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# taz.de -- Selfie mit Hillary Clinton: Es geht nur ums „Ich“
> Ein Foto von Hillary Clinton und Fans, die ein Selfie mit ihr machen,
> geht um die Welt. Die „Generation Selfie“ ist selbstverliebt, aber
> schlimm ist das nicht.
Bild: „Das bin ich neben Hillary Clinton“
Ein [1][Foto geht um die Welt]. Auf der einen Seite die demokratische
Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton. Auf der anderen Seite ihre
Fans, die ihr den Rücken zukehren, um ein Selfie zu machen. Ein Bild von
sich selbst mit der vielleicht ersten Präsidentin der USA. Auf jeden Fall
ein echter Hingucker auf der nächsten Familienfeier.
Was für eine selbstverliebte Generation, die sich dermaßen in den
Vordergrund stellt, könnte man meinen. Man kann die starke Verbreitung der
Selfies in den letzten Jahren durchaus in diese Richtung interpretieren:
Als Kennzeichen einer vom Individualismus geprägten Gesellschaft, in der es
nicht mehr um die Orte geht, die ich besuche oder um die Menschen, die ich
treffe. Sondern darum, dass gerade ich es bin, der das tut. Priorität hat
das Individuum: „Das bin ich vor der Freiheitsstatue. Das bin ich am Grand
Canyon. Das bin ich vor Hillary Clinton.“ Ich, ich, ich.
Das Wiener Institut für Jugendkulturforschung kam 2014 in einer [2][Studie
zur „Generation Selfie“] zu dem Schluss, dass junge Menschen sich beim
Selfie machen „am Gefälligen und an den ästhetischen Standards“, die sie
aus den Medien kennen, orientieren. Es gehe darum, sich selbst gut zu
präsentieren, nach dem Motto „das, was du tust, was du bist und was du
hast, musst du auch herzeigen, sonst zählt es nicht“, schreibt
Studienleiterin Dr. Beate Großegger.
Das erklärt den Mitteilungsdrang der jungen – und auch der älteren – Leute
in den Sozialen Netzwerken. Und es ist eine problematische Einstellung:
Wenn nur noch zählt, was wir veröffentlichen, wird jede ruhige Minute im
Familien- oder Freundeskreis belanglos. So weit scheinen wir dann aber doch
noch nicht zu sein. Ansonsten wären die Sozialen Netzwerke aufgrund der
Masse an Beiträgen schlicht unbenutztbar.
## Selfies als Marketing-Instrument
Man sollte Selfies und das starke Mitteilungsbedürfnis vieler Menschen also
nicht verteufeln. Sicherlich lässt sich trefflich darüber streiten, ob man
von jedem Frühstück ein Foto und vor jeder Sehenswürdigkeit ein Selfie
knipsen muss. Muss man nicht. Es bringt aber auch niemanden um, wenn man es
tut.
Vielen Selfie-begeisterten geht es bei ihren Fotos übrigens um
Authentizität. Wenn ein und dasselbe Selfie zehnmal geschossen und dann mit
fetzigen Instagram-Effekten versehen wird, bleibt die freilich auf der
Strecke. Auch das [3][Gruppenselfie von Ellen DeGeneres] bei der
Oscarverleihung 2015 oder das [4][Nacktselfie von Kim Kardashian] sind kaum
authentischer, als ganz normale Fotos. Vielmehr ist das Selfie für Stars
häufig vor allem eines: ein gelungenes Marketing-Instrument.
Das gilt wohl auch für das Foto von Hillary Clinton und ihren Fans. [5][Wie
das Time Magazine berichtet], habe Clinton der Menge zugerufen, wer ein
Selfie machen wolle, solle sich umdrehen. Ihre Kampagnen-Fotografin Barbara
Kinney musste dann nur noch selbst abdrücken. Schon hatte sie ein Foto im
Kasten, das in den Sozialen Netzwerken und Medien für jede Menge
Aufmerksamkeit sorgte. Was will man als Präsidentschaftskandidatin mehr?
27 Sep 2016
## LINKS
[1] https://twitter.com/victomato/status/780119655423676416
[2] http://jugendkultur.at/generation-selfie/
[3] https://twitter.com/TheEllenShow/status/440322224407314432
[4] https://www.instagram.com/p/6P0-KluS5-/
[5] http://time.com/4508252/hillary-clinton-epic-selfie/
## AUTOREN
Moritz Clauss
## TAGS
Selfie
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TV-Duell
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