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# taz.de -- Paletten-Doktorfisch in „Findet Dorie“: Kauft Dorie – nicht!
> Der Disney-Film „Findet Dorie“ startet. Und facht das Interesse am
> Paletten-Doktorfisch an. Der braucht aber ein 2-Meter-Aquarium.
> Mindestens.
Bild: Dorie und Freund_innen bleiben besser im Ozean
Berlin taz | Viel Herz, aber ohne Kurzzeitgedächtnis: Der unter Amnesie
leidende Paletten-Doktorfisch Dorie, bekannt aus „Findet Nemo“, ist zurück.
Am Donnerstag startet „Findet Dorie“ in Deutschland. Mit dem Animationsfilm
wird das Interesse an dem Meerwasserfisch steigen. Wie 2003, als „Findet
Nemo“ in den Kinos lief. Viele Kinder wollten ein eigenes Aquarium mit dem
Clownfisch haben. Der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe (ZZF)
stellte damals eine erhöhte Nachfrage fest.
Ganz und gar ungeeignet ist ein Aquarium, das zum Kinostart von „Findet
Dorie“ angeboten wird. Es fasst nur 54 Liter. Beworben wird die
Sonderedition mit einer lachenden Dorie auf der Verpackung. Dabei würde sie
sich in dem 60 Zentimeter langen Aquarium eher wie ein Goldfisch im Glas
fühlen.
„Wir werden dahingehend beraten, dass es sich um einen Meerwasserfisch
handelt, der deutlich größere Anforderungen an die Haltung stellt“, erklärt
Bettina Link vom ZZF. Weil die Händler meistens vom Kauf abraten, rechnet
der Verband nicht damit, dass mehr Fische verkauft werden.
Doch Fische sind ja nicht nur in Zoohandlungen erhältlich. Auf
Heimtierbörsen und online können Kunden die Fische ohne Beratung bestellen.
In Online-Aquaristik-Shops gibt es einen kleineren Paletten-Doktorfisch
schon für 35 Euro. Er wird bis zu 20 Jahre alt und 25 Zentimeter groß. „Für
die erfolgreiche Haltung sollte man schon etwas Erfahrung in der
Meerwasseraquaristik haben“, sagt Stefan Hetz, Biologe an der
Humboldt-Universität Berlin. Er empfiehlt ein Aquarium, das mindestens zwei
Meter lang ist und 1.000 Liter fasst.
## Erfolgreichster Animationsfilm überhaupt
„Findet Dorie“ ist in den USA bereits drei Monate nach Kinostart der
erfolgreichste Animationsfilm überhaupt. 482 Millionen US-Dollar hat der
Film bislang eingespielt. Immer wieder gibt es nach Disney-Filmen mit
Tierhelden einen Hype: seien es Dalmatiner nach „101 Dalmatiner“, Ratten
nach „Ratatouille“ oder Clownfische nach „Findet Nemo“. „Beim Kauf wi…
meist nicht bedacht, welche Bedürfnisse die Tiere tatsächlich haben“, sagt
Lea Schmitz vom Tierschutzbund.
Im Fall von Dorie kommt noch dazu, dass es erst dieses Jahr gelungen ist,
den Paletten-Doktorfisch zu züchten. Das heißt, dass bisher alle im Handel
befindlichen Paletten-Doktorfische Wildfänge sind. Sie leben im Indopazifik
zwischen Ostafrika und Japan. Laut Umweltprogramm der Vereinten Nationen
(UNEP) wurden zwischen 1997 und 2002 jährlich etwa 6.000 Tiere in die
Europäische Union importiert. „Sie werden in der Regel mit Hilfe des Giftes
Cyanid gefangen“, erklärt Schmitz. „Niemand weiß, wie viele Korallen beim
Fang zerstört werden.“
„Ein Viertel aller marinen Arten lebt an Korallenriffen, obwohl diese nur
0,1 Prozent des Meeresbodens bedecken“, erklärt Britta König vom WWF. Die
schlimmste jemals dokumentierte Korallenbleiche bekommen die Kinogänger
jedoch nicht mit. Denn auch in „Findet Dorie“ ist die Unterwasserwelt vor
allem eine heile und bunte Welt.
27 Sep 2016
## AUTOREN
Fabian Schäfer
## TAGS
Kinostart
Animationsfilm
Disney
Zeichentrick
Dorsch
Animationsfilm
Film
Animationsfilm
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