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# taz.de -- Kolumne Lügenleser: Du großartige Mausrutscher-Kolonne
> So richtig überraschend sind Günther Oettingers Aussagen über Chinesen
> eigentlich nicht. Es sind ja auch nicht die ersten ihrer Art.
Bild: Immerhin hatte er selbst Spaß an seiner Rede: Günther Oettinger
„[1][Schlitzohren und Schlitzaugen]“. Donnerwetter, da hat der Mann mit dem
Namen eines einigermaßen erträglichen Bieres aber einen rausgehauen. LOL,
ROFL, HDGDL, ach du mein Stammtisch, i moag di. In etwa so humorig wie die
fleischgewordenen Herrenwitze, die auf der vollgekotzten Theresienwiese des
Oktoberfests herumliegen und sich für die Krone der Schöpfung halten.
Vor, während und nach dem Vollrausch. Das Geld der asiatischen Touristen
wird auch dort gerne genommen, ansonsten hat aber Ruhe zu herrschen auf den
billigen beziehungsweise chinesischen Plätzen. Haha, verstehen Sie? Ja? Oh,
tut mir leid, so war das gar nicht gemeint. Prosit!
Ob Günther Oettinger sich in bester EU-Parlament-Manier von Jean-Claude
Junckers feuchtfröhlichen Auftritten inspirieren ließ und sich am frühen
Morgen ein kleines Schnäpperchen gegönnt hat, bevor er seine Weisheiten
über Asiaten verbreitete und nebenbei noch von einer „Zwangs-Homoehe“
philosophierte, ist der Nachwelt auf der Afterhour nicht überliefert. Es
wäre ihm allerdings durchaus zuzutrauen, derartiges auch nüchtern
abzusondern.
Schriftlich überliefert ist hingegen [2][seine Erklärung in der SUPERillu
der Politik, auch Welt genannt]. Das ist die Zeitung, die ihre Leser
neuerdings geflissentlich vorwarnt, bevor diese sich einen Artikel aus dem
Hause Springer gönnen. „Lesedauer 4 Minuten“ steht dort seit Kurzem vor den
Onlinetexten. Gut zu wissen, mehr Zeit zwischen Weißwurst zuzeln,
sprachliche Flächenbrände entfachen und der nächsten Maß hab ich grade eh
nicht.
## „In keinster Weise respektlos“. Achso.
Was meinte Herr Oettinger denn nun genau, als er von Schlitzaugen sprach?
„Das war eine etwas saloppe Äußerung, die in keinster Weise respektlos
gegenüber China gemeint war.“ Okay, du bayerische Suffnase mit dem
Intellekt einer Beutelratte. Verzeihung. Das war natürlich nicht respektlos
gemeint.
Deutschland, du großartige Mausrutscher-Kolonne. Der von CSU-Spezi Joachim
Herrmann ins Spiel gebrachte „wunderbare Neger“ sitzt nur einige Meter
weiter und nickt eifrig. Salopp, ja. Aber mehr doch wirklich nicht.
Brechdauer: 20 Minuten und mehr. Erneute Nachfrage. Aber bitte noch einmal,
wie genau meinten Sie das denn nun, Herr EU-Kommissar? „Ich wollte im
digitalen Sektor, generell bei technologisch geprägten Sektoren aufzeigen,
wie dynamisch die Welt ist.“
Potzblitz, das klingt sogar noch besser als Christoph Daums „Ich habe ein
absolut reines Gewissen“ oder die Statements von Deutschlands aktuellem
Lieblingstroll, Donald „not true“ Trump. Das ist nicht mal mehr
Whataboutism. Das ist grenzgeniale Debilität und die perfektionierte
Verweigerung von Reflexion. Genug Politik für heute. Zu ermüdend.
Also schnell mal ins Unterhaltungsprogramm gezappt, da wo all das
gespiegelt wird, was dieses schöne Land so ausmacht. Oh, Blackfacing um
20.15 Uhr im Ersten. [3][Ganz schön salopp]. Endlich ausspannen und fünfe
gerade sein lassen. Hitler-Doku, Deutschlands schönste Bahnstrecken, Mitten
im Leben, eine Live-Übertragung aus dem EU-Parlament, Verstehen Sie Spaß?
Guckdauer: 24/7
1 Nov 2016
## LINKS
[1] /Kritik-an-Oettinger-Aeusserungen/!5352457
[2] https://www.welt.de/politik/article159135452/Warum-sprachen-Sie-von-Schlitz…
[3] /Blackfacing-in-einer-ARD-Sendung/!5352472
## AUTOREN
Juri Sternburg
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