| # taz.de -- Kommentar Offensive auf Mossul: Ein Sieg über den IS ist zu wenig | |
| > In Mossul geht es um mehr als die Eroberung der Stadt. Wenn die Offensive | |
| > nicht im Desaster enden soll, müssen ethnische Rivalitäten beachtet | |
| > werden. | |
| Bild: Peschmerga befreien Dörfer im Südosten von Mossul im August | |
| Sie wurde schon oft angekündigt und lange vorbereitet. Nun hat der | |
| irakische Regierungschef Haider al-Abadi am frühen Montagmorgen offiziell | |
| [1][den Beginn der Offensive gegen die Dschihadisten] des „Islamischen | |
| Staates“ (IS) in Mossul verkündet. Hier, in der zweitgrößten Stadt des | |
| Landes, begann im Sommer 2014 der Siegeszug des IS, und hier wird er wohl | |
| auch enden. | |
| Für die irakische Regierung ist es die größte Operation seit dem Abzug der | |
| US-Truppen im Jahr 2011 – eine Herausforderung, allerdings weniger in | |
| militärischem Sinn. Im Zweistromland selbst und in Syrien hat sich bereits | |
| gezeigt, dass der IS besiegbar ist, auch wenn sich die Kämpfe über Wochen | |
| oder Monate hinziehen können. | |
| In Mossul geht es um weit mehr als die Rückeroberung der zweitgrößten Stadt | |
| des Irak. Es geht genauso darum, dass Abadi, ein Schiit, Verantwortung | |
| dafür übernimmt, dass alle ethnischen und religiösen Gruppen des | |
| gespalteten Landes politisch teilhaben können. Die Regierung scheint sich | |
| dieser Problematik zumindest bewusst zu sein. Die für Gewalttaten | |
| berüchtigten schiitischen Milizen kämpfen dieses Mal nicht an der Seite der | |
| irakischen Armee vor der mehrheitlich sunnitischen Stadt Mossul im Norden. | |
| Sie werden stattdessen vor Hawija, 100 Kilometer weiter südlich eingesetzt. | |
| Wenn die Offensive nicht im Desaster enden soll, müssen ethnische | |
| Rivalitäten von Beginn an berücksichtigt werden. Dies gilt vor allem für | |
| die seit dem Sturz von Saddam Hussein politisch an den Rand gedrängten | |
| Sunniten. Ob Bagdad das gelingt, wird man daran ablesen können, wie und von | |
| wem Mossul nach der Rückeroberung verwaltet wird – eine derzeit noch offene | |
| Frage. | |
| Es besteht durchaus die Gefahr, dass die Armee, schiitische und sunnitische | |
| Milizen, die kurdischen Peschmerga sowie die Türkei ihren Anteil an der | |
| „Beute“ mit der Macht der Waffen einfordern. Für die ohnehin geschwächte | |
| irakische Regierung wäre eine solche Entwicklung ein Worst-Case-Szenario. | |
| Erneut könnten dann politische Machtkämpfe ausbrechen, denn Abadi hat auch | |
| erbitterte Widersacher unter den Schiiten, allen voran seinen Amtsvorgänger | |
| Nuri al-Maliki. Nach einer Eroberung Mossuls aufflammende Kämpfe wären eine | |
| Steilvorlage für innerschiitische Konflikte. Für die Stabilität des Irak | |
| wäre das das denkbar schlechteste Zeichen. | |
| 18 Oct 2016 | |
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| ## AUTOREN | |
| Beate Seel | |
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