# taz.de -- App für Samenspenden: Ein Baby auf Knopfdruck | |
> Samenspender kann man jetzt auch ganz einfach mit einer App suchen. Noch | |
> einfacher erfüllt sich der Kinderwunsch mit einem Babyroboter. | |
Bild: Nein, das ist nicht der Sternenhimmel, sondern die mögliche Zukunft der … | |
Jetzt also als App. Warum nicht? Eigentlich ist so eine App auch nichts | |
anderes als eine für das Smartphone optimierte Suchfunktion oder irgendein | |
Service, den man sonst auf einer Website findet und nutzt. Und wenn das mit | |
Pizza, Pommes und Partnern geht – warum soll das dann nicht genauso | |
selbstverständlich mit Sperma gehen? | |
Vielleicht weil wir mit Apps immer noch „schnell“ und „oberflächlich“ | |
verbinden. Wie bei Tinder. Der App, die zum Synonym für Partnersuche via | |
Smartphone geworden ist. Nicht schön: wisch, nicht schön: wisch, gar nicht | |
schön: wischwischwisch, och geht: wisch in die andere Richtung. Und die | |
Suche nach dem richtigen Samenspender ist doch nichts Oberflächliches. | |
Oder? | |
Klare Antwort: Bei der einen so, bei der anderen so. Der schnellste Teil | |
des Prozesses ist vermutlich eh die Auswahl des Spenders: Parameter | |
bestimmen, suchen, wenn nichts Geeignetes dabei ist, dann lässt sich | |
einstellen, dass man von der App informiert werden möchte, sobald ein | |
passender Spender auftaucht (ein interessanter Gesprächsansatz, wenn man | |
erklären will, warum gerade jetzt das Handy geklingelt hat). Erst | |
anschließend wird’s richtig kompliziert und nervenzehrend: | |
Fertilitätsklinik, Befruchtung, warten, hoffen. Da kann es nicht schaden, | |
wenn der erste Teil des Zeugungsprozesses möglichst einfach geht. | |
Wer es übrigens noch simpler möchte, der verzichtet gleich ganz auf Zeugung | |
und Kind – und bestellt sich einen der Babyroboter von Toyota. Kirobo Mini | |
heißt der Nachwuchsersatz, den der japanische Autohersteller gerade | |
vorgestellt hat. Kirobo soll ähnlich intelligent sein wie ein Fünfjähriger, | |
den Gemütszustand seines Gegenübers lesen können, hat große Kulleraugen, | |
was eine emotionale Bindung herstellen soll, kostet nur 350 Euro (das | |
Sperma aus London kostet 1.100 Euro) – und das Beste: Kirobo passt in den | |
Becherhalter im Auto. | |
5 Oct 2016 | |
## AUTOREN | |
Jürn Kruse | |
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