
[6] /!475611/
[7] https://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/gr…
[8] /!5352458/
[9] https://www.youtube.com/watch?v=F3Xs-p9zYKE
## AUTOREN
Adrian Schulz
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