# taz.de -- Kalter Streik bei Tuifly: Nur zehn Flüge | |
> Wegen massenhafter Krankschreibungen beim Flugpersonal bleibt der | |
> Ferienflieger am Freitag fast komplett am Boden. Auch Air Berlin ist | |
> betroffen. | |
Bild: Hebt dieser Tage nicht ab: eine Maschine von Tuifly | |
Hannover/Berlin dpa | Schlechte Nachrichten für Tausende Urlauber: Der | |
Ferienflieger Tuifly kapituliert vor den massenhaften Krankmeldungen bei | |
seinem fliegenden Personal und bleibt am Freitag größtenteils am Boden. | |
Fast alle 108 Flüge werden gestrichen, wie der Touristikkonzern Tui | |
mitteilte. Schon an den Vortagen hatten sich viele Crew-Mitglieder bei | |
Tuifly kurzfristig krank gemeldet und damit den Flugbetrieb eingeschränkt. | |
Betroffen war und ist auch Air Berlin. Dort drohen weitere Ausfälle, denn | |
ein Drittel der Tui-Flotte fliegt samt Besatzung für die Berliner. | |
Einzig gute Nachricht in diesem Chaostagen: Um Urlauber aus den | |
Feriengebieten nach Hause zu bringen, hat Tui erneut Flugzeuge anderer | |
Airlines gechartert. Zehn Flüge könnten an diesem Freitag auf diese Weise | |
stattfinden, teilte die zum Reisekonzern Tui gehörende Fluggesellschaft in | |
der Nacht zum Freitag auf ihrer Internetseite mit. Weitere Ersatzflüge sind | |
in Planung. Gäste in Urlaubsgebieten, deren Rückreise eigentlich bereits am | |
Donnerstag angestanden hatte, sollen spätestens an diesem Freitag nach | |
Hause fliegen könnenMit dem Hinkommen sieht es ungleich schlechter aus. Und | |
im bevölkerungsreichen Bundesland Nordrhein-Westfalen beginnen am | |
Wochenende die Herbstferien. | |
Die Auseinandersetzung zwischen Belegschaft und Management bei Tuifly | |
bringt die Fluggäste auf die Barrikaden. Bislang habe man rund 500 | |
Ansprüche auf Ausgleichszahlung verärgerter Kunden auf dem Tisch, sagte der | |
Geschäftsführer des Flugrechteportals Flightright, Philipp Kadelbach, dem | |
in Konstanz erscheinenden Südkurier. Sollte es weiterhin zu Flugausfällen | |
kommen, rechne man innerhalb kurzer Zeit mit 1500 bis 2000 weiteren | |
Anträgen. | |
„Wir versuchen alles, um die Auswirkungen auf die Gäste so gering wie | |
möglich zu halten“, sagte Tuifly-Aufsichtsratschef Henrik Homann der | |
Bild-Zeitung. „Wir wissen, dass das leider momentan nicht bei allen Kunden | |
gelingt.“ Piloten müssten keine Einbußen durch neue Verträge fürchten. �… | |
Firma bleibt bestehen, die Tuifly behält ihren Sitz in Deutschland, die | |
Tarifverträge bleiben bestehen.“ | |
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sprach von einer | |
inakzeptablen Situation. „Die Airlines müssen ihrer Verantwortung gegenüber | |
den Fluggästen nachkommen“, sagte er der Bild-Zeitung. „Interne Konflikte | |
müssen am Verhandlungstisch ausgetragen werden und nicht auf den Rücken der | |
Passagiere.“ | |
## Arbeitnehmer fürchten Jobverluste | |
Als Hintergrund werden der tiefgreifende Umbau der hoch verschuldeten Air | |
Berlin und damit einhergehende Veränderungen bei der Tuifly gesehen. Die | |
deutsche Fluggesellschaft des Touristikkonzerns Tui soll gemeinsam mit | |
Air-Berlin-Teilen in eine neue Dachholding für Ferienflieger integriert | |
werden. Arbeitnehmervertreter fürchten Job-Verluste und schlechtere | |
Tarifbedingungen. | |
Tausende Passagiere beider Airlines mussten bereits am Donnerstag auf ihre | |
Verbindungen warten oder ihre Urlaubsreisen zu den Herbstferien gleich ganz | |
abblasen. Air-Berlin-Sprecher Uwe Kattwinkel sprach von einer „schwierigen, | |
dramatischen Situation vor allem für unsere Fluggäste“. Air Berlin schloss | |
mit den Gewerkschaften Vereinigung Cockpit, Verdi und dem Gesamtbetriebsrat | |
eine Krisenvereinbarung, in der Piloten, Flugbegleiter und Bodenpersonal | |
bis einschließlich Sonntag zu freiwilligen Einsätzen aufgerufen werden. | |
Ihre Gäste will die Tuifly nicht entschädigen. Eine Sprecherin betonte: | |
„Die massenhaften und äußerst kurzfristigen Krankmeldungen sind ein | |
außergewöhnlicher und nicht vermeidbarer Umstand im Sinne von höherer | |
Gewalt.“ Ganz anders sieht das Flightright: Krankheitswellen zählten zu den | |
normalen Betriebsrisiken, die Airlines zu jeder Zeit einkalkulieren | |
müssten. | |
7 Oct 2016 | |
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